Heißes Versprechen
Menschenmenge und der Musik waren gedämpft und schienen weit entfernt. Die Schritte der beiden Männer wurden durch den dicken Teppich abgeschwächt. Es waren keinerlei Bedienstete zugegen.
Stille umgab den privaten Speisesaal.
Glenthorpe durchbrach als Erster den oberflächlichen Austausch. »Ich hatte nicht erwartet, Ihnen heute hier zu begegnen. Darf ich davon ausgehen, dass Sie ebenfalls Anteile an diesem Geschäft besitzen?«
»An dem Minenvorhaben, meinen Sie?« Flood nahm die Flasche Claret vom Tisch und schenkte sich, ohne Glenthorpe ebenfalls etwas anzubieten, ein reichlich bemessenes Glas ein. »Ich war von Anfang an mit dabei und werde mir meinen Gewinn vorzeitig auszahlen lassen.«
»Die Möglichkeit, von Anfang an in dieses Vorhaben zu investieren, so sagte man mir, sei nur einer Hand voll Männern gestattet gewesen.«
»Richtig, lediglich durch Einladung hierzu war es überhaupt möglich.« Flood leerte den Claret und musterte über den Glasrand hinweg Glenthorpe. »Sie waren also einer derjenigen, denen man angeboten hat, gleich ab Beginn mit dabei zu sein?«
»Sie kennen mich doch, Flood.« Glenthorpes Lachen dröhnte hohl durch den kleinen Saal. »Ich habe schon immer eine gute Gelegenheit beim Schopf ergriffen, wenn sie meines Weges kam.«
»Ja, ich kenne Sie«, erwiderte Flood leise. »Und Sie kennen mich. Und wir beide kennen Oswynn. Recht interessant, finden Sie nicht?«
Glenthorpe zuckte zusammen. »Sie haben die Neuigkeiten bereits vernommen?«
»Dass man seine Leiche heute Morgen aus dem Fluss geborgen hat? Ja, das habe ich vernommen.«
»Ein Straßenräuber hat ihn erwischt«, meinte Glenthorpe halb befriedigt, halb verzweifelt. »Sie erinnern sich seines Charakters. Wild und draufgängerisch ist er jedes Risiko eingegangen und hat viel zu viel Zeit in den unsicheren Bezirken der Stadt verbracht. Es war ein Wunder, dass ihm nicht schon vor Jahren das Genick gebrochen worden ist oder ihn die Kugel von einem der Schurken aus den Rotlichtbezirken getroffen hat.«
»Wohl wahr«, stimmte Flood zu. »Ein Wunder. Aber jetzt gibt es ihn nicht mehr, nicht wahr? Jetzt sind nur noch zwei Mitglieder unseres kleinen Clubs am Leben.«
»Um Himmels willen, Flood, hören Sie mir doch mit diesem Oswynn auf.«
»Zwei von uns sind übrig, und durch einen merkwürdigen Zufall wurden wir heute beide vom Vorsitzenden dieses
Unternehmens hierher zitiert, um uns über die Höhe unserer Gewinne zu informieren.«
Glenthorpe trat ans Feuer, um sich zu wärmen. »Sie sind tatsächlich recht betrunken. Vielleicht sollten wir den Wein meiden, bis wir unsere Geschäfte abgeschlossen haben.«
»Unsere Geschäfte«, wiederholte Flood nachdenklich. »Richtig, unsere Geschäfte. Sagen Sie, finden Sie es denn nicht seltsam, dass bis jetzt noch niemand sonst erschienen ist?«
Glenthorpes Gesicht verdüsterte sich. Dann zog er seine Uhr aus der Tasche. »Es ist erst Viertel nach zehn.«
»Die Einladung war zu zehn Uhr.«
»Ja und?« Glenthorpe ließ die Uhr wieder in die Tasche gleiten. »Die Straßen waren heuer sehr befahren. Die anderen Investoren werden aufgehalten worden sein.«
Flood musterte die vier Gedecke auf dem Tisch. »Viele jedenfalls können es nicht sein.«
Glenthorpe folgte seinem Blick. Seine Hände zuckten unruhig. »Zumindest noch zwei.«
Flood betrachtete weiterhin die vier Gedecke auf dem Tisch. »Wenn wir davon ausgehen, dass eines der Gedecke für den Vorsitzenden dieses Unternehmens reserviert ist, so wäre, abgesehen von uns beiden, lediglich noch ein Investor zu erwarten. Offenbar sind nur wir drei dazu eingeladen worden, mit diesem Unternehmen unser Glück zu machen.«
»Das verstehe ich nicht.« Glenthorpe fummelte am Siegel seiner Uhrenkette. »Wer würde sich schon verspäten, um von seinen Gewinnen zu erfahren?«
Artemas trat hinter dem Paravent hervor.
»Ein toter Mann«, sagte er leise.
Flood und Glenthorpe fuhren herum.
»Hunt«, murmelte Flood.
»Was in aller Welt geht hier vor?« Glenthorpes vor Über-raschung weit aufgerissene Augen spiegelten nun lediglich die totale Verwirrung wider. »Warum haben Sie sich hinter dem Paravent versteckt? Sie hätten Ihre Ankunft ankündigen sollen. Dies ist nicht der Zeitpunkt für derartige Spielchen.«
»In diesem Punkt stimme ich Ihnen zu«, erwiderte Artemas. »Fortan wird es keine Spielchen mehr geben.«
»Was wollten Sie mit Ihrer Bemerkung über einen toten Mann andeuten?«, erkundigte sich Glenthorpe scharf.
»Sie sind
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