Heißes Versprechen
Bemerkung ist vollkommen richtig, Sir. Sie haben jedes Recht, hier Ihre Anordnungen zu erteilen. Ich gebe Ihnen mein Wort, das Haus nicht nochmals zu verlassen, ohne Sie zuvor von meinem Ziel in Kenntnis gesetzt zu haben.«
»Damit werde ich mich wohl zufrieden geben müssen. Und nun erzählen Sie mir doch von Ihren heutigen Abenteuern.«
»Um es kurz zu machen, bin ich darauf gekommen, dass nur sehr wenige Apotheken in London Kräuter aus Vanzagara vorrätig haben. Unter diesen wiederum gibt es nur eine sehr kleine Anzahl, die große Mengen davon anbieten. Wer auch immer den Weihrauch in Pitneys Labyrinth angezündet hat, um uns bewusstlos zu machen, musste eine recht beachtliche Menge davon besessen haben.«
Er schwieg zuerst offensichtlich beeindruckt, dann fragte er: »Also wollten Sie herausfinden, woher die Kräuter kamen?«
Seine schnelle Auffassungsgabe freute sie. »Um die Wahrheit zu sagen, wusste ich, wo wir damit anfangen könnten. Heute Morgen haben meine Tante und ich jene Arzneimit-telhandlungen aufgesucht, wo derartig einschläfernde Kräuter am wahrscheinlichsten feilgeboten wurden.«
Langsam drehte er sich zu ihr um, und sie wusste, sie konnte sich nun seiner Aufmerksamkeit völlig sicher sein.
»Fahren Sie fort«, drängte er.
»Wie gesagt gibt es nur wenige Handlungen, die diese Kräuter vorrätig haben. Vor einigen Monaten wurde einer dieser Arzneimittelhändler in seinem eigenen Laden ermordet aufgefunden.«
»Davon habe ich gerüchteweise gehört.« Artemas kniff die Augen zusammen. »Man munkelt auch, es habe in irgendeiner Weise mit dem Buch der Geheimnisse in Zusammenhang gestanden.«
»Richtig. Nachdem sich Ignatius Lorring das Leben genommen hatte, lösten sich die meisten dieser Gerüchte jedoch in Luft auf.«
»Damals habe ich mich gefragt, ob zwischen Lorrings Selbstmord und den Gerüchten über das Buch der Geheimnisse ein Zusammenhang bestehen mochte«, meinte Artemas nachdenklich. »Er war einer der ganz wenigen Männer in Europa, die es möglicherweise hätten entziffern können.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn man Lord Linslade Glauben schenkt, handelt es sich auch hier lediglich um Gerüchte, die dieses elende Buch umgeben. Wie auch immer, Bernice und ich wollten uns im Laden von Frau Moss nach den Schlafkräutern erkundigen.«
Er rieb sich geistesabwesend den Nacken. »Ich kenne die Arzneimittelhandlung der Frau Moss. Als ich meine eigenen Meditationskerzen hergestellt habe, habe ich die dafür benötigten Kräuter von ihr bezogen.«
»Zahlreiche Vanza-Gelehrte zählen bereits seit Jahren zu ihren Kunden. Sie erwähnte sogar, Lorring persönlich habe seine Kräuter bei ihr erstanden. Jedenfalls sagte sie mir, sie führe diese Kräuter zwar, habe zurzeit jedoch leider nichts
vorrätig, weil sie kürzlich einem Gentleman, einem Mitglied der Vanza-Gemeinschaft, ihren gesamten Vorrat verkauft habe.«
Jetzt machte Artemas tatsächlich einen wissbegierigen Eindruck. Er entfernte sich vom Fenster, trat auf den Schreibtisch zu und blickte sie an. »Wer ist er?«
»Lord Clay.«
Ein paar Sekunden lang schien Artemas erstaunt. »Ich bin ihm ein- oder auch zweimal begegnet. Er machte einen freundlichen, wenngleich etwas abgehobenen Eindruck. Sie würden ihn sicherlich als ein weiteres verrücktes Mitglied der Vanza-Gemeinschaft einordnen. Meines Wissens nach zeigte er kein sonderliches Interesse an der alten Sprache des Vanzagara. Mir fällt es schwer zu glauben, dass er nach etwas derart Verborgenem wie dem Buch der Geheimnisse suchen sollte.«
»Dennoch scheint es, als ob sich die einzige größere Menge einschläfernder Kräuter aus Vanzagara ausschließlich in seinem Besitz befindet.«
Artemas nahm den Brieföffner und klopfte damit geistesabwesend auf den Löschpapierhalter. »Keine sonderlich üppige Beweislage.«
»Können Sie etwas Hilfreicheres anbieten?«, entgegnete sie spitz.
Er warf den Brieföffner hin. »Nein. Also gut, wir werden Ihren Hinweis weiter verfolgen.«
»Aber wie? Schließlich können wir unmöglich sein Haus durchsuchen. Es ist nicht so leer, wie das von Pitney es gewesen ist. Eine ganze Reihe von Bediensteten werden dort Tag und Nacht zugegen sein.«
Artemas lächelte. »Eine alte Vanza-Weisheit besagt, eine überfüllte Festung sei ebenso leicht einzunehmen wie eine verlassene Festung.«
Sie runzelte die Stirn. »Diese Weisheit ist mir bisher noch nicht zu Ohren gekommen.«
»Vermutlich weil ich sie mir gerade eben aus den Fingern
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