Heißes Versprechen
zuvor begegnet ist, und verlangt seine Hilfe bei der Rettung ihrer Magd. In ihre Bitte lässt sie nicht nur einfließen, sie wisse sehr wohl, dass er der Besitzer der Vergnügungspavillons ist, sondern klärt ihn ebenfalls darüber auf, dass er ein Meister des Vanza ist. Jeder Mann in seiner Lage wäre darüber wohl beunruhigt.«
»Erfreut jedenfalls war er nicht, so viel ist sicher. Die Unterhaltung wird sich wohl kaum sonderlich angenehm gestalten. Doch nach dem, was er gestern Abend für uns getan hat, würde ich es als ausgesprochen unhöflich empfinden, ihm ein Treffen heute abzuschlagen.«
»Das allerdings wäre sehr unhöflich«, bekräftigte Bernice. »Wie sich die Sache anhört, haben ihn die gestrigen Ereignisse zum Helden gekürt. Latimer hat sich während des ganzen Vormittags über Herrn Hunts Taten ausgelassen.«
»Latimer hat gut reden, wenn er ihn zum Helden kürt. Ich aber bin es, die ihm heute gegenübertreten und ihm erläutern muss, weshalb ich derart vertrauliche Kenntnisse seiner geschäftlichen Gepflogenheiten besitze.«
»Ich kann nachvollziehen, dass das sicherlich eine unangenehme Sache sein wird.« Bernice musterte sie aufmerksam. »Du bist besorgt, dass du gestern Abend zwar seine Fähigkeiten hast nutzen wollen, du heute aber nicht mehr weißt, was du mit ihm anfangen sollst.«
»Er ist ein Vanza.«
»Das macht ihn nicht unbedingt einem Teufel gleich. Nicht alle Gentlemen, die der Vanza-Gemeinschaft angehören, ähneln Renwick Deveridge.« Bernice legte eine Hand auf Madelines Arm. »Du musst dir nur deinen Vater vor Augen führen, um die Richtigkeit dieser Aussage anzuerkennen.«
»Ja, aber ...«
»Nichts bei deinen Nachforschungen hat darauf verwiesen, dass Hunt zum Bösen tendiert, nicht wahr?«
»Nun ja, das nicht. Aber ...«
»Im Gegenteil, gestern Abend schien er ausgesprochen vernünftig gehandelt zu haben.«
»Ich habe ihm auch kaum eine andere Möglichkeit gelassen.«
Bernice zog eine Augenbraue in die Höhe. »Da sei dir nur nicht allzu sicher. Mein Gefühl sagt mir, Hunt hätte sich viel dickköpfiger verhalten können, wenn er das gewollt hätte.«
Ein Hoffnungsschimmer flackerte in Madeline auf. »Weißt du,Tante Bernice, möglicherweise hast du sogar Recht. Hunt zeigte sich gestern Abend ausgesprochen kooperativ.«
»Sicher kannst du ihm heute alles für ihn zufrieden stellend erklären.«
Madeline erinnerte sich an den Ausdruck der Hartnäckigkeit in seinen Augen, als er sie gestern Nacht zur Tür begleitet hatte. Das Gefühl der Erleichterung verflüchtigte sich.
»Dessen bin ich mir nicht so sicher.«
»Dein Problem ist lediglich das deiner zu aufgeriebenen Nerven.« Bernice griff nach einer kleinen blauen Flasche auf dem Tisch. »Nimm einen Löffel hiervon, wenn du deinen Tee einnimmst. In kürzester Zeit wirst du dich wieder taufrisch fühlen.«
»Danke,Tante Bernice.« Madeline nahm die Flasche. »Herrn Hunts wegen würde ich mir nicht allzu große Sorgen machen«, meinte Bernice. »Sein hauptsächliches Anliegen wird es sein, dass du seine Identität als Traum-Händler und Inhaber der Vergnügungspavillons nicht preisgibst. Das kann man ihm nicht verdenken. Zurzeit bewegt er sich in ausgesprochen hohen gesellschaftlichen Kreisen.«
»Ja.« Madeline runzelte die Stirn. »Ich frage mich, weswegen. Er scheint mir sonst nicht zu jenen zu gehören, die sich aus dieser Art der Gesellschaft viel machen würden.«
»Vermutlich sieht er sich nach einer Frau um«, erwiderte Bernice mit Bestimmtheit. »Wenn es herauskäme, dass er als Geschäftsmann tätig ist, würde das die Möglichkeiten seiner Wahl ganz erheblich einschränken.«
»Eine Frau?« Madeline war selbst über ihre Reaktion auf Bernice’ Annahme verblüfft. Weshalb sollte ihr die Vorstellung widerstreben, dass Hunt seine Geschäftsverbindungen geheim halten wollte, weil er sich nach einer Ehefrau umsah? Das war eine vollkommen vernünftige Schlussfolgerung. »Ja, natürlich. Diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht in Erwägung gezogen.«
Bernice warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. »Weil du viel zu beschäftigt bist, an Verschwörungen zu denken, und auch in die kleinsten und alltäglichsten Dinge dieser Tage große Bedeutung hineinliest. Kein Wunder, dass deine Nerven zu angespannt sind, um nachts Schlaf zu finden.«
»Damit magst du Recht haben.« Madeline wandte sich zum Gehen. »Eines aber ist sicher, ich muss Hunt davon überzeugen, dass seine Geheimnisse bei mir sicher
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