Heißes Versprechen
beobachtete eine in einem Fenster über ihnen stehende Kerze. »Und wer hat Sie bedroht, Sir?«
»Sein Name ist mir nicht bekannt.«
»Sicherlich können Sie ihn beschreiben?«
»Nein.« Wieder hielt Flood inne. »Die Sache ist die, ich habe ihn noch nie zu Gesicht bekommen.«
»Wenn Sie den Mann noch nie gesehen haben, warum in aller Welt sollte er Sie dann bedrohen wollen?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Flood weinerlich. »Das ist es ja, was die Sache so merkwürdig macht.«
»Sie haben keinerlei Verdacht, weswegen der Unbekannte Sie herausgesucht hat, um Sie zu bedrohen?«
»Er sandte ...« Flood stieß einen schrillen Schrei aus, als eine Katze über die Straße schoss und in einer Gasse verschwand. »Verdammt auch, was war das?«
»Nur eine Katze.« Artemas hielt inne. »Sie haben wirklich etwas für Ihre Nerven nötig, Flood. Was hat Ihnen dieser Mann gesandt?«
»Ein Siegel. Und zwar die Art von Siegel, die man an einer Uhr befestigt.«
»Weswegen empfinden Sie das als Bedrohung?«
»Das ist... schwer zu erklären.« Wo er einmal mit Reden angefangen hatte, schien Flood sich nicht mehr zurückhalten zu können. »Das Ganze geht auf einen Vorfall vor einigen Jahren zurück. Ein paar Freunde und ich hatten etwas Spaß mit einer kleinen Schauspielerin. Die dumme Gans aber machte sich los und nahm Reißaus. Es war dunkel. Wir waren auf dem Land, und dann hatte sie einen Unfall und sie ... ach, lassen wir das. Die Sache ist die, dass sie geschworen hat, ihr Liebhaber werde sich eines Tages an uns rächen.«
»Und nun glauben Sie, dass er gekommen ist, richtig?«
»Eigentlich ist es unmöglich.« Wieder blickte Flood über seine Schulter. »Es kann unmöglich der sein, von dem sie meinte, er würde sich an uns rächen. Selbst wenn das kleine Flittchen einen Liebhaber gehabt haben sollte, warum sollte der sich die Mühe machen und uns jetzt nachstellen? Schließlich war sie nur eine Schauspielerin. Außerdem sind inzwischen fünf Jahre ins Land gegangen.«
»Sie kennen ja das Sprichwort: >Rache ist eine Mahlzeit, die man am besten kalt serviert«.«
»Aber wir haben sie nicht umgebracht.« Floods Stimme wurde lauter. »Sie ist tödlich gestürzt, als sie in der Nacht davonrannte.«
»Es scheint mir eher, dass sie bei dem Versuch gefallen ist, Ihnen und Ihren Freunden zu entkommen, Flood.«
»Ich muss einen Weg finden, mit ihm zu sprechen, wer immer er auch sein mag.« Flood blickte erneut beunruhigt um sich. »Ich könnte ihm erklären, dass wir nichts Böses im Schilde führten. Nur etwas Spaß halt. Es war nicht unsere Schuld, dass das dumme Ding ...«
»Sparen Sie sich weitere Worte, Flood. Sie brauchen sich mir gegenüber nicht erklären. Ich möchte Ihre Entschuldigungen nicht hören.«
Eine Prostituierte lächelte Artemas aus einem von einer Kerze beleuchteten Fenster zu. Sie ließ den Schal von ihrer Schulter gleiten und legte eine ihrer Brüste mit einer rosa Knospe frei. Er betrachtete sie ohne jedes Interesse, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu.
»Es liegt nunmehr einige Monate zurück«, bemerkte Flood nach einer Weile. »Vielleicht war es ja auch nur ein böser Scherz.«
»In diesem Fall besitzt der Rächer wahrlich einen merkwürdigen Sinn für Humor.«
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Artemas, wie sich die Schatten in seinem Rücken veränderten. Einen kurzen Augenblick lang konnte er die Ursache nicht ausmachen, doch dann begriff er.
»Verfluchter Mist«, murmelte er leise. »Sie hat die Kerze gelöscht.«
»Die Hure?« Flood blickte auf das dunkle Fenster zurück. »Ja und? Vielleicht wollte sie ...«
Er brach ab, als er bemerkte, wie Artemas sich gegen die Steinwand presste und ihm nicht zuhörte.
Der Angreifer sprang weder aus einer Seitenstraße noch aus einer dunklen Toreinfahrt. Stattdessen fiel er von einem hoch gelegenen Fenster auf die Straße herunter. Die rauschenden Falten eines schwarzen Umhangs umwehten ihn und verdeckten das karge Licht der Gaslaternen.
Er wird ein Messer bei sich tragen, dachte Artemas. Die meisten Vanza-Bewegungen kamen ohne Waffen aus, doch gab es Ausnahmen. Und der »Spinne aus den Wolken«-An-griff war immer mit einem Messer verbunden.
Artemas griff nach dem Saum des Umhangs, so dass der Stoff den Angreifer nicht einwickeln würde, so wie es dieser vorgehabt hatte. Er zerrte daran und entkam nur knapp dem Tritt eines Stiefels.
Der Vanza-Kämpfer landete auf dem Trottoir und wandte sich Artemas zu. Sein
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