Heißes Versprechen
Gesicht war von einer schwarzen Seidenmaske verdeckt. Ein Lichtstrahl ließ das Messer eisig aufblitzen, dann schnellte er vor.
Artemas glitt beiseite. Ihm war bewusst, dass er jetzt schon den Plan dieses bestimmten Manövers durchkreuzt hatte. Er musste schnell handeln, ehe der Angreifer sich mit einer anderen Strategie behalf.
Der maskierte Kämpfer merkte, dass er sein Ziel nicht erreichen würde. Er versuchte sich aufzurichten. Es gelang ihm, sich nicht selbst an die Wand drängen zu lassen, doch verlor er kurzzeitig das Gleichgewicht.
Artemas versetzte dem Arm, der das Messer hielt, einen Stoß. Der Schlag saß. Ein Grunzen war zu hören, dann fiel das Messer klirrend zu Boden.
Da er das Gleichgewicht verloren hatte, entschied sich der Kämpfer, den Angriff abzubrechen. Er schnellte zurück. Wie ein großer schwarzer Flügel blähte sich sein Umhang in seinem Rücken auf.
Artemas schnappte nach dessen Saum und zerrte heftig daran. Es überraschte ihn nicht, ihn fast unmittelbar in den Händen zu halten, denn der maskierte Mann hatte bereits die Schnalle gelöst.
Der Angreifer entschwand in die tiefen Schatten einer unbeleuchteten Gasse. Seine Schritte hallten in der Ferne. Artemas hielt immer noch den Wollumhang in den Händen.
»Verflucht auch.« Flood starrte Artemas vollkommen verblüfft an. »Er ist direkt auf Sie losgegangen. Der Mistkerl hat versucht, Ihnen die Kehle durchzuschneiden.«
Artemas betrachtete den Umhang in seinen Händen.
»Ja.«
»Ich muss schon sagen, den hatten Sie wirklich sehr gut im Griff. Einer solchen Kampftechnik bin ich noch nie begegnet. Wirklich sehr ungewöhnlich.«
»Ich hatte das Glück, gewarnt worden zu sein.« Artemas blickte auf das nunmehr dunkle Fenster, an dem die Hure unmittelbar vor dem Angriff die Kerze gelöscht hatte. »Das war zwar vermutlich nicht an mich gerichtet gewesen, doch ist das ohne Belang.«
»Diese verdammten Straßenräuber werden mit jedem Tag dreister«, schimpfte Flood. »Wenn es noch schlimmer werden sollte, kann niemand mehr auf der Straße gehen, ohne einen Wächter zu haben, der ihm den Rücken absichert.«
Artemas nahm das Seil, das von einem der Fenster herabbaumelte, in die Hand. Ein flüchtiger Blick auf die komplizierten Knoten reichte ihm aus. Eine Unzahl von Ganoven und Dieben trieb in London ihr Unwesen, doch nur wenige unter ihnen waren in der alten Kampfkunst des Vanza ausgebildet.
10. Kapitel
Die lodernden Flammen schossen in die Höhe. Noch beschränkten sie sich auf das Laboratorium ein Stockwerk höher, doch warfen sie ein dämonisches Licht in den langen Flur. Rauch wand sich wie ein dunkles Banner, das eine Armee von Dämonen aus der Hölle ankündigte. Sie kauerte vor der Schlafzimmertür. Der schwere Eisenschlüssel war von seinem Blut benetzt. Sie versuchte, nicht auf das Blut auf dem Teppich zu schauen. Doch just in der Sekunde, als sie den Schlüssel in das Schloss zu stecken versuchte, lachte der tote Mann auf. Der Schlüssel entglitt ihren Händen ...
Madeline schreckte zitternd aus dem Schlaf. Sie setzte sich kerzengerade auf, rang nach Atem und hoffte, sie habe nicht laut geschrien. Ihr Körper war von eiskaltem Schweiß bedeckt. Der dünne Stoff ihres Nachthemds klebte ihr an Brust und Rücken.
Einen Augenblick lang wusste sie nicht einzuordnen, wo sie sich befand. Erneut ergriff die Angst von ihr Besitz, und sie taumelte aus dem Bett. Als ihre nackten Füße den kalten Boden berührten, erinnerte sie sich plötzlich daran, dass sie sich in Artemas Hunts großem, düsterem Haus befand. Sein gut geschütztes, großes, düsteres Haus, verbesserte sie sich.
Ihre Finger zitterten, ganz wie sie es im Traum auch getan hatten. Sie musste sich zusammenreißen, um die Kerze anzuzünden. Nachdem ihr das gelungen war, warf die kleine Flamme ein beruhigendes Licht auf die gedrechselten Bett-pfosten und den Waschtisch. Die eilig von ihr zusammengepackten Bücherkisten stapelten sich in einer Ecke.
Ein Blick auf die Uhr bestätigte, dass es fast drei Uhr morgens war. Sie hatte tatsächlich zwei volle Stunden geschlafen, che sie von dem Traum aufgewacht war. Das war wirklich recht erstaunlich, denn sonst schlief sie nur sehr selten vor dem Morgengrauen ein. Vielleicht hatte sie die Gewissheit einschlafen lassen, dass sein Haus über kräftige Schlösser verfügte und von einem Hund recht ansehnlicher Größe und einem stämmigen Wachmann bewacht wurde.
Sie trat zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Der Flur war
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