Heißes Versprechen
Bitte, fahren Sie doch fort.«
»Nun, es schien mir, dass Herr Pitney möglicherweise wegen eines erneuten Vorfalls die Stadt verlassen hat. Vielleicht ist der Eindringling nochmals aufgetaucht und hat ihm Angst eingejagt. Meiner Ansicht nach gibt es nur eine einzige logische Vorgehensweise.«
»Ist dem so?« Ein gefährlich lakonisches Glitzern funkelte in Artemas’ Augen auf. »Und welche wäre das, gnädige Frau?«
Sie hielt inne, denn sie war sich seiner Stimmung nicht sicher. Dann beugte sie sich ein wenig vor und sprach leise, obwohl niemand sonst zugegen war. »Ich schlage vor, dass wir während Herrn Pitneys Aufenthalt auf dem Land sein Haus durchsuchen. Vielleicht finden wir etwas von Bedeutung, einen Hinweis, der uns über den Grund seiner Abreise aufklärt.«
Zu ihrer Überraschung nickte Artemas zustimmend. »Ein ganz ausgezeichneter Einfall. Dasselbe hatte ich heute Abend auch schon gedacht.«
»Wussten Sie denn, dass er die Stadt verlassen hat?«
Er zuckte mit den Schultern. »Jemand hat es heute beim Kartenspiel erwähnt.«
»Verstehe.« Ihre Stimmung besserte sich. »Dann sind wir uns offenbar über die Vorgehensweise einig, Sir. Das ist doch sehr zufrieden stellend, nicht wahr?«
Er warf ihr einen zweideutigen Blick zu. »Nicht so zufrieden stellend, wie andere Formen der Einigkeit es wohl sein mögen.«
Sie beachtete seine Äußerung nicht weiter. Er war wirklich in einer ganz besonderen Stimmung heute, dachte sie. Andererseits kannte sie ihn noch nicht sehr lange. Möglicherweise war dieses seltsame Verhalten durchaus typisch für ihn. Sie wollte die Unterhaltung lieber auf der rein geschäftlichen Ebene halten.
»Wie ich annehme, werden wir Pitneys Haus des Nachts aufsuchen«, sinnierte sie laut vor sich hin.
»Und damit riskieren, dass alle Nachbarn merkwürdige Lichter in seinem Haus sehen? Nein, das wäre kein sehr kluges Vorgehen.«
»Oh.« Sie überlegte. »Wollen Sie also vorschlagen, dass wir uns das Haus während des Tages ansehen? Ist das nicht etwas gewagt?«
»Um Pitneys Garten ist eine hohe Mauer. Wenn ich erst einmal darüber gestiegen bin, wird mich niemand mehr sehen können.«
Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie die Bedeutung seiner Worte begriffen hatte. Dann jedoch wurde sie wütend. »Einen Moment, Sir, Sie werden diese Sache nicht alleine durchziehen. Das ist mein Plan, und ich habe die Absicht, ihn auszuführen.«
Er kniff die Augen zusammen. »Ich werde mich um die
Angelegenheit kümmern. Sie werden hier bleiben, während ich Pitneys Haus durchsuche.«
Seine arrogante Annahme wurde ihr zu viel. Sie sprang auf. »Ich bestehe darauf, Sie zu begleiten, Sir.«
»Diese Angewohnheit von Ihnen, sich mir bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu widersetzen, bringt mich allmählich aus der Fassung, Madeline.« Er setzte das leere Glas bedeutungsvoll ab. »Sie haben meine Dienste angefordert, um gewisse Nachforschungen zu betreiben, und doch fechten Sie jede meiner Entscheidungen an.«
»Das ist nicht wahr.«
»Es ist wahr, und ich bin es leid.«
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. »Sie vergessen Ihre Stellung, Sir.«
Artemas bewegte noch nicht einmal so viel wie seine Augenbrauen, doch war ihr sofort klar, dass sie einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte.
»Meine Stellung?«, wiederholte er in einem beängstigend ruhigen Tonfall. »Offenbar fällt es Ihnen schwer, mich in dieser Angelegenheit als Ihresgleichen zu betrachten. Schließlich bin ich Geschäftsmann.«
Ihr Mund wurde trocken. »Ich beziehe mich auf Ihre Stellung innerhalb unserer Abmachungen, Sir«, wandte sie hastig ein. »Ich hatte damit nicht andeuten wollen, dass ich Sie in irgendeiner Weise für geringer denn einen Gentleman halte, nur weil Sie ... äh ...«
»Nur weil ich mit Träumen handle?« Er erhob sich mit der Geschmeidigkeit einer Katze, die im Garten ein kleines Vögelchen erblickt hat.
»Ihre geschäftlichen Belange haben hiermit nichts zu tun«, ergänzte sie und hoffte, ihrer Aussage genügend Nachdruck verliehen zu haben.
»Es freut mich sehr, das zu hören, gnädige Frau.« Er öffnete die linke Hand.
Sie hörte ein leises Klicken und sah, dass er den kleinen Gegenstand, mit dem er vorher gespielt hatte, weggeworfen hatte. Er landete auf dem Tisch. Von ihrer Warte aus konnte sie ihn nicht erkennen, doch glaubte sie einen goldenen Schimmer wahrgenommen zu haben. Artemas kam auf sie zu. Ruckartig wandte sie ihm ihr Gesicht zu. »Artemas?«
»Es ist sehr freundlich von
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