Heißes Versprechen
möglicherweise noch ganz andere Dinge zu verstecken.«
Als sie die Bedeutung seiner Worte erfasste, blickte sie zu ihm auf. »Glauben Sie, dass Pitney hier etwas sehr Bemerkenswertes versteckt hat?«
»Was einem Mann von solch ausgeprägter Schrulligkeit wie der Pitneys bemerkenswert erscheint, mag andere überhaupt nicht interessieren«, beschwichtigte Artemas.
»Wohl wahr, doch angesichts der wenigen bisher gesammelten Hinweise sollten wir diesem vielleicht nachgehen.«
»Darin stimme ich mit Ihnen überein. Wir brauchen etwas Schnur.«
»Schnur? Ach ja, natürlich. Um unseren Weg durch das Labyrinth zu markieren. Die werden wir in der Küche finden können.«
Artemas kam in dem schmalen Gang auf sie zu. Er war nur noch einen Schritt von ihr entfernt, als sein Blick an ihr vorbei zu der dunklen Treppe am Eingang des Labyrinths wanderte.
»Verdammt noch eins«, murmelte er.
Plötzlich drehte er die Laterne ganz herunter und löschte ihre Kerze. Sie waren von totaler Dunkelheit umgeben.
»Was ist denn los?« Unwillkürlich begann Madeline zu flüstern.
»Jemand steht auf halber Treppe im Schatten«, erwiderte er sehr leise.
»Pitney?«
»Das kann ich nicht sagen. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen. Kommen Sie.«
Er nahm ihren Arm und zog sie tiefer in das Labyrinth hinein. Sie spürte, wie er sich seinen Weg ertastete. Panik durchflutete sie. Die Vorstellung, sich in einem unbeleuchteten Labyrinth zu verirren, entfesselte eine ganz elementare Angst. Plötzlich fiel ihr das Atmen schwer. Sie ermahnte sich, dass sie immer noch im Besitz der Laterne waren.
Sie spürte erst einen Luftzug, dann hörte sie einen lauten Knall.
»Was war das?«, fragte sie.
»Der Mistkerl hat die Tür oberhalb der Treppe verschlossen«, erwiderte Artemas leise.
Ein gedämpftes Klirren von Eisen auf Eisen ertönte. »Und abgeschlossen hat er sie auch«, fügte er unwirsch hinzu. »Aber das habe ich mir auch verdient. Schließlich habe ich es Ihnen gestattet, mich dazu zu überreden, diesen Ort zu durchsuchen.«
»Ich wette, Eaton Pitney ist dort oben.« Wut erfasste Madeline und verdrängte etwas die Angst, die ihr die Brust einschnürte. »Vermutlich glaubt er, ein paar seiner so genannten Fremden in seinem Labyrinth überrascht zu haben.«
»Er hat tatsächlich ein paar Fremde überrascht.« Artemas wandte sich der Laterne zu. »Uns, um sie beim Namen zu nennen.«
»Vielleicht könnten wir ihn rufen und ihm erklären, dass wir nichts Böses im Schilde führen.«
»Ich möchte bezweifeln, dass er uns durch die dicke Tür hindurch hören kann. Doch selbst wenn, so halte ich es für unwahrscheinlich, ihn davon zu überzeugen, dass wir nichts Böses im Schilde führen. Immerhin hat er uns beim Durchsuchen seines verdammten Kellers überrascht.« Artemas schwieg nachdenklich. »Es ist natürlich durchaus möglich, dass es gar nicht Pitney war, der uns eben hier eingeschlossen hat.«
Sie erstarrte. »Meinen Sie, es könnte der Eindringling gewesen sein, der vor unserer Ankunft das Haus durchsucht hat?«
»Möglich.« Artemas drehte die Öllampe wieder hoch, zog eine Pistole aus der Tasche, überprüfte sie kurz und blickte dann interessiert zur Decke.
Entweder war er von seinem eigenen Spiegelbild auf den Kacheln über ihren Köpfen fasziniert, oder aber er betete um göttlichen Beistand, dachte Madeline. Keiner der beiden Möglichkeiten erschien ihr für ihre unmittelbare Zukunft als sonderlich hilfreich.
»Artemas, ich zögere, darauf hinzuweisen, doch können wir uns hier nicht ewig aufhalten.«
»Wie bitte? Nein, natürlich nicht. Die Köchin wird sich Sorgen machen, wenn wir zum Abendessen nicht zurück sind. Von Ihrer Tante ganz zu schweigen. Das werde ich mir wahrscheinlich auf alle Ewigkeiten Vorhalten lassen müssen.«
»Es sind nicht nur die Köchin und meine Tante, die sich Sorgen machen werden.« Sie sah sich unsicher um. »Ich selbst werde es wahrscheinlich auch ein wenig mit der Angst zu tun bekommen, falls wir uns hier sehr lange aufhalten müssen. Ich möchte Sie daran erinnern, dass wir keines von Bernice’ Elixieren bei uns tragen.«
»Die dürfen wir das nächste Mal, wenn wir uns in ein Abenteuer stürzen, nicht vergessen.«
Plötzlich musterte sie ihn misstrauisch. »Verdammt, Sir, mir scheint, Sie beginnen sich zu amüsieren.«
»Es erscheint mir nur gerecht, dass ich aus dieser Sache auch etwas Amüsement gewinne.« Er musterte weiterhin die Decke des Durchgangs. »Schließlich waren Sie
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