Heißes Versprechen
es, die das Eindringen in Pitneys Haus als recht erheiternd empfunden hat.«
»Hier handelt es sich nicht um ein Spiel, Sir. Was glauben Sie, wie lange der Eindringling die Tür bewachen wird?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Artemas nahm seinen Blick von der Decke und lächelte sie belustigt an. »Noch möchte ich die Antwort herausfinden. Kommen Sie, wir sollten los, sonst werden wir uns noch zum Abendessen verspäten.«
»Was soll das heißen, wohin sollen wir gehen?«
»Dies ist ein Vanza-Labyrinth.«
»Das ist mir bekannt, doch was hat das zu bedeuten?«
»Es wird einen zweiten Ausgang geben«, sagte er, bog um eine Ecke und war verschwunden.
»Artemas, wagen Sie es nicht, mich zu necken.« Sie hob ihre Röcke und eilte ihm hinterher. Im nächsten gekachelten Gang holte sie ihn ein. »Was haben Sie vor?«
»Ich will den zweiten Ausgang finden, was sollte ich sonst Vorhaben?«
Sie starrte auf seinen Rücken, während sie ihm um eine weitere Ecke des Labyrinths folgte. »Und wie genau wollen Sie diesen zweiten Ausgang ausfindig machen?«
»Indem ich die Spur verfolge natürlich.«
»Welche Spur denn?« Sie bemühte sich, die unheimlichen, verstörenden Muster an den sie umgebenden Wänden nicht anzusehen. »Artemas, falls dieses eines der seltsamen Vanza-Spiele ist, das Sie mit mir spielen, so muss ich Ihnen sagen, dass es mich nicht im Leisesten erheitert.«
Er blickte sie über die Schulter hinweg an. Mehr als nur die Andeutung arroganter Zufriedenheit war in seinem Lächeln zu lesen. »Der Weg durch dieses Labyrinth ist deutlich markiert. Jeder, der sich genau umsieht, kann es sehen.«
Sie schaute sich kurz um, sah jedoch lediglich Linien, die sich bis zu einem weit entfernten Horizont und einer weiteren falschen Öffnung in der Wand erstreckten. »Ich kann keinerlei Markierung erkennen.« Er hob eine Hand und deutete auf die Decke. Sie folgte seiner Bewegung. Zuerst sah sie lediglich das flimmernde Muster winziger Kacheln. Als sie sich jedoch konzentrierte, entdeckte sie eine schwache Abzeichnung von Ruß auf der glänzenden Oberfläche einiger der helleren Fliesen.
Der rußige Nachweis musste durch unzählige Kerzen und Öllampen hervorgerufen worden sein, die Eaton Pitney über die Jahre bei seinem Weg durch das Labyrinth benutzt hatte. Ihre Erleichterung war so groß, dass sie Artemas beinahe seine überhebliche Selbstzufriedenheit verziehen hätte. »Sehr aufmerksam von Ihnen, die Markierung zu bemerken«, meinte sie verstimmt.
»Halten Sie sich mit Ihren Lobpreisungen lieber zurück, meine Süße. Sie können nicht ahnen, welche Wirkung sie auf mich ausüben.« Er bog um eine weitere Ecke und betrat einen Gang, der wiederum mit seltsamen Mustern versehen war. »Ich versichere Ihnen, bei Ihren glühenden Worten wird mir schwindelig.«
Sie verzog das Gesicht, was er jedoch nicht bemerkte, denn er hatte ihr den Rücken zugewandt. Sie entschied sich, das Thema zu wechseln. »Der arme Herr Pitney. Offenbar hat er eine Heidenangst vor seinen mysteriösen Fremden, dass er sich so ängstlich verhält. Man stelle sich nur vor, uns hier in diesem albernen Labyrinth einzuschließen. Wenn wir wieder draußen sind, werde ich mit ihm zu reden versuchen.«
»Und was soll das bezwecken?«
»Ich verfüge über einige Erfahrung im Umgang mit den schrulligen Vanza-Freunden meines Vaters. Ich bin davon überzeugt, wenn ich mit Herrn Pitney von Angesicht zu Angesicht sprechen kann, kann ich ihm Vernunft beibrin-
gen.«
»Hoffentlich behalten Sie Recht, denn ich selbst hätte Herrn Pitney auch ein paar Fragen zu stellen.« Artemas hielt inne und blickte auf etwas auf dem Fußboden. »Auch hoffe ich, wir werden ihn nicht im metaphysischen Raum aufsuchen müssen, um ihm diese Frage zu stellen.«
Sie blickte auf die getrockneten braunen Flecken auf einigen der blassgelben Fliesen. Ein Schauer fuhr ihr über den Rücken. »Blut?«
Artemas bückte sich, um die Spuren eingehender betrachten zu können. »Ja, und zwar Blutspuren, die erst vor kurzer Zeit getrocknet sind. Was auch immer hier geschehen ist, ist erst vor wenigen Stunden geschehen.« Er richtete sich auf und blickte den Gang hinunter, den sie gekommen waren. »Bis zu diesem Punkt waren keine Flecken auf dem Boden zu sehen gewesen. Entweder ist dies der Ort, an dem das Opfer verletzt wurde, oder aber er wurde an einer anderen Stelle des Labyrinths verletzt und hat es geschafft, die Blutung bis hier unter Kontrolle zu halten.«
Madeline war
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