Heisshunger go Home
der vier Systeme jedoch gestört und fällt die Dopaminfreisetzung im NA ab, entsteht ein Gefühl der Angst, Unvollständigkeit, Erregtheit und Mutlosigkeit. Das Gehirn versucht, das zu beheben, und setzt alles daran, dass die »Belohnung« erfolgt, dass wir »Appetitanreger« essen, die den Spiegel der erforderlichen Neurotransmitter wieder ansteigen lassen. Das ist die Grundlage des Heißhungers bzw. des Drangs zum erneuten Essen.
In den vergangenen Jahren wurde die Rolle des Belohnungssystems beim Essverhalten eingehend untersucht. Wie jede andere genussvolle Tätigkeit stimuliert Essen bestimmte Bereiche der Hirnstrukturen, die Wohlgefühl erzeugen. Beim Essen werden Neurotransmitter ausgeschüttet, die bekanntermaßen Glücksgefühle, Entspannung und Trost hervorrufen. Und auch wenn der Reiz von Nahrungsmitteln bis zu einem gewissen Grad vom Ernährungszustand abhängt - Sie wissen, wie viel besser Speisen aussehen oder riechen, wenn wir hungrig sind -, ist auch eindeutig erwiesen, dass bei manchen Personen und bei längeren Veränderungen in der Ernährung der Geschmack die Oberhand gewinnt, unabhängig vom Energiebedarf.
Und nun zu den vier am Belohnungsvorgang beteiligten Systemen:
Serotonin, GABA (Gammaaminobuttersäure), die Opioidpeptide und Dopamin.
Serotonin wird häufig als »Glückshormon« bezeichnet, weil es ein Gefühl der Ruhe, persönlichen Sicherheit, Entspannung und Zuversicht auslöst. Ein niedriger Spiegel ist mit depressiven Verstimmungen assoziiert, weil wir bei Serotoninabfall träge, apathisch und traurig sind und nah am Wasser gebaut haben. Viele Antidepressiva erhöhen daher künstlich den Spiegel dieses Wirkstoffs im Gehirn. Serotonin ist auch am Belohnungssystem und an der Steuerung von Hunger und Nahrungsaufnahme beteiligt.
Serotonin wird ausgeschüttet, wenn wir hochglykämische Kohlenhydrate (wie Zucker) konsumieren und insbesondere Schokolade. Serotonin wird aus der Aminosäure Tryptophan hergestellt. Insulin, das als Reaktion auf den erhöhten Blutzuckerspiegel infolge der hoch-glykämischen Kohlenhydrate ausgeschüttet wird, entfernt Glukose und einige Aminosäuren aus dem Blut, lässt jedoch Tryptophan zurück, mit der Folge einer relativ höheren Tryptophankonzentration im Blut und einer vermehrten Serotoninfreisetzung im Gehirn. Das ist der Grund, warum man nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit häufig entspannt und ein wenig euphorisch ist. Das ist aber auch der Grund, warum man Heißhunger auf Süßigkeiten und stärkehaltige Dinge oder auf Nahrungsmittel, die rasch in Zucker zerlegt werden, hat, wenn man deprimiert ist oder der Serotoninspiegel aus anderen Gründen niedrig ist, so wie bei Frauen vor ihrer Periode. Bestimmte Nahrungsmittel sind tryptophanreich, beispielsweise Putenfleisch - leider ist eine Scheibe Putenbrust aber meist nicht annähernd so leicht verfügbar wie ein Schokoriegel, wenn wir dringend Serotonin brauchen!
Außerdem nimmt zu Beginn einer Diät die Serotoninkonzentration im Blut häufig ab, wenn der Blutzuckerspiegel wieder auf ein normales Niveau zurückkehrt. Auch wenn die gesunden Blutzuckerzielwerte nur erreicht werden, spürt der Körper eine Veränderung und reagiert darauf. In dieser Phase kann Heißhunger auf Süßigkeiten und Stärke auftreten mit dem Ziel, sowohl den Zucker- als auch den Serotoninspiegel zu erhöhen. Glücklicherweise gehen diese Heißhungergefühle vorüber, wenn sich der Körper an den neuen, den Zielwert gewöhnt hat. Bei chronischem Stress reduziert nicht bloß der veränderte Kohlenhydratstoffwechsel den Blutzucker- und damit auch den Serotoninspiegel, Cortisol verringert die Serotoninausschüttung auch direkt. Dadurch wird unser Verlangen nach Süßigkeiten und Stärke umso intensiver.
Auch eine fettreiche Ernährung scheint den Serotoninspiegel zu erhöhen. Medikamente, die ihn erhöhen, mindern das Verlangen nach fettigen Speisen; Studien an gestressten Tieren zeigen, dass ein höherer Fettgehalt in der Nahrung die Stressbelastung reduziert, indem er den Serotoninspiegel erhöht.
GABA (Gammaaminobuttersäure ) ist unser endogenes Beruhigungsmittel, es fördert Ruhe und Entspannung. Ein erhöhter GABA-Spiegel ist mit einem herabgesetzten Verlangen nach schmackhaften Speisen assoziiert, trägt also zur Eindämmung von Heißhunger bei. Wirkstoffe, die GABA-Rezeptoren im Gehirn stimulieren, wurden bereits untersucht; es zeigte sich eine Reduktion des Appetits und der Nahrungsaufnahme.
Die Opioidpeptide sind
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