Heisskalte Glut
vermischt.«
Das wußte Faith bereits. Sie hatte die
Auskunft angerufen, um die Nummer zu bekommen. Als sie dort nicht fündig
geworden war, war sie hierhergefahren, um ihn zu suchen.
Nach einer Weile legte die kleine Dame den Hörer wieder auf.
»Keine Antwort. Jetzt mache ich mir aber wirklich Sorgen. Es ist nicht Francis'
Art, nicht Bescheid zu geben, wo er ist.«
»Ich rufe alle Krankenhäuser an«, sagte Faith mit Entschiedenheit.
»Darf ich von hier aus telefonieren?«
»Aber selbstverständlich. Wir haben zwei
Leitungen, man kann uns also trotzdem noch erreichen. Wenn wir einen Anruf
erhalten, müssen Sie allerdings auflegen, damit ich ihn annehmen kann.«
Faith dankte Gott für die südstaatliche
Gastfreundschaft, nahm das Telefonbuch von New Orleans und suchte die Krankenhäuser
heraus. Es waren mehr, als sie erwartet hatte. Mit dem obersten beginnend,
wählte sie dessen Nummer.
Eine halbe Stunde später und mit dreimaliger
Unterbrechung wegen einlaufender Telefonate gab sie sich geschlagen. Mr.
Pleasant war in keinem der örtlichen Krankenhäuser zu finden. Wenn er auf der
Fahrt zurück von Prescott krank geworden war, wäre er in einem anderen
Krankenhaus untergekommen. Aber in welchem?
Es konnte ihm ja auch etwas wirklich Schlimmes
zugestoßen sein. Das war eine Möglichkeit, an die sie gar nicht zu denken
wagte. Wenn Guy Rouillard ermordet worden war und Mr. Pleasants Fragen eine
bestimmte Person aufgestört hatten .. . allein der Gedanke verursachte ihr
Übelkeit. Wenn dem freundlichen älteren Herrn etwas zugestoßen sein sollte, so
war es ihre Schuld, weil sie ihn da hineingezogen hatte. Sie hatte ja nichts
gehabt, woran sie sich halten konnte, abgesehen von Renees Behauptung, daß sie
an jenem Abend überhaupt nicht mit Guy zusammen gewesen war und ihn seither nie
wiedergesehen hatte.
Die wenigsten Menschen würden wohl einen Mord
hinter einer solchen Geschichte vermuten. Die wenigsten Menschen hätten jetzt
die Angst, daß Mr. Pleasant irgendwie auf dieselbe Person gestoßen war, die
auch Guy ermordet hatte. Aber andererseits waren die wenigsten Menschen mitten
in der Nacht aus ihrem Haus gejagt und in den Dreck gestoßen worden. Vor dem
Verschwinden von Renee und Guy war Faiths Leben zwar freudlos, aber doch
berechenbar gewesen. In jener Nacht jedoch war ihr Glaube an die beruhigende
Normalität des Lebens zusammengebrochen. Niemals hatte sie wieder dieselbe Geborgenheit
verspürt. Es war, als ob man einen Vorhang aufgerissen hatte und sie nun
ständig an alle erdenklichen Gefahren erinnert wurde. Schlimme Dinge waren
nicht nur möglich, ihrer Erfahrung nach waren sie sogar wahrscheinlich. Sie
hatte Scotties Hand gehalten, als er gestorben war, sie hatte Kyle in der
Leichenhalle identifiziert. Sie hatte keine Zweifel mehr, daß solche Dinge
vorkamen im Leben.
»Was werden Sie jetzt tun?« fragte die Sekretärin, die davon
auszugehen schien, daß Faith etwas unternähme.
»Eine Vermißtenanzeige aufgeben«, erwiderte Faith, weil das das
einzige war, was ihr einfiel. Mr. Pleasant war so plötzlich und so
unwiederbringlich wie Guy Rouillard verschwunden. Und er hatte Fragen über Guy
Rouillard gestellt. Zufall? Ziemlich unwahrscheinlich. Aber andererseits hatte
sie keinerlei Anhaltspunkte, die eine polizeiliche Untersuchung rechtfertigen
würden. Sie konnte lediglich eine Vermißtenanzeige aufgeben. Das würde
wenigstens eine wie auch immer geartete Nachforschung in Gang setzen.
Sie erkundigte sich nach dem Weg zum Polizeihauptquartier und fuhr
dorthin. Ein Beamter zeigte ihr das zuständige Büro. Dann saß sie auf einem
steillehnigen Stuhl und erzählte einem müde blickenden Detektiv, der sich den
Anschein des Interesses gab, was sie wußte.
»Sie haben das Motel angerufen, in dem er
wohnte? Und er war bereits nicht mehr da?« fragte Detektiv Ambrose. Sein
ermatteter Blick erhellte sich etwas, wenn er sie anblickte.
»An der Rezeption hatte man Mr. Pleasant nicht
gesehen. Der Portier sagte, daß er den Schlüssel auf dem Nachttisch
hinterlassen habe und daß seine Sachen nicht mehr dagewesen seien.«
»War das Zimmer im voraus bezahlt worden?«
Faith nickte.
»Nichts Ungewöhnliches also. Demnach hat ihn
niemand gesehen, nachdem er Prescott verlassen hat. Seine Post stapelt sich in
seinem Büro, niemand nimmt zu Hause sein Telefon ab, und sein Herz ist auch
nicht mehr das beste.« Der Detektiv schüttelte den Kopf. »Ich werde mir sein
Haus ansehen, vielleicht finde ich etwas, aber
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