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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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an seinem Bett gesessen«,
sagte sie mit ruhiger Stimme, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. »Ich
habe seine Hand gehalten, als er starb.« Sie strich sich über die Lider. »Ich
habe mich immer gefragt, ob Guy sein Vater gewesen ist.«
    Daran hatte Gray noch niemals gedacht. Er blickte sie an. Allein
der Gedanke, daß sein Vater noch weitere Kinder gezeugt hatte, entsetzte ihn.
Ebenso aber auch die Möglichkeit, daß Guy diese Kinder im Dreck hatte verkommen
lassen.
    Faith suchte nach seiner Hand. »Ich glaube aber nicht, daß er der
Vater war«, sagte sie, um ihn zu trösten. »Er hätte keines seiner Kinder so
leben lassen, wie wir gelebt haben. Wenn Scottie sein Sohn gewesen wäre, dann
hätte er für ihn gesorgt. Ich weiß zwar nicht, wer Scotties Vater war, aber von
Papa war er bestimmt nicht.«
    Gray blinzelte, und in seinen Augen glitzerten Tränen. »Ja«, sagte
er mit rauher Stimme. »Er hätte für ihn gesorgt.« Etwas später fragte er: »Was
ist denn mit dem Rest deiner Familie geschehen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, Jodie lebt
irgendwo in der Nähe von Jackson, aber ich habe sie, seit sie achtzehn war,
nicht mehr gesehen. Und was aus Papa und den Jungs geworden ist, davon habe ich
keinen Schimmer.« Sie vermied es sorgfältig, Renees Namen zu erwähnen.
    Ihre Familie, soweit man sie überhaupt als
solche bezeichnen konnte, war durch seine Handlungen zerschlagen worden. Er
umarmte sie fest, als ob er so den Schmerz der Vergangenheit für sie lindern
könnte.
    »Ich habe meinen Vater gehaßt, eine Zeitlang
jedenfalls«, gab er zu. »Mein Gott, als ich herausfand, daß er abgehauen war ..
. er war der Fels in der Brandung für unsere Familie gewesen, nicht
Mutter. Es hat so weh getan, ich konnte es nicht ertragen.« Faith biß sich auf
die Unterlippe. Sie dachte daran, was sie ihm schon sehr bald würde sagen
müssen.
    »Monica hat versucht, sich umzubringen«,
sagte er plötzlich. »Kurz nachdem ich ihr von Papas Verschwinden erzählt habe,
hat sie sich die Pulsadern aufgeschnitten. Auf dem Weg zum Krankenhaus wäre sie
fast verblutet. Als ich am Abend zur Baracke fuhr, kam ich geradewegs vom
Krankenhaus in Baton Rouge.«
    Sie merkte, daß er ihr seine Wahnsinnswut damals erklären wollte.
Er wollte ihr erklären, warum er damals so gehandelt hatte. Sie küßte seine
Schulter, und in der Geste lag Vergebung. Eigentlich hatte sie ihm ja schon vor
langer Zeit vergeben, denn sie verstand nur zu gut den Schmerz und das Gefühl
des Betrogenseins, das er erlebt haben mußte.
    Er blickte zu dem Ventilator an der
Zimmerdecke hoch. »Mutter hat sich vollkommen in sich selbst zurückgezogen. Sie
hat kein Wort mehr gesagt und sogar nichts mehr zu sich genommen. Zwei Jahre
lang hat sie ihr Zimmer nicht verlassen. Sie ist der egozentrischste Mensch,
dem ich je begegnet bin«, urteilte er mit brutaler Ehrlichkeit. »Dennoch möchte
ich sie nie wieder so erleben.«
    Deshalb war er auch so eisern bestrebt, daß
weder Monica noch seine Mutter durch Faiths Handlungen oder Worte verletzt
wurden. Sie hatte selbst ein wenig von seiner übersteigerten Fürsorglichkeit
zu spüren bekommen. In gewisser Hinsicht war er wie der Feudalherrscher
Prescotts. Sein Einfluß berührte fast jeden Aspekt des Gemeinwesens, und wie
ein Feudalherrscher nahm er seine Pflichten sehr ernst.
    Er rollte sich auf sie und drang mit
zärtlicher Unnachgiebigkeit in sie ein. Sie hielt den Atem an, denn sie war
von den vorherigen Malen noch wund. Er stützte sich auf die Ellenbogen und wiegte ihren Kopf in seinen Händen. »Diese Nacht damals
verbindet uns«, flüsterte er. »So häßlich sie auch war, wir teilen unsere
Erinnerungen daran. Und es war nicht nur häßlich. In jener Nacht schon habe ich
dich begehrt, Faith.« Er bewegte sich langsam in ihr, und sein Blick wurde von
der sich allmählich steigernden Lust überschattet. »Du warst erst vierzehn
Jahre alt, aber ich begehrte dich. Und als ich dich in dem Motel wiedergesehen
habe, da war es so, als ob die zwölf Jahre überhaupt nicht gewesen wären, denn
ich begehrte dich noch immer.«
    Dann lächelte er. »Soll ich es noch einmal auf französisch
wiederholen?« fragte er.
    Als Faith das
nächste Mal aufwachte, lag sie regungslos und beobachtete Gray im Schlaf. Seine
dunklen Wimpern warfen Schatten auf seine Wangenknochen, ein schwarzer
Bartwuchs zierte sein Kinn. Seine Lippen waren leicht geöffnet, sein kräftiger
Körper entspannt. Seine Schönheit nahm ihr den Atem. Sein

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