Heisskalte Glut
es
machte ihm Spaß, es immer wieder zu versuchen. Es war ein wunderbarer Morgen.
Die Sonne schien durch die Bäume hindurch auf das schnell fließende Wasser.
Alles duftete herrlich frisch. Es waren gute, saubere Gerüche
voller guter und sauberer Farben, die den säuerlichen Alkoholgestank
wettmachten, den die vier Menschen verströmten, die zu Hause ihren gestrigen
Rausch ausschliefen.
Zu glauben, daß Scottie seine Kleidung nicht
naß machen würde, war geradezu so, als ob man von der Sonne erwarten würde, im
Westen aufzugehen. Als sie den Bach erreicht hatten, zog sie ihm die Hose und
das Hemd aus und ließ ihn mit lediglich einer Windel bekleidet im Wasser
planschen. Sie hatte für den Weg nach Hause eine trockene Windel mitgebracht.
Sorgfältig hängte sie die Kleidungsstücke über einige Äste und watete dann
selbst in den Bach, um Scottie im Auge zu behalten. Wenn eine Schlange auf ihn
zukommen sollte, würde er nicht wissen, daß er achtgeben mußte. Sie hatte zwar
keine Angst vor Schlangen, aber sie war vorsichtig.
Ein paar Stunden ließ sie ihn vor sich
hinplanschen, dann hob sie ihn aus dem Wasser. Wild trampelnd protestierte er.
»Du kannst nicht länger drin bleiben«, erklärte sie ihm. »Sieh doch mal, deine
Zehen sind schon verschrumpelt wie alte Pflaumen.« Sie setzte sich auf den
Boden und wechselte seine Windel, dann zog sie ihn an. Das war nicht einfach,
denn er fuchtelte immer noch wie wild herum und versuchte, ins Wasser zu
entfliehen.
»Laß uns Eichhörnchen suchen gehen«, sagte sie. »Kannst du eins
entdecken?«
Abgelenkt blickte er sofort mit vor Aufregung
aufgerissenen Augen in die Bäume und suchte sie nach Eichhörnchen ab. Faith
nahm sein kleines Händchen und führte ihn langsam durch den Wald auf einem
gewundenen Weg zurück zu ihrer Baracke. Wenn sie dort anlangten, war vielleicht
auch Renee wieder zu Hause.
Obwohl ihre Mutter schon häufiger die Nacht
über weggeblieben war, sorgte sich Faith. Sie unterdrückte ihre Befürchtungen,
aber unterschwellig hegte sie doch immer die Angst, daß Renee eines Tages gehen und niemals nach Hause zurückkehren
würde. Faith war realistisch genug um zu wissen, daß Renee augenblicklich
verschwunden wäre, wenn sie einem Mann begegnete, der ihr ein besseres Leben
versprach. Vermutlich war Guy Rouillard sowieso der einzige Grund, der sie
noch an Prescott band. Und was konnte der ihr schon geben? Wenn er sie eines
Tages verlassen sollte, dann würde sich Renee nicht länger in Prescott
aufhalten, als sie zum Zusammenpacken ihrer Sachen benötigte.
Scottie hatte zwei Eichhörnchen entdeckt, eines auf einem Ast und
ein anderes, das gerade einen Stamm hinaufkletterte. Zufrieden ließ er sich von
Faith führen. Als sie sich jedoch dem Haus näherten und er merkte, wohin sie
gingen, machte er grunzende Geräusche und versuchte, sich von Faith loszureißen.
»Hör auf damit, Scottie«, sagte Faith und zog ihn aus dem Wald
heraus auf die unbefestigte Lehmstraße, die auf ihre Baracke zuführte. »Ich
kann jetzt nicht länger mit dir spielen, ich muß Wäsche waschen. Aber ich
spiele Auto mit dir, wenn ich...«
In diesem Augenblick hörte sie hinter sich das tiefe Brummen
eines Motors. Ihr erster, erleichterter Gedanke war: Mama ist wieder zurück.
Aber es war nicht Renees schickes rotes Auto, das ihnen aus der Kurve
entgegenkam. Es war ein schwarzes Corvette Cabrio, das als Ersatz für den
grauen Wagen gekauft worden war, den Gray während seiner Schulzeit gefahren
hatte. Faith erstarrte und vergaß sowohl Scottie als auch Renee. Ihr Herz stand
still, dann schlug es so heftig gegen ihre Rippen, daß ihr fast übel wurde.
Gray auf dem Weg zu ihnen!
Sie wurde so von Freude übermannt, daß sie
fast vergessen hätte, Scottie vor den Rädern auf den Grasrand hinaufzuziehen.
Gray. Ihr quoll das Herz über. Ein leichtes Zittern begann in ihren Knien und stieg allein bei dem Gedanken, mit ihm zu
sprechen, ihren schlanken Körper hinauf. Und wenn es auch nur ein gemurmelter
Gruß sein sollte.
Sie starrte ihn an und nahm jeden seiner Gesichtszüge
wahr, während er auf sie zusteuerte. Obwohl sie nicht viel von ihm sehen
konnte, erschien er ihr doch etwas schmaler als zu seiner Footballzeit. Auch
sein Haar war etwas länger. Seine Augen waren ganz die alten, dunkel wie die
Sünde und ebenso verführerisch. Sein Blick streifte sie, als sein Wagen an
Scottie und ihr vorbeifuhr und er höflich mit dem Kopf nickte. Scottie zerrte
vor Aufregung über das
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