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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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durchgebrannt
ist!« schrie Gray mit wutverzerrtem Gesicht.
    Der nackte Schrecken durchzuckte Faith, und wieder verschwamm
alles vor ihren Augen. »Nein«, hauchte sie.
    Gray schnellte mit dem Kopf zu ihr herum. Seine dunklen Augen
funkelten wütend, während er sie maß. »Du machst immerhin einen nüchternen
Eindruck. Weißt du, wo Renee ist? Ist sie letzte Nacht nach Hause gekommen?«
    Faith schüttelte benommen den Kopf. Ein dunkles Grauen erfüllte
sie. Sie hatte den ätzenden, gelben Geruch der Angst in ihrer Nase – ihrer
eigenen Angst.
    Seine Oberlippe kräuselte sich und zeigte bleckend seine weißen
Zähne. »Das hatte ich auch nicht angenommen. Sie ist mit meinem Vater
durchgebrannt.«
    Wieder schüttelte Faith den Kopf und konnte gar nicht damit
aufhören. Nein. Das Wort hallte durch ihren Kopf. Lieber Gott, bitte
nicht.
    »Lügner!« schrie Amos, schwankte auf den wackligen Tisch zu und
sank auf einen der Stühle. »Renee würde mich und die Kinder nicht verlassen.
Sie liebt mich. Ihr herumhurender Vater ist mit irgendeiner neuen Eroberung
...«
    Wie eine angreifende Schlange schoß Gray herum. Seine Faust traf
Amos' Kinn, und sowohl Amos als auch der Stuhl fielen krachend zu Boden.
    Vor Schrecken aufheulend, vergrub Scottie sein Gesicht noch tiefer
an Faiths Körper. Sie aber war so entsetzt, daß sie noch nicht einmal tröstend
ihren Arm um ihn legen konnte. Er fing an zu weinen.
    Amos strauchelte auf die Beine und versuchte, den Tisch zwischen
sich und Gray zu schieben. »Warum haben Sie mich geschlagen?« jammerte er und
hielt sich das Kinn. »Ich habe Ihnen nichts zuleide getan. Was auch immer Renee
und Ihr Vater getan haben, hat doch nichts mit mir zu tun!«
    »Was soll denn das ganze Gebrüll hier?«
ertönte Jodies betont lässige Stimme, die sie immer dann gebrauchte, wenn sie
einem Mann gefallen wollte. Faith blickte in Richtung Tür und riß entsetzt die
Augen auf. Jodie lehnte im Rahmen, ihr rotblondes, ungebürstetes Haar hatte
sie über ihre bloßen Schultern geworfen. Sie trug lediglich ein paar
spitzenverzierte Höschen und hielt sich geziert ein Jäckchen zu, das ihren
Busen gerade eben bedeckte. Mit großen Augen, deren so offensichtlich falsche
Unschuld Faith zusammenzucken ließ, blinzelte sie Gray an.
    Gray betrachtete sie angeekelt, zog die
Lippen zusammen und wandte sich ab. »Bei Anbruch der Dämmerung seid ihr hier
alle verschwunden«, sagte er in Amos' Richtung. »Sie verpesten unser Land mit
Ihrem Gestank, und ich habe es satt, den in meiner Nase zu haben.«
    »Was, wir sollen verschwinden?« krächzte Amos. »Sie überheblicher
Schurke, Sie können uns hier nicht einfach rausschmeißen. Es gibt da
schließlich Gesetze ...«
    »Aber nicht für Leute, die keine Miete
zahlen«, erwiderte Gray mit eiskaltem Lächeln. »Die Kündigungsschutzgesetze
finden bei Landstreichern keine Anwendung.« Er drehte sich um und schritt auf
die Tür zu.
    »Moment!« rief ihm Amos hinterher, und sein
erschrockener Blick raste im Zimmer umher, als ob er dort eine Lösung finden
würde. »Nicht so voreilig. Vielleicht ... vielleicht haben sie ja nur einen
längeren Ausflug gemacht. Sie werden wiederkommen. Genau, Renee wird
zurückkommen. Sie hat schließlich überhaupt keinen Grund abzuhauen.«
    Gray lachte rauh auf, während sein abschätziger Blick die ärmliche
Einrichtung der Baracke streifte. Irgend jemand, vermutlich die jüngste
Tochter, hatte versucht, sie sauberzuhalten. Aber das war gerade so, als ob man
versuchen würde, die Flut aufzuhalten. Amos und die beiden Jungen, die
lediglich eine jüngere Variante ihres Vaters darstellten, beobachteten ihn verstockt.
Die ältere Tochter stand immer noch in der Tür und versuchte ihm so viel wie
möglich von ihren Brüsten zu zeigen, ohne den dünnen Umhang ganz
fallenzulassen. Der kleine mongoloide Junge hing schluchzend am Rockschoß der
Jüngsten. Das Mädchen stand wie versteinert da und starrte ihn aus riesigen,
glänzend grünen Augen an. Ihre dunkelroten Haare hingen ihr unordentlich über
die Schultern, und ihre nackten Füße waren staubig.
    So dicht neben ihm konnte Faith seinen Gesichtsausdruck gut
erkennen. Als er das Umfeld abschätzend maß, zuckte sie zusammen. Dann
schließlich blickte er sie an. Er taxierte ihr Leben, ihre Familie und sie
selbst und empfand das alles als vollkommen wertlos.
    »Sie hat keinen Grund abzuhauen?« fragte er verächtlich. »Ich
denke eher, sie hat nicht den mindesten Grund, hierher

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