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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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kannte
Andrea viel zu gut, um zu glauben, daß sie ihren Chef über die Anlage von
seinem Anruf informieren würde. Gray war von Kindesbeinen an oft genug in dem
Büro gewesen, um zu wissen, daß Andrea die Anlage nur dann benutzte, wenn ein neuer
Klient vor ihr stand. Meistens drehte sie sich einfach in ihrem Stuhl um, hob
die Stimme und rief durch die offene Tür in ihrem Rücken in Alex' Büro hinein.
    Gray mußte grinsen, als er sich an Guys
schallendes Gelächter erinnerte. Guy hatte von Alex' Versuchen erzählt, Andrea
zu dem etwas förmlicheren Umgang zu erziehen, der allgemein in Kanzleien
gepflegt wurde. Der arme, gutmütige Alex hatte gegen seine Sekretärin nicht die
geringste Chance gehabt. Sie hatte mit einer solchen Kälte auf den Angriff reagiert,
daß das ganze Büro wie vereist gewesen war. Statt mit dem üblichen 'Alex' hatte
sie ihn mit 'Mr. Chelette' angesprochen, hatte grundsätzlich die
Zwischensprechanlage benutzt und dafür gesorgt, daß sich ihre
kameradschaftliche Zusammenarbeit in Luft auflöste. Wenn er vor ihrem
Schreibtisch gestanden und ein wenig hatte plaudern wollen, war sie
aufgestanden und hatte sich auf die Toilette verzogen. Die vielen
Kleinigkeiten, die sie normalerweise nebenher erledigte und die Alex die Arbeit
sehr erleichterten, dirigierte sie jetzt an Alex weiter. Er mußte nun früher
ins Büro und konnte erst später wieder gehen, während Andrea peinlich genau
darauf achtete, auf die Minute pünktlich Feierabend zu machen. Sie zu ersetzen
stand gar nicht zur Debatte, denn Rechtsanwaltsgehilfinnen waren in Prescott
Mangelware. Innerhalb von nur zwei Wochen hatte Alex klein beigegeben, und
Andrea rief ihm von Stund an wieder durch die offene Tür hindurch zu.
    Es knackte in der Leitung, und Alex hob ab. Seine langsame,
gutmütige Stimme drang durch den Hörer. »Guten Morgen, Gray. Du bist ja schon
früh auf den Beinen.«
    »So früh nun auch wieder nicht.« Er war immer schon früher als Guy
aufgestanden, aber die Leute schlossen vom Vater auf den Sohn. »Ich bin auf dem
Weg nach Baton Rouge, um mir ein Grundstück anzusehen. Hast du eine Ahnung, wo
mein Vater steckt?«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine kurze Pause. »Nein,
leider nicht.« Wieder eine vorsichtige Pause. »Ist irgend etwas nicht in
Ordnung?«
    »Gestern nacht ist er nicht nach Hause gekommen, und um zehn hat
er einen Termin mit Bill Grady.«
    »Verdammt«, sagte Alex leise, aber Gray konnte die Aufregung in
seiner Stimme hören. »Mein Gott, ich hätte nicht gedacht, daß er ... ach,
verdammt noch eins!«
    »Alex.« Grays Stimme war scharf wie frisch gewetzter Stahl, der
sich durch Draht bohrt. »Was ist denn los?«
    »Ich schwöre, Gray, ich hätte nicht geglaubt, daß er es wahr
machen würde«, erwiderte Alex geknickt. »Vielleicht hat er es ja auch gar
nicht, vielleicht hat er lediglich verschlafen.«
    »Was wahr machen würde?«
    »Er hat bereits mehrmals davon gesprochen, aber immer nur, wenn er
betrunken war. Ich schwöre, niemals hätte ich geglaubt, daß es ihm ernst damit
wäre. Himmel, wie konnte er so etwas denn ernst meinen?«
    Der Plastikhörer knirschte in Grays zupackendem Griff. »Was ernst
meinen?«
    »Deine Mutter zu verlassen.« Alex schluckte hörbar. »Und mit Renee
Devlin durchzubrennen.«
    Behutsam legte Gray den Hörer zurück auf die Gabel. Eine Weile saß
er vollkommen regungslos da und starrte auf das Telefon. Es konnte nicht sein
... so etwas würde Guy einfach nicht tun. Warum sollte er auch? Warum sollte er
mit Renee durchbrennen, wenn er nach Belieben mit ihr vögeln konnte? Alex mußte
sich irren. Niemals hätte Guy seine Kinder oder sein Geschäft ... aber dann
wiederum war er so erleichtert gewesen, als Gray sich gegen den Football
entschieden hatte. Außerdem hatte Guy ihn im Schnellverfahren mit allen wesentlichen
geschäftlichen Vorgängen vertraut gemacht.
    Einen gnädigen Augenblick lang konnte es
Gray einfach nicht glauben. Doch er war viel zu sehr Realist, als daß dieser
Moment lange hätte dauern können. Die Erstarrung legte sich, und eine
ungebremste Wut nahm ihre Stelle ein. Wie eine angreifende Schlange schnellte
er nach dem Telefon herum und schleuderte es durch das in tausend Scherben
zerberstende Fenster.
    Sobald
Scottie sein Frühstück gegessen hatte, verließ Faith die Baracke. Sie nahm ihn
mit zu dem kleinen Bach, wo er im flachen Wasser herumplanschen konnte und
versuchte, die Fische zu erwischen. Das gelang ihm natürlich nicht, aber

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