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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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zurückzukommen!«
    Er schwieg und ging an Faith vorbei auf die
offene Drahttür zu. Sie knallte gegen die Wand, dann fiel sie zu. Der Motor
seines Wagens heulte auf, und einen Augenblick später war Gray verschwunden.
Faith stand wie versteinert mitten im Zimmer, während sich Scottie immer noch
weinend an sie klammerte. Sie fühlte sich völlig benommen. Sie wußte, daß sie
irgend etwas unternehmen sollte, aber was? Gray hatte gesagt, daß sie hier
verschwinden mußten. Das Ausmaß dieses Befehls lähmte sie. Verschwinden? Wohin
sollten sie denn gehen? Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie konnte
lediglich ihre bleischwere Hand heben und tröstend Scotties Haare streicheln:
»Ist schon gut, ist schon gut.« Dennoch wußte sie genau, daß das gelogen war.
Mama war weg. Nie wieder würde alles wieder gut sein.

4
    Gray schaffte
es fast einen Kilometer zu fahren, dann wurde sein Zittern so stark, daß er den
Wagen anhalten mußte. Er lehnte den Kopf gegen das Lenkrad, schloß die Augen
und versuchte seine Panik in den Griff zu bekommen. Was in aller Welt
sollte er jetzt nur tun? Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er solche Angst
gehabt.
    Ängstliche Verwirrung ergriff ihn. Am
liebsten hätte er sich in Mutters Rockschoß vergraben, so wie der kleine
Devlinjunge sich an die dünnen Beine seiner Schwester geklammert hatte. Aber zu
Noelle konnte er nicht gehen. Selbst als er noch ein Kind gewesen war, hatte
sie seine klammernden kleinen Hände weggeschoben. Er hatte früh gelernt, sich
von seinem Vater trösten zu lassen. Und selbst wenn Noelle zärtlicher gewesen
wäre, konnte er sie nicht um Zuspruch anflehen, denn genau das würde sie bei
ihm zu finden hoffen. Es lag jetzt in seiner Verantwortung, sich um seine
Mutter und seine Schwester zu kümmern.
    Warum hatte Guy das getan? Wie konnte er nur einfach weggehen? Das
Verschwinden, der Verrat seines Vaters erschienen Gray, als ob man ihm das
Herz aus dem Leib risse. Guy hatte doch Renee ohnehin immer gehabt. Was also
hatte ihn bewogen, seine Kinder, sein Geschäft und sein Erbe im Stich zu
lassen? Gray hatte seinem Vater immer nahe gestanden, hatte sich seiner Liebe
stets sicher gefühlt und jederzeit auf seine volle Unterstützung gezählt. Jetzt
aber, wo diese Liebe und Unterstützung plötzlich fehlten, fühlte er sich, als
ob man ihm seine Lebensgrundlage genommen hätte.
    Er war vollkommen erschüttert. Mit knappen
zweiundzwanzig Jahren schienen die Probleme wie unbezwingbare Berge drohend
vor ihm aufzuragen. Noelle und Monica wußten immer noch von gar nichts.
Irgendwie mußte er die Kraft aufbringen, es ihnen zu sagen. Für sie mußte er
ein Fels sein. Er mußte seinen eigenen Schmerz verdrängen und sich darauf
konzentrieren, das Familienvermögen zusammenzuhalten. Die Situation stellte
sich ganz anders dar, als wenn Guy gestorben wäre. Denn dann hätte Gray die
Aktien und das Geld geerbt und die Kontrolle
darüber erhalten. In der jetzigen Situation jedoch gehörte immer noch alles
Guy, nur daß er nicht mehr da war. Das Vermögen der Rouillards fiele in sich
zusammen, aufmerksame Investoren würden sofort abspringen, und die
Aufsichtsräte würden die Macht an sich reißen. Gray würde wie ein Löwe zu
kämpfen haben, um auch nur die Hälfte des jetzigen Vermögens zu sichern.
    Noelle, Monica und er besaßen ein paar wenige Anteile, die auf
ihre Namen überschrieben waren. Aber das würde nicht ausreichen. Guy hatte Gray
zwar einen Schnellkurs im Management des Unternehmens erteilt, das Management
selbst aber hatte er ihm nicht überschrieben. Es sei denn, er hatte irgendwo
einen Brief hinterlassen, der Gray zur Führung des Unternehmens befugte. Wenn
ein solcher Brief existieren sollte, dann würde er im Arbeitszimmer zu finden
sein.
    Wenn er dort nichts fand, dann müßte er Alex'
Hilfe erbitten, um eine Strategie auszuarbeiten. Alex war ein verdammt
intelligenter Mann und ein guter Unternehmensberater. Er hätte in einer
größeren Stadt eine viel lukrativere Kanzlei haben können. Da er aber durch das
Vermögen seiner Familie gestützt war, konnte er es sich leisten, in Prescott zu
bleiben. Er hatte alle geschäftlichen Dinge für Guy geregelt und war
gleichzeitig sein bester Freund gewesen. Deswegen würde er sich auch der
rechtlichen Konsequenzen genauso bewußt sein wie Gray.
    Und wahrlich, dachte Gray entmutigt, er hatte alle Hilfe nötig,
derer er habhaft werden konnte.
    Als er den Kopf vom Lenkrad hob, hatte er sich wieder

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