Heisskalte Glut
nicht
schnell agiere und Guy keinerlei Vorkehrungen getroffen hat, dann haben wir
bald keinen Topf mehr, in den wir pinkeln können.«
Alex schluckte, nickte aber. »Also gut. Ich
werde alles tun, um deine rechtlichen Ansprüche zu klären. Aber ich kann dir
jetzt schon sagen, wenn Guy weder eine Vollmacht hinterlassen hat, noch hier
wieder auftaucht, dann steckt die Karre wirklich tief im Dreck. Alles ist an
ihn gebunden, es sei denn, Noelle reicht die Scheidung ein. In dem Falle stünde
ihr die Hälfte der Aktien zu, allerdings würde auch das viel Zeit in Anspruch
nehmen.«
»Ich muß mit dem Schlimmsten rechnen«, erwiderte Gray. »Ich werde
nach Hause fahren und nach der Vollmacht suchen. Aber du brauchst nicht auf
mich zu warten, sondern kannst jetzt schon anfangen. Wenn sich kein Brief
finden läßt, werde ich sofort den Makler anrufen und mit dem Verkauf beginnen.
Wie auch immer, ich werde dich informieren. Und bitte kein Wort zu irgend
jemandem, bis ich anrufe.«
Alex stand auf. »Ich werde noch nicht einmal Andrea einweihen.«
Er fuhr sich durch das dunkle Haar und verriet damit seine Nervosität. Denn
eigentlich neigte Alex nicht zu nervösem Verhalten. Sorgenvolle Schatten
hatten sich um seine grau en Augen gebildet. »Es tut mir so leid, Gray. Ich
bin irgendwie mit daran schuld. Ich hätte irgend etwas unternehmen sollen.«
Gray schüttelte den Kopf. »Mach dir keine
Vorwürfe. Wie du schon selbst gesagt hast, wer hätte annehmen können, daß er es
ernst meinte? Nein, die einzigen, denen ich Vorwürfe mache, sind Vater und
Renee Devlin.« Er lächelte unterkühlt. »Ich kann mir keinen ihrer Vorzüge als
ausreichend vorstellen, daß er dafür seine Familie im Stich gelassen hätte.
Aber da irre ich mich wohl.« Einen Augenblick lang versank er in düsteren
Gedanken und schwieg. Dann riß er sich zusammen und ging zur Tür. »Ich rufe
dich an, wenn ich etwas gefunden habe.«
Als er das Büro verlassen hatte, sank Alex in
seinen Stuhl zurück. Seine Bewegungen waren noch immer steif und schwach. Er
konnte kaum seine Mimik unter Kontrolle halten, als Andrea neugierig
hereinplatzte. »Was ist denn mit Gray los?«
»Nichts Besonderes. Eine persönliche Sache, die er mit mir
durchgehen wollte.«
Enttäuscht, daß er sich ihr nicht anvertraute, fragte sie: »Kann
ich irgendwie behilflich sein?«
»Nein, es wird sich alles finden.« Er seufzte und rieb sich die
Augen. »Warum gehen Sie nicht Mittag essen und bringen mir ein Sandwich oder so
etwas in der Richtung mit? Ich erwarte einen Anruf und muß hierbleiben.«
»Ja, gut. Was wollen Sie haben?«
Er machte eine schwammige Handbewegung. »Irgend etwas. Sie wissen
schon, was ich gern esse. Überraschen Sie mich einfach.«
Sie trödelte noch ein wenig in ihrem Büro herum, stellte den
Computer aus, legte die Diskette beiseite und nahm ihre Handtasche. Als sie
fort war, wartete Alex noch einen Moment, dann ging er ins Nebenzimmer,
riegelte von innen ab, setzte sich auf ihren Stuhl, stellte den Computer an und
begann eilig zu schreiben. »Verflucht sollst du sein, Guy«, flüsterte er. »Du gottverdammter
Mistkerl.«
Guy parkte die Corvette vor den fünf breiten Stufen, die zur
überdachten Veranda und der doppelten Eingangstür hinaufführten. Noelle paßte
das zwar nicht, sie wollte, daß die Familienautos außer Sichtweite in der
angrenzenden Garage abgestellt wurden. Die Auffahrt sollte für Gäste
reserviert bleiben, die nicht gleich anhand der geparkten Autos zu wissen
brauchten, wer derzeit zu Hause war. Auf diese Weise war man nicht
verpflichtet, seine Anwesenheit zu bekennen, und mußte unliebsame Gäste nicht
empfangen. Manche von Noelles Vorstellungen stammten wirklich aus dem letzten
Jahrhundert. Normalerweise hielt sich Gray an ihre Vorgaben, aber heute hatte
er wichtigere Dinge zu tun. Und er hatte es eilig.
Mit zwei Sprüngen hastete er die Stufen hinauf
und öffnete die Tür. Monica hatte ihn vermutlich von ihrem Schlafzimmer aus
beobachtet, denn sie eilte ihm mit sorgenvoll verzerrtem Gesicht entgegen.
»Papa ist immer noch nicht zurück!« zischte sie und blickte zum Eßzimmer
hinüber, wo Noelle offenbar ein spätes Frühstück zu sich nahm. »Warum hast du
die Scheibe in seinem Arbeitszimmer zertrümmert und bist dann wie ein geölter
Blitz aus dem Haus gestürmt? Und warum hast du direkt vor dem Haus geparkt? Das
wird Mama nicht gefallen.«
Gray antwortete nicht, sondern ging eiligen
Schritts in das Arbeitszimmer. Die Absätze
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