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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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schon hatte ertragen müssen, sprengte dieser
Vorfall fast seine Nerven. Angst und Wut machten sich in seiner Brust breit,
bis er fast zu ersticken glaubte. »Hast du auch nur einen Augenblick an jemand
anderen als an dich selbst gedacht? Hast du vielleicht daran gedacht, daß ich
deine Hilfe gut gebrauchen könnte und es für alle anderen Beteiligten genauso
schlimm ist wie für dich?« stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Er riß sie hoch und rannte an Noelle vorbei, die vollkommen abwesend mit
blutleerem Gesicht in der Halle stand, und weiter vorbei an Oriane und Delfina,
die sich auf dem Flur umklammert hielten.
    »Rufen Sie die Klinik an und sagen Sie Dr. Bogarde, daß wir auf
dem Weg zu ihm sind«, ordnete er an, während er Monica durch die Eingangstür
und die Stufen hinunter zu der geparkten Corvette trug.
    »Ich werde dein Auto schmutzig machen«, protestierte Monica schwach.
    »Ich habe dir gesagt, daß du den Mund halten
sollst«, bellte er. »Und öffne ihn erst wieder, wenn du etwas Vernünftiges zu
sagen hast.« Vermutlich hätte er mit jemandem, der gerade einen
Selbstmordversuch hinter sich hatte, etwas vorsichtiger umgehen sollen. Aber
sie war seine Schwester. Der Schlag sollte ihn treffen, wenn er es zulassen
würde, daß sie sich das Leben nahm. Er hatte eine irrwitzige Wut, eine Wut, die
er nur mit aller Kraft bändigen konnte. Seit ein paar Stunden schien sein
ganzes Leben den Bach hinunterzugehen. Er hatte es satt, daß diejenigen, die er
liebte, Dummheiten machten.
    Er ersparte sich die Mühe, die Autotür zu
öffnen, hob Monica einfach darüber und setzte sie auf den Sitz. Dann rannte er
zur Fahrerseite, ließ den Motor an, rammte den Gang hinein und hinterließ eine
Gummispur, als er den kraftvollen Motor bis zum Äußersten strapazierte. Monica
sank ermattet mit geschlossenen Augen gegen die Beifahrertür. Er
warf ihr einen entsetzten Blick zu, wollte aber keine Zeit damit verschwenden
anzuhalten. Sie war leichenblaß, und auf ihren Lippen lag ein schwacher,
bläulicher Glanz. Das Blut sickerte bereits durch die Handtücher hindurch, die
rote Farbe setzte sich gespenstisch von dem weißen Material ab. Er hatte die
Schnitte gesehen. Es waren keine kleinen Schnittwunden gewesen, die eher dazu
angetan waren, die Umwelt zu erschrecken und Aufmerksamkeit zu erheischen, als
sich das Leben zu nehmen. Nein, Monica war es mit ihrem Versuch sehr ernst
gewesen. Seine Schwester würde möglicherweise sterben, weil sein Vater nicht
widerstehen konnte, dieser rothaarigen Hure Renee Devlin hinterherzujagen.
    Er legte die fünfzehn Meilen bis zum Krankenhaus
in etwas unter zehn Minuten zurück. Der Parkplatz war besetzt, aber er fuhr am
Hintereingang des einstöckigen Gebäudes vor, hupte und hob Monica wieder in
seine Arme. Sie war vollkommen leblos, ihr Kopf rollte an seine Schulter,
während ihm heiße Tränen in die Augen schossen.
    Die Hintertür wurde geöffnet, und Dr. Bogarde
stürzte, von zwei Krankenschwestern gefolgt, heraus. »Ins erste Zimmer rechts«,
sagte er, und Gray drehte sich zur Seite, um Monica durch die Tür zu tragen.
Sadie Lee Franchier, die Oberschwester, hielt die Tür zum Behandlungszimmer
auf. Gray trug Monica hinein, legte sie sanft auf den schmalen Tisch, auf dem
die Plastikfolie unter ihrem Gewicht knisterte. Sadie Lee legte eine
Blutdruckmanschette um Monicas Oberarm, während Dr. Bogarde den von Gray
angelegten Notverband abnahm. Schnell pumpte sie sie auf und lauschte dem
Stethoskop, das in Monicas Armbeuge gepreßt war. »Fünfundsiebzig zu vierzig.«
    »Machen Sie eine Vier auf«, ordnete Dr. Bogarde an. »Glucose.«
Die zweite Schwester, Kitty, folgte seinen Anordnungen.
    Dr. Bogarde blickte auf Monicas Handgelenke.
»Sie braucht Blut, und zwar schnell«, sagte er. »Wir müssen sie ins Krankenhaus
von Baton Rouge bringen, hier kann ich nichts tun. Außerdem braucht sie einen
Mikrochirurgen, um die Venen zu nähen. Ich kann sie hier in einen stabilen
Zustand bringen, Gray, aber mehr kann ich nicht tun.«
    Kitty hängte den durchsichtigen Infusionsbeutel an das Metallgestell
und legte eine Kanüle in Monicas Arm. »Wir haben keine Zeit mehr, auf den
Krankenwagen zu warten«, fuhr der Doktor fort. »Wir transportieren sie selbst
in meinem Wagen. Sie fahren, in Ordnung?« fragte er Gray und blickte ihn aufmerksam
an.
    »In Ordnung«, erwiderte Gray tonlos.
    Dr. Bogarde schlug leicht auf Monicas
Handgelenke. »Gut, die Blutung ist gestoppt. Kitty, ich

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