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Heisskalte Glut

Heisskalte Glut

Titel: Heisskalte Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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paar
Augenblicke aufgewacht. »Es tut mir leid«, hatte sie gemurmelt, als sie Gray
erkannt hatte. Er wußte nicht recht, ob ihr Selbstmordversuch ihr leid tat oder
dessen Fehlschlag oder daß sie ihm damit so viele Sorgen bereitet hatte. Er
entschied sich für die erste der Möglichkeiten, denn die Vorstellung einer
Wiederholung war ihm unerträglich.
    »Diesmal fahre ich«, sagte Dr. Bogarde und klopfte Gray auf die
Schulter. »Sie sehen gar nicht gut aus.«
    »Ich fühle mich auch nicht besonders«,
murmelte Gray. »Eine Tasse Kaffee täte mir jetzt gut.« Es war ihm nur recht,
daß Dr. Bogarde das Steuer übernahm. Er fühlte sich vollkommen benommen,
selbst zu fahren hätte vermutlich ein Sicherheitsrisiko bedeutet. Außerdem
gehörte das Auto ja dem Doktor. Zwar hätte er immer noch keinerlei
Beinfreiheit, aber wenigstens konnte er frei atmen.
    »Da habe ich einen Vorschlag. Nicht weit von hier ist ein
McDonald's.«
    Gray machte sich im Wagen ganz klein und dankte Gott, daß das
Armaturenbrett des Chryslers so gut gepolstert war, denn sonst hätten seine
Knie blaue Flecken bekommen.
    Eine Viertelstunde später hielt er eine
dampfende Isoliertasse in der Hand und starrte auf die vorüberfliegenden
nächtlichen Lichter von Baton Rouge. Seine glücklichsten Jahre hatte er hier am
College verbracht. Er hatte die Straßen unsicher gemacht, ein ungestümer,
energiegeladener, zu sexuellen Ausschweifungen bereiter Jugendlicher auf der
Suche nach Abenteuern. Davon hatte es immer reichlich gegeben. Niemand war
vergnügungssüchtiger als die Cajun. Und Baton Rouge war voll davon. Die vier
Jahre hier waren ein einziges Fest gewesen.
    Es war gar nicht so lange her, daß er für
immer nach Hause zurückgekehrt war, lediglich ein paar Monate, die ihm allerdings
wie eine Ewigkeit vorkamen. Der heutige alptraumhafte Tag hatte den
gutgelaunten Teenager von einst endgültig ausgelöscht und zwischen den beiden
Lebensabschnitten eine deutliche Linie gezogen. Gray war wie die meisten
Menschen nach und nach erwachsen geworden, heute aber lag zum ersten Mal
das volle Gewicht der Verantwortung auf seinen Schultern. Sie waren kräftig
genug, um es zu tragen. Also hatte er sich zusammengerissen und getan, was
getan werden mußte. Daß der Mann, der aus diesen Trümmern auferstand,
rücksichtsloser und verbitterter sein würde als noch jener am heutigen Morgen
– nun, wenn das der Preis fürs Überleben war, dann wollte er ihn gerne
bezahlen.
    Zu Hause erwarteten ihn weitere Probleme. Unter den gegebenen
Umständen hätte man die meisten Mütter mit einer Eisenstange vom Bett ihres
Kindes wegprügeln müssen, nicht so Noelle. Gray hatte sie noch nicht einmal
telefonisch erreichen können. Statt dessen hatte er mit Oriane gesprochen, die
ihm erzählte, Noelle habe sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und weigere sich
herauszukommen. Er wies Oriane an, ihr durch die geschlossene Tür hindurch
mitzuteilen, daß Monica überleben würde.
    Wenigstens hatte er keinerlei Befürchtungen, daß Noelle ähnlich
reagieren würde wie Monica. Dazu kannte er seine Mutter zu gut. Sie war viel zu
egozentrisch, als daß sie Hand an sich legen würde.
    Trotz des Kaffees döste er auf der Rückfahrt ein und wachte erst
wieder auf, als Dr. Bogarde den Wagen vor dem Hintereingang der Klinik parkte.
Den Kopf voller Sorgen, hatte er das Dach seines Wagens offengelassen, so daß
sich auf den Sitzen Tau gebildet hatte. Er würde auf dem Nachhauseweg eine
nasse Hose bekommen und war dafür fast dankbar. Vielleicht würde ihn das ja
wachhalten.
    »Werden Sie heute nacht schlafen können?«
fragte Dr. Bogarde. »Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen etwas mitgeben.«
    Gray lachte kurz auf. »Mein Problem ist wohl eher, ob ich bis
dahin noch wach bleiben kann.«
    »Vielleicht sollten Sie dann doch lieber hier in der Klinik
schlafen?«
    »Vielen Dank, Doktor. Aber wenn das Krankenhaus mich rufen sollte,
dann würden sie es bei mir zu Hause versuchen.«
    »Also gut. Aber seien Sie vorsichtig.«
    »Ich werde mich bemühen.« Gray schwang ein Bein über die Tür
seines Wagens und glitt auf den Fahrersitz. Richtig, der ganze Hintern naß. Die
kühle Feuchtigkeit ließ ihn frösteln.
    Er ließ das Verdeck offen, so daß ihm die kühle Luft direkt ins
Gesicht schlug. Die nächtlichen Gerüche waren klar und süß und viel frischer,
als wenn sie durch die Sonne erwärmt wurden. Als er Prescott hinter sich
gelassen hatte, war er von der ländlichen Dunkelheit umgeben, die ihn

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