Heißkalte Sehnsucht
gestellt und Alex noch einen zustimmenden Blick zugeworfen hatte, bat Bess ihn: „Bitte erzählen Sie weiter. Das alles interessiert mich brennend.“
„Na ja, Nick hatte keinen Vater mehr, und Zack hat sich seiner angenommen, nachdem er herausfand, dass Nick in einer Straßengang untergekommen war. Oh, nicht schlecht!“
Bess hatte den Tequila mit einem einzigen Schluck heruntergestürzt, so, wie es sich gehört.
Sie unterhielten sich weiter, bis die dampfende Paella auf dem Tisch stand. Alex war richtig ins Erzählen gekommen, und er musste sich eingestehen, dasser Bess’ Gesellschaft sehr genoss. Sie konnte gut zuhören, das musste man ihr lassen.
„Und so kommt es“, schloss er lachend, „dass ich bald einen irisch-ukrainischen Neffen oder eine Nichte haben werde.“
„Verstehe. Sie können wirklich sehr gut erzählen, Alex. Ich nehme an, Sie haben bestimmt auch Zigeunerblut in Ihnen.“
„Kann schon sein.“
Bess blickte ihn strahlend an. „Besonders hat mir an Ihrer Geschichte gefallen, dass es ein Happy End gab. Ich persönlich liebe so etwas, aber in meiner Serie darf ich es nicht oft einbauen.“
Alex sah sie überrascht an. „Warum denn? Ich hätte gedacht, die meisten Leute würden Happy Ends lieben, ganz besonders in einer Seifenoper.“
„Ja, das stimmt auch. Aber gleichzeitig muss der Held oder die Heldin auch immer durch irgendeine Form von Krise oder Tragödie gehen, sonst verlieren die Zuschauer das Interesse an ihnen. Hmm, die schmeckt ja fantastisch!“ Genüsslich häufte Bess sich noch mehr von der Paella auf den Teller. „Deshalb ist zum Beispiel Elana bereits zum zweiten Mal verheiratet, hatte eine Weile ihr Gedächtnis verloren, ist sexuell missbraucht worden, hatte zwei Fehlgeburten und einen Nervenzusammenbruch, erschoss einen ehemaligen Geliebten aus reiner Notwehr, hat sich von einerSpielsucht befreit, bekam Zwillinge, die von einer geistig gestörten Kinderschwester entführt wurden und so weiter und so weiter.“ Fröhlich aß sie weiter und setzte hinzu: „Natürlich nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.“
Alex hatte ihr verblüfft zugehört. Bevor er noch fragen konnte, wer Elana war, hatte ihnen Lola bereits wieder neue Getränke gebracht. Da sie den Rest von Bess’ Satz mitgehört hatte, fragte sie sie neugierig. „Sehen Sie auch immer, Heimliche Sünden‘?“
„Es ist meine Lieblingsserie“, versicherte ihr Bess. „Und Sie?“
Lola vergaß ihre anderen Gäste an der Bar, die schon lautstark nach ihr verlangten. „Ich schaue mir die Folgen an, so oft ich nur kann. Es fing an, als ich damals im Krankenhaus lag und meinen jüngsten Sohn bekam. Er ist jetzt zehn. Damals war Elana noch in Jack Banner verliebt. Das war ein toller Mann!“
„Ja, er war mir auch immer einer der liebsten“, stimmte Bess ihr zu. „Besonders mochte ich seinen Hang zur Selbstzerstörung.“
„Ich war wirklich traurig, als er in diesem Warenhausbrand umkam. Ich hätte nie gedacht, dass Elana darüber hinwegkommen würde.“
„Na, sie ist schon über so einiges hinweggekommen“, erwiderte Bess.
„Ohne sie wäre Storm nie der Mann, der er heute ist. Er hat ihr viel zu verdanken.“ Wieder rief jemand nach Lola, doch sie winkte nur ungeduldig ab.
„Mögen Sie Storm?“
„Hören Sie mal, wer würde ihn nicht mögen?“ Lola kicherte leise. „Er ist schließlich der Traum jeder Frau. Ich hoffe nur, dass es mit ihm und Jade etwas wird. Sie haben es verdient, miteinander glücklich zu werden, nach all den Katastrophen, die sie durchmachen mussten. Ja, ja, ich komme ja schon! Also, lassen Sie es sich gut schmecken!“ Damit war sie verschwunden.
Bess lächelte Alex an. „Irgendwie sehen Sie verwirrt aus.“
Er schüttelte den Kopf. „Sie und Lola haben über diese Figuren gesprochen, als wenn es sich um wirkliche Menschen handeln würde.“
„Aber für die Zuschauer sind sie auch wirklich“, entgegnete Bess. Genüsslich verzehrte sie eine kleine Garnele. „Und zwar für eine Stunde pro Tag an fünf Tagen die Woche. Dann erwachen sie zum Leben. Aber das kennen Sie doch bestimmt auch. Oder haben Sie nie für Batman geschwärmt? Oder für Scarlet O’Hara aus, Vom Winde verweht‘?“
„Klar, aber die sind schließlich alle nur erfunden.“
„Erfunden oder nicht, für viele sind diese Figuren wirklicher als die so genannte Realität. Sie wissendoch, man muss die Menschen mit Fantasie füttern, Alex, das brauchen sie.“
Er sah sie an, sein Blick war sehr
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