Heißkalte Sehnsucht
Moment inne. Es erstaunte sie, dass ihm dies aufgefallen war. Andererseits war dies vielleicht wieder typisch für einen Polizisten. „Wir hatten bisher ja auch noch nicht so viele Gelegenheiten, uns zu unterhalten“, erwiderte sie vorsichtig.
Ich will ihn küssen, dachte sie bei sich. Ich will nicht mehr reden, ich will seine Lippen auf meinen spüren.
Als hätte Alex ihre unausgesprochenen Gedanken vernommen, beugte er sich zu ihr. Im nächsten Moment fand sein Mund den ihren. Es war zunächst ein freundlicher Kuss, wie ihn auch Bekannte hätten austauschen können. Doch schon bald verstärkte sich der Druck, und Bess hatte plötzlich das Gefühl, als würde sich etwas zusammenbrauen. Der Ansturm seiner Leidenschaft lag hinter dieser Zärtlichkeit verborgen, und sie fragte sich mit klopfendem Herzen, was wohl passieren würde, wenn der Sturm ausbrechen würde.
Als er sich schließlich von ihr löste, ging auch sein Atem schwer.
„Ich unterhalte mich aber gerne mit Ihnen“, flüsterte er. Seine Hand schloss sich um ihren Nacken. „Erzählen Sie mir mehr von sich, Bess“, sagte er mit rauer Stimme. „Ich bin sehr neugierig, wer sich hinter diesem ungewöhnlichen Gesicht verbirgt.“
„Vielleicht sollten Sie das selbst herausfinden. Aber ich fürchte, Sie werden enttäuscht sein, Alex.“ Widerstrebend entwand sie sich seinem Griff. Das Taxi hatte inzwischen sein Fahrtziel erreicht.
„Oh, wir sind schon da!“ Bess war froh, aussteigen zu können. Plötzlich bemerkte sie, wie weich ihre Knie waren. Alex bezahlte den Fahrer.
„Sie müssen mich nicht zur Tür bringen“, sagte Bess mit gepresster Stimme. Es war merkwürdig, so ganz allein mit ihm auf dem Bürgersteig zu stehen.
„Soll das heißen, Sie bitten mich nicht mehr herauf?“ Alex’ Stimme klang überrascht.
„Genau das heißt es.“ Ihre Stimme klang fest, aber innerlich spürte Bess einen Stich des Bedauerns. „Ich habe das Gefühl, es wäre besser, das nicht zu tun.“
Alex akzeptierte ihre Entscheidung, aber er nahm sich insgeheim auch vor, alles zu tun, um sie umzustimmen. „Wir werden das bald wiederholen, nicht wahr?“ fragte er.
„Oh ja.“
Er griff nach ihrer Hand und führte sie zu seinen Lippen. „Sehr bald?“
Die Spannung zwischen ihnen wuchs immer mehr. Fast abrupt entzog Bess ihm ihre Hand.
„Gut, wie Sie wollen, Alex. Also dann, bis zum nächsten Mal.“
„Einen Moment noch!“ Ohne Vorwarnung zog er sie an sich, umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und begann sie zu küssen. Bess ließ sich in seine Umarmung fallen, als hätte sie nie etwas anderes getan.
So standen sie eng umschlungen eine Weile, und das Herz schlug ihr bis zum Halse.
Schließlich ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.Seine Augen schienen Bess bis ins Herz zu schauen.
„Gute Nacht“, sagte er.
Ihr war die Kehle wie zugeschnürt. Sie konnte nur noch kurz nicken, dann verschwand sie schnell im Hauseingang.
Alex wartete noch eine Weile, bis er die Lichter in ihrem Apartment aufleuchten sah. Sie hat etwas Besonderes an sich, dachte er. Wenn er nur gewusst hätte, was genau es war!
5. KAPITEL
D ie letzte Person, mit der Bess gerechnet hatte, als sie wenige Tage später ihr Büro verließ, war Rosalie. Selbst inmitten der eilenden Menge von Geschäftsleuten und Passanten stach sie hervor, ein exotischer Anblick. Nachdem Bess ihre erste Überraschung überwunden hatte, lächelte sie und ging auf sie zu.
„Hallo! Haben Sie auf mich gewartet?“
„Ja.“
„Warum sind Sie nicht hereingekommen?“
„Ich wollte Sie nicht stören. Außerdem hielt ich es für besser, hier draußen auf Sie zu warten.“
„Ach, Unsinn, ich …“ Bess stockte mit einem Mal. Die große Sonnenbrille, die Rosalie trug, verdeckte nur unvollständig ihr blaues Auge. Bess’ Lächeln verschwand. „Wer hat das getan?“
Rosalie zuckte mit den Achseln. „Bobby. Er war nicht gerade begeistert davon, dass wir uns unterhalten haben.“
„Das ist ja furchtbar!“
„Na ja, ich kenne Schlimmeres.“
„Dieser Bastard!“ Bess ballte die Hände zu Fäusten. Sie war empört über das, was Bobby Rosalie angetan hatte. Und sie fühlte sich mitschuldig an dem Geschehen. „Oh, Rosalie, es tut mir so Leid! Wennich Sie nicht angesprochen hätte, wäre das nie passiert.“
„Ach, Unsinn, Schwester. So ist nun mal das Leben. Da kann man nichts machen.“
„Ich will und kann das nicht akzeptieren!“ Bess war wirklich außer sich. „Wollen Sie zur
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