Heißkalte Sehnsucht
jemals hatte denken können, sie wüsste, was sexuelle Erfahrung bedeutet. Natürlich war sie keine Jungfrau mehr gewesen, als sie Alex begegnet war, und sie hatte auch schon einiges mit Männern erlebt. Aber dies hier, die Erfahrung mit ihm, dieses Über-alle-Grenzen-Gehen war vollkommen neu für Bess. Und sie wusste tief in ihrem Herzen, dass sie es auch nur allein mit ihm in dieser Intensität erneut erleben wollte.
Mit einem wohligen Seufzer streckte sie sich neben ihm aus und legte ihren Kopf auf seine Brust. Alex schlang die Arme um sie, und so lag sie wohlig und behütet in seiner Umarmung, so entspannt und zufrieden wie eine Katze.
„Sagst du es mir bitte noch einmal?“ bat sie ihn nach einer Weile seligen Schweigens.
„Was denn?“
Sie gab ihm einen Kuss, dabei fühlte sie sein Herz gegen das ihre schlagen. „Was jede Frau so gerne hört.“
„Ich liebe dich.“ Als sie den Kopf hob und ihn ansah, legte er ihr sanft den Finger auf die Lippen. Er wollte nichts von ihr hören, da er sich nicht ganz sicher war, ob ihr die Worte so viel bedeuten würden wie ihm.
Plötzlich war Bess froh über das Halbdunkel im Zimmer. So konnte er wenigstens nicht sehen, dass das Lächeln von ihrem Gesicht verschwunden war. „Und auch nach all dem“, flüsterte sie, „erlaubst du mir immer noch nicht, dass ich dir diese Worte sage.“
Aber ich wünsche mir doch genau dies, dachte Alex bei sich. Mehr als alles andere wünschte er sich, von ihr geliebt zu werden. Dennoch, seine Vorsicht überwog.
„Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen.“ Sanft fuhr er ihr übers Gesicht. „Ich will mehr über dich wissen“, sagte er dann. „Wie war Bess, als sie noch nicht erwachsen war?“
Sie spürte, dass er das heikle Thema vermeiden wollte. Einen Moment lang hatte sie das Bedürfnis zu insistieren, aber dann gab sie nach. Sie hatten noch so viel Zeit! Es wäre nicht gut gewesen, es jetzt zu machen.
„Ziemlich unglücklich“, erwiderte sie stattdessen. „Wie ich dir schon erzählt habe, hatten mich meine Eltern im Internat untergebracht. Es war die Hölle für mich, Alex. Ich war viel zu dünn, hatte komischesHaar und ein Gesicht wie niemand sonst. Natürlich machten sich alle über mich lustig.“
„Ich mag dein Gesicht. Und auch dein Haar.“ Seine Hand umschloss ihre Brust und spielte sanft mit der zarten Haut. „Und den ganzen Rest.“
Bess lachte. „Ja, aber du hast mich nicht gesehen, als ich zwölf war. Wenn du anders bist als die anderen, hast du nichts zu lachen.“
„Ja, ich weiß. Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich danach gefühlt hast.“
Überrascht sah sie ihn an. „Wirklich?“
Alex nickte. „Ich habe erst mit zwölf Jahren Englisch gelernt. Stell dir vor, noch bis in meine Teenagerzeit musste ich immer in den abgelegten Kleidern meines großen Bruders herumlaufen. Ich war dieser kleine Junge aus der Ukraine, den niemand verstehen konnte. Und natürlich waren wir auch als Russen bei den Amerikanern nicht besonders beliebt.“
Bess sah ihn mitfühlend an. „Ja, ich verstehe. Das war sicher auch nicht leicht für dich.“
Alex seufzte. „Na ja, es ging. Glücklicherweise hatte ich meine Familie. Wir haben natürlich immer zusammengehalten. Aber in der Schule war es zuerst schlimm, das stimmt schon. Es war nicht besonders komisch, dass die Eltern unserer Klassenkameraden ihre Kinder davor warnten, mit uns zu spielen. Die Tatsache, dass wir Russen waren, genügte ihnenschon, um uns gegenüber feindlich eingestellt zu sein. Wir konnten noch so oft betonen, dass wir aus der Ukraine kamen – das hat damals einfach keinen Menschen interessiert.“ Er wälzte sich zur Seite und stützte den Ellenbogen auf. „Also musste ich einen anderen Weg finden, um mich zu behaupten. Nach ein paar gewonnenen Schlägereien hatte ich auf einmal einen Ruf als harter Bursche weg. Und so gelang es mir, mir in der Nachbarschaft allmählich Respekt zu verschaffen.“
„Welche Nachbarschaft war das?“
„Brooklyn. Meine Eltern wohnen immer noch dort. Im selben Haus.“ Er sah sie aufmerksam an und bemerkte, dass sie lächelte. „He, wieso sprechen wir denn auf einmal von mir? Ich habe dich doch nach dir gefragt. Was ist eigentlich mit deiner Nase? Sie sieht ein wenig so aus, als wäre ihr einmal jemand etwas zu nahe gekommen.“
Bess nickte. „Ja, es war ähnlich wie bei dir. Auch ich geriet in eine Schlägerei.“
„Wirklich? Mit wem?“
„Es gab da in meinem Internat so eine Clique von
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