Heisskaltes Verlangen: Team Zero 02
hat danach gesucht, als ihr Dienst hattet.“
Das musste an dem Abend gewesen sein, bevor der Wirbel in der Klinik ausbrach. Mark und sie hatten länger Schicht. Also musste er zwischen den Arbeitszeiten mit ihrem Schlüssel zu ihrem Haus gefahren sein, ohne dass Cass es bemerkte. Das war jedoch keine Kunst. Da sie Annie an diesem Tag versprach, ihr im Garten zu helfen, hatte sie Mark auch an diesem Morgen zu Annie gebracht. Daher entdeckte sie das Chaos in ihrem Haus erst nach der nächsten Nachtschicht. Niemals hätte sie hinter dem Einbruch Mark vermutet. Er hatte sich sogar ein Alibi verschafft.
„Warum erzählst du mir das alles plötzlich?“ Cass wäre nie dahinter gekommen.
„Weil du meine beste Freundin bist und ich mit dieser Last nicht leben kann. Ich möchte dich um Verzeihung bitten. Und um Verständnis für meine Situation. Ich habe für mein Kind gehandelt. Aber ich wollte dir damit nicht schaden.“
Cass rechnete Melinda ihre Ehrlichkeit und Courage positiv an. Dennoch schmerzte die Tatsache, von der besten Freundin betrogen worden zu sein, höllisch.
„Du hast mich für kommenden Freitag zu der Feier eingeladen, um mit mir auf Stephans Einschulung angestoßen, die du dir mit meinem Tagebuch erkauft hast?“ Cass konnte eine gewisse Schärfe nicht aus ihrer zittrigen Stimme heraushalten.
„Ja.“
„Und wo ist mein Tagebuch jetzt?“
Vorsichtig zuckte sie mit den Achseln. „Mark hat es diesem Mann gegeben. Ich habe dir ein Neues gekauft. Und Cass, ich schwöre, keiner, weder Mark noch ich, haben in deinen Aufzeichnungen gelesen.“
„Dafür ein für dich völlig Fremder, und das scheint euch egal zu sein. Ehrlich, Melinda, ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Außer, dass es persönliche Grenzen gibt, die man nicht überschreitet. Das tut man einfach nicht.“
Wie betäubt saß Cass da und wusste nicht, ob sie Melinda hassen oder über ihre Naivität lachen sollte.
„Cass, ich …“
„Mom?“, rief Stephan.
„Ja, Schatz?“
„Mom? Wer sind die ganzen Männer?“
Cass erstarrte.
Der Einsatz wurde sofort abgebrochen. Wills Audi war noch nicht ausgerollt, da riss Jeff schon die Beifahrertür auf. Die Wachposten lagen zusammengeschlagen am Bordsteinrand.
Verdammte Scheiße.
Während Will zu dem FBI-Agenten ging, rannte er zu Melindas Haustür und stürmte hinein. Angst und Entsetzen schwappte über ihn wie eine kalte Welle.
Cass war nicht hier. Er wusste es. Sein Gespür und der Rabe hatten ihn nicht betrogen.
„Wo ist Cass?“, brüllte er Melinda an, die über ihrem Sohn in der Ecke des Wohnzimmers kauerte. Der Junge zuckte zusammen.
„Sie ist weg“, flüsterte Melinda. „Oh Gott. Es tut mir so leid.“
„Was tut dir leid?“, knurrte er. „Hör auf, in Rätseln zu sprechen und sag mir, was passiert ist!“ Sobald Melinda mit der Wahrheit herausgerückt war, kochte er wie ein überlaufender Vulkan. Seine Wut war nahe dran, ihn zu beherrschen, machte ihn rasend. Alle anderen standen mit ihm im Zimmer.
„Du …“, zischte er Melinda an, die heulte. „Du willst eine Freundin sein? Ich fasse es nicht!“
„Jeff, beruhige dich!“, sagte Will und zog an seiner Schulter.
Die Augen des Jungen waren auf ihn gerichtet, in seiner Hand hielt er einen Comic. Oh Gott.
Er ging in den Garten hinaus. Dort trat er einen Blumentopf so heftig, dass er zerschellte und die Erde sich über die Terrasse verteilte. Noch nie hatte er sich dermaßen hilflos und wütend zugleich gefühlt. Beides zerriss ihn.
„Wir finden sie“, sagte Josy neben ihm.
Erst jetzt wurde ihm klar, was Cass in den vergangenen Tagen durchgemacht hatte. Und er hatte dasselbe zu ihr gesagt wie Josy gerade zu ihm. Wir finden sie. Es wird alles gut werden.
Hätte er sich doch nur nicht von Cass zu dem Besuch bei Melinda überreden lassen! Er fuhr sich über das Gesicht. Jetzt war nicht die rechte Zeit, sich Vorwürfe zu machen. Jetzt galt es zu handeln.
Der grässliche Nachgeschmack von Chloroform haftete an Cass’ Gaumen, als sie aufwachte. Auch ihr Kopf fühlte sich grässlich an. Ein Pulsieren und Hämmern, das zu einem dumpfen Pochen wurde, sobald sie sich aufrichtete. Das Zimmer war quadratisch. Die Wände gelb. Das Sideboard, der schmale Kleiderschrank und das Lederbett, in dem sie lag, weiß. Die Bettdecke war ebenfalls weiß, bedruckt mit bunten Schmetterlingen.
„Was zum Kuckuck …?“
„Gefällt es dir nicht?“
Sie fuhr herum und traute ihren Augen nicht, als sie erkannte, wer
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