Heiter weiter
Renten sind sicher. Wenn unsere Demokratie weiter so gut funktioniert.
KAPITEL 15
Die Role Models der Best Ager: Schön, klug und engagiert im dritten Leben
Wir alle kennen, schätzen und lieben sie. Sie sind 70 Jahre alt, mindestens. Und unverändert aktiv in ihrem Metier: im Showbusiness genauso wie im sozialen Bereich. An der Universität wie vor der Kamera. Als Arzt oder Forscherin, als Autorin oder Mönch. Sie sind Vorbilder, Role Models und Leuchttürme, weil sie uns zeigen, dass es nicht vom Alter abhängt, ein erfülltes, sinnvolles Leben zu führen. Vor den Augen der Öffentlichkeit oder im kleineren Radius, aber immer sichtbar und überprüfbar. Denn Schubladen und Schablonen waren gestern. Heute ist alles möglich, wir müssen es nur machen.
Zum Beispiel Tina Turner. Wer sie sieht, glaubt es kaum: Tina Turner soll 70 sein? So sieht sie nicht aus, so singt sie nicht, so tanzt sie nicht. Nein, sie trägt High Heels und Minirock, dazu schwarze Leggings und röhrt mit ihrer unverwechselbaren Stimme in die vollen Konzertsäle: »We don’t need another hero.« Die amerikanische
Rocklegende gehört alles andere als zum alten Eisen. Genauso wenig wie Udo Lindenberg oder Peter Maffay. Sie alle stehen mit voller Power auf der Bühne, sie füllen die Säle und machen allen über 60 Mut: Es geht noch, gebt nicht auf, weiter so. Nur nicht nachlassen … denn dann erst wird man alt. So singen sie und tanzen sie, komponieren und texten. Immer nah an der Zeit und nicht im Gestern. Millionen von Fans bejubeln sie. Kaufen ihre CDs und laden sich ihre Musik im Internet herunter.
Oder: Der 91-jährige emeritierte Pädagogikprofessor Joachim Münch. Er sitzt noch täglich an seinem Schreibtisch in der Universität Kaiserslautern, um seine Texte zu verfassen und Kontakt mit seinen Kollegen zu halten. Für ihn ist das eine besondere Form des Glücks, wie er sagt. Denn auch er ist längst der Ansicht, dass die klassische Formel vom wohlverdienten Ruhestand ausgedient habe.
Die Beschränkung auf eine reine »Sesselexistenz« hält er für gefährlich. Denn: »Damit bleiben die meisten Menschen unter ihren Möglichkeiten.« Die neu gewonnene Freiheit darf nach seiner Ansicht nicht zur Leere werden. Der Professor will darum allen älteren Menschen Mut machen, sich systematisch neue Ziele zu setzen. Unabhängig von der jeweiligen Lebenssituation gebe es eine einfache Faustregel, die dabei helfe, auch im Alter ein glückliches Leben führen zu können. Zum Beispiel müsse man sich seine Neugierde bewahren und nie aufhören zu lernen, rät der Pädagoge. Soziale Kontakte seien lebensnotwendig. Glücklich könne auch nur der sein, der aktiv ist, etwas leistet und von anderen gebraucht wird. Idealerweise, so Joachim Münch, ergebe sich dabei ein schönes
Wechselspiel: Aktivitäten könnten Glück auslösen und frohe Stimmung wiederum zu mehr Tätigkeit motivieren. Seine Rezepte (für Männer): den Umgang mit dem Computer, das Schachspielen oder das Kochen lernen. Allen, Frauen wie Männern empfiehlt der Wissenschaftler den Besuch der Volkshochschule, ein Seniorenstudium an der Universität oder sich als Gasthörer richtig an der Universität einzuschreiben.
Auf den nächsten Seiten lesen Sie, dass es noch eine ganze Reihe solcher beispielhafter Menschen im besten Alter gibt, die uns allen Mut machen!
Marianne Koch – Aktiv mit 80
Sie schiebt es auf ihre Gene: »Die Mutter wurde 93 Jahre alt und sah bis zum Schluss ganz wunderbar aus.« Aber das alleine kann es nicht sein, wenn man die inzwischen über 80-jährige Marianne Koch erlebt. Agil, präzise formulierend, gepflegt und elegant – was ist ihr Geheimnis? Ich denke, Marianne Koch ist das klassische Beispiel eines Menschen, der ein Leben lang neugierig und wissensdurstig geblieben ist. Eine Frau, die mit 40 Jahren ein Metier ganz bewusst verlassen hat, das für andere der ausschließliche Lebensinhalt ist. Sie sagte bereits 1970 der Filmschauspielerei Adieu und marschierte wieder mit Kollegblock und Aktentasche an die Universität. Zum Medizinstudium. Das hatte sie, die schon in der Schule eine »Überfliegerin« war, mit 18 Jahren nach dem erfolgreich absolvierten Physikum unterbrochen, als sie die Münchner Filmproduktionsgesellschaft Bavaria castete und ihr die erste Rolle gab. Der Aufstieg im Nachkriegsdeutschland
war rasant. Sogar Hollywood rief nach ihr und die junge Deutsche flog neben Ella Fitzgerald nach Los Angeles. Drehte neben Gregory Peck und Clint Eastwood,
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