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Heiter. Weiter.

Heiter. Weiter.

Titel: Heiter. Weiter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Heininger
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passieren die Grenze in Richtung deutscher Supermarkt: Frankreich ist teuer. Grenzerfahrung. Da gehe ich einen Schritt schneller, um bald in Spanien zu sein - da sind die Kosten niedriger.
    2004 bin ich auf einer anderen Strecke gewandert, als die in den vergangenen Tagen gewählte. Ich marschierte über Darmstadt, Heidelberg, Karlsruhe, Baden-Baden, Offenburg, Breisach nach Neuenburg. Die Route hatte ich mir selbst zusammengestellt. Fast täglich konnte ich in einer Jugendherberge übernachten. Der ebene Weg führt immer geradeaus: Rechts der Rhein und links die Ausläufer von Odenwald und später Schwarzwald. Man kann sich nicht vertun, kommt gut voran. Die Strecke ist nicht so anstrengend wie der Westweg durch den Schwarzwald und es finden sich genügend Einkaufsmöglichkeiten. Irgendwo am Kaiserstuhl entdeckte ich eine liebevoll bemalte Scheune. Der Künstler hatte Szenen aus dem Alltag des Winzers festgehalten. Im Bild auch ein gemaltes Schildchen: „Psalm 104,15“. Abends, in der Jugendherberge, bat ich um eine Bibel. Ich fand den Psalm und habe mir bis heute den Text gemerkt. „Dass der Wein erfreue des Menschen Herz.“ Inzwischen sind Wanderführer für die Strecke von Breisach nach Burgund erschienen. Danach will ich mich richten, weitgehend. Einige Änderungen habe ich jedoch vor, da ich hauptsächlich auf Campingplätzen übernachten möchte.
    So ist meine heutige Etappe Marke Eigenbau und zunächst nicht zu empfehlen. Auf dem Grünstreifen an einer stark befahrenen Allee bewege ich mich von Chalampé in Richtung Ottmarsheim. Erfreulich: Das kleine Bahnhofscafé existiert noch. In meiner ersten Sprachlektion lerne ich den Unterschied zwischen „vin rouge“ und „verre rouge“ - das Ergebnis auf dem Tresen ist das gleiche.
    Per Steinbrück’ überquere ich den Rhône-Rhein-Kanal und tippele dem Wasser schier endlos entlang bis nach Mulhouse. Auch der Weg durch die Stadt zur Jugendherberge zieht sich gewaltig: Am Rathaus vorbei, durch Einkaufsmeilen, immer weiter. Auf einem Rummelplatz drehen sich die Autos des Kinderkarussells unter dem Slogan: „Paris - Dakar“.
    In der Jugendherberge wartet ein schönes Einzelzimmer auf mich. Zum Abendessen mache ich es mir da gemütlich. Die Bestandteile habe ich im Supermarkt gekauft: Baguette, Käse, Schinken, Rotwein, Paprika, Apfel und Aprikosen. Draußen ergießt sich ein Sturzbach vom Himmel. Ich bin froh, mehr als ein Zeltdach über dem Kopf zu haben. Das Allerbeste: Der Fuß schmerzt nicht mehr.

Hungrig und durstig verbringe ich die Nacht in einem Bierzelt

    Ich spreche kein Französisch. Das war ein Grund, warum ich mich bei meiner ersten Wanderung nach Santiago möglichst lange im deutschen Sprachraum herumgetrieben hatte. Wie werden sie mich behandeln, die Franzosen, von denen es immer heißt, sie sprechen keine Fremdsprachen?
    An einer Abzweigung: Geht es rechts ab oder gehe ich besser nach links? Da naht er, der Franzose, ortskundig. Wanderer, orts- und sprachunkundig: „Boschuh Misjö! Padoh, no sehe pahl pa Frasee. Direktion de Besahsoh?” Der Franzose sagt darauf eine Menge, der Wanderer versteht es nicht. Der Franzose deutet. Der Wanderer versteht, weiß nun wo es langgeht. Jetzt ist der Franzose am Fragen. Der Wanderer vermutet, es gehe darum, wo er herkomme. „Frankfor.“ Meine liebe Heimatstadt Gelnhausen möge es mir bitte verzeihen, dass ich die Main-Metropole nannte: Frankfor ist bekannter. Der Franzose stellt erneut eine Frage. Der Wanderer ahnt den Inhalt: Sein Gegenüber will erfahren, wo er gestartet ist. Auch hier: „Frankfor!“ Der Franzose: „Ooooh!“ Und: „Schapuu!“ Der Wanderer weiß inzwischen, dass sich das „chapeau“ schreibt und Hut bedeutet. Und diesen hat sein französischer Gesprächspartner vor ihm gezogen, symbolisch.
    Wie schön ist es, wenn man eine Fremdsprache beherrscht!
    Einer zieht den Hut und der andere zieht weiter. Von Mulhouse spaziere ich bei sonnigem Wetter zunächst nach Morschwiller und dann durch saftige Wiesen auf einem Feldweg nach Galfingue. In Bernwiller besuche ich das „Café zum wissa Ressla“ - was das wohl bedeutet? In Bretten entdecke ich zum ersten Mal in Frankreich das Muschelzeichen als Wegmarkierung. Es ist verdammt heiß. Auf den Weiden stehen mit Wasser gefüllte Badewannen, doch die Rindviecher legen sich nicht hinein.
    Leute, denen ich unterwegs begegne, versuchen rührend sich mit mir zu verständigen. Sie holen ihre Deutsch- oder Englischkenntnisse hervor oder auch

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