Heiter. Weiter.
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Solomillo 14,50 €
Vino 0,7 2,80 €
Ración de pan 0,40 €
Nach dem Mahl finde ich in der Herberge Zeit zum Waschen und Shampoo noch immer geeigneter als Seife. Meist gibt es in den Herbergen keine Klammern, oft reicht die Leine nicht aus. Manche nehmen statt einer Leine Schnürsenkel mit. Man kann am Senkel besser Wäsche aufhängen, als mit der Leine notfalls den Schuh binden. Man kann aus Nächstenliebe und um das Gewicht zu reduzieren das Seifenstück teilen und eine Hälfte verschenken. Man kann es auch übertreiben.
An der Straße steht ein Transporter, beladen mit Hühnern, die in enge Käfige gezwängt sind. Drei Tiere sind irgendwie entkommen, hocken jetzt in der Nähe des Lastwagens. Keiner fängt das Federvieh ein, zu gering ist der Wert, als dass jemand sich die Mühe macht - mit Ausnahme von Fuchs oder Katze in der Nacht. Ein Pilger beschreibt die Enge der Käfige: „Wie Pilger in der Herberge!“ Wem beim Anblick der gequälten Kreatur nichts anderes einfällt, darf sich nicht wundern, wenn auch aus ihm herausgeholt wird, was der Markt hergibt. So lange er noch einen Wert hat.
Aus Träumen auf dem harten Boden der Realität angekommen
Gleich hinter Castrojeriz steigt der Weg tüchtig an. Oben soll es einen Rastplatz mit Brunnen geben. Ob das Wasser trinkbar ist? Der Camino hat darauf seine Antwort: Am Brunnen hat ein Mann einen kleinen Ausschank eingerichtet. Für eine Spende versorgt er die Vorbeiwandernden mit Kaffee, Wasser, Limo, Bier, Bananen, Apfel, Brot und Plätzchen. Illegal.
In Itero de la Vega verblüfft mich eine neue Bar mit ihrer Existenz. Ich bleibe dem Lebensmittelladen treu. 2004 standen wir hier Schlange - es war die einzige Einkaufsmöglichkeit. Die Anschaffungen wurden gleich auf der Straße verzehrt. Wir hatten alle viel Spaß dabei. Vorbei!
Angenehm führt der Weg fast bis Frómista dem Kanal entlang. Unterwegs werben Zettel für diverse Unterkünfte. Ich übernachte erneut in der Muncipal-Herberge. Für mich ein historischer Ort: Hier bin ich damals nachts aus dem oberen Bett gefallen -das hätte nicht nur mein Wander-Ende sein können. Da bin ich aus meinen Träumen auf dem harten Boden der Wirklichkeit gelandet. In diesem Jahr schlafe ich in einem unteren Bett. Im Nebenraum nächtigt Oberstabsfeldwebel Klaus. Aus Altersgründen hat er seinen Stab mit dem Wanderstab getauscht und marschiert stramm in Richtung Santiago. Er hat Blasen am Fuß, aber keine im Kopf. Ein geradliniger Mensch, den ich ohne den Jakobsweg nie kennen gelernt hätte. Nicht nur Weg und Orte, auch die neuen Gefährten tragen zum Erlebnis bei. Verständlich, wenn mancher Pilger unachtsam wird. Doch in den Herbergen gibt es nicht nur Freunde, sondern auch Diebe. Der Pilger muss stets auf Bargeld, Kreditkarte und Fotoapparat aufpassen - bei Tag und Nacht, selbst beim Duschen. Auch ein Geldautomat kann dem Pilger einen Strich durch den Weg machen: Samstagabend bleibt die Karte im Automaten stecken. Oder Karte oder Cheques gehen „nur“ verloren.
Ich nehme mir Zeit, die romanische Kirche San Martin zu besichtigen. Das beeindruckend harmonische Gebäude aus hellen Quadern ist jetzt Museum. Ich umkreise das Bauwerk und bewundere es aus verschiedenen Winkeln. Im Kircheninnern bestaune ich die Säulen und Kapitelle. Ich muss hier noch einmal mit einem Kunstreiseführer im Gepäck zurückkommen, um als Tourist alles in Ruhe anzusehen und zu verstehen.
Pilger haben wenig freie Zeit, denn Pilger haben viel zu tun: Wäsche waschen, duschen, Füße versorgen, Tagebuch schreiben, Wäsche abhängen, Abendessen und bald ins Bett.
Der Oberstabsfeldwebel schläft schon, spricht im Schlaf. Bedenklich bei einem Geheimnisträger. Klaus ist aber nur noch Rucksackträger. Statt Schäfchen zu zählen, lässt er sie antreten zum Appell.
Statt Ellenbogen werden die Knie eingesetzt zum Vorwärtskommen
Meine Nacht in Frómista verlief ohne Zwischen- oder Herunterfall - ich lag ja bereits unten. Doch auch ein unteres Bett birgt Gefahr: Wenn der schlaftrunkene Pilger vergisst, dass es noch etwas Höheres gibt und sich daran den Kopf schrammt.
Ich lasse mir mit dem Frühstück Zeit, ich warte die Öffnung der Bank ab. Ich nutze den Geldautomaten und wenn der nicht will, kann ich mich gleich an die Angestellten der Filiale wenden. Nach Dienstschluss bleibt möglicherweise die Karte im Gerät und der Pilger bargeldlos. Geldautomaten gibt es eigentlich flächendeckend, doch sind die Dinger hin und wieder
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