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Heiter. Weiter.

Heiter. Weiter.

Titel: Heiter. Weiter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Heininger
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mich im Schuh drückte im Weinberg bei Erlenbach am Main. Wie lange ist das her?
    In Manjarín kann der Müde eine Rast einlegen. Tomás, eine bekannte Person am Jakobsweg, bereitet Kaffee, reicht Wasser oder Wein. Es ist alles ein wenig primitiv hier oben, aber Tomás, der letzte Tempelritter, ist von großer Herzlichkeit. Er entsorgt mit Freiwilligen täglich alles, was unter dem Eisenkreuz liegt und nicht aus Stein ist. Erneut fühle ich mich eins mit all denen, die den Weg vor mir gegangen sind und hier einkehrten: Es ist nur zu ahnen, wie viele schon aus dem Glas getrunken haben, ohne das es gespült wurde.
    Der Wirt in El Acebo wartet schon in gleichnamiger Gaststätte auf Gäste. Und der Botillo. Botillo ist eine regionale Spezialität in der Form eines Presskopfes aus verschiedenen Teilen des Schweins, auch Knorpel und Knochenstückchen. Gegessen wird er mit Kraut, Kichererbsen und Kartoffeln. Die richtige Kost für den schwer arbeitenden Bauern. Und hungrigen Pilger. Der Wirt schneidet den Botillo eigenhändig auf - das ist noch richtiger Darm und keine Blase aus Plastik. So sollte aber ein Pilger nicht an seiner Blase am Fuß herumsäbeln.
    Jetzt brauche ich Bewegung! Kein Verdauungsspaziergang wird der Weg nach Riego de Ambrós. Die Etappe ist eine der schönsten des Caminos. Der Wanderer muss hier auch auf den steinigen Weg achten, teilweise geht es steil hinab.
    Endlich erreiche ich Molinaseca. Alfredo, der nette Hospitalero, kümmert sich aufopferungsvoll um seine Gäste, besonders die weiblichen. Der spanische König war schon zu Besuch. Unterwegs entdecke ich eine Botillo-Statue aus Guss - so massig und schwer liegt mir auch der mittags Verzehrte im Magen.
    Die teuren Restaurants beachte ich nicht, abends besuche ich die gemütlichen kleinen Bodegas im Ort. Nicht alle haben geöffnet - die Besitzer wechseln sich mit dem Ausschank ab. Selten verirrt sich da ein Pilger hin. Ich stapfe hinunter in den Weinkeller und denke: „Wohl dem Manne, der erkennt, dass ihm von der Welt der Sterne nur die Kellertreppe trennt.“

Die traurige Geschichte von dem Mann mit den Murmeln

    In Alfredos zweiter neuer Herberge wird auch ein „Desayuno“ geboten. Doch um da zu frühstücken, müsste man wieder zurück in Richtung Ortsmitte Molinaseca gehen. Ich wandere lieber gleich die wenigen Kilometer nach Ponferrada. Über der Stadt thront eine mächtige Templerburg. Im Innern der Anlage ist nicht viel zu sehen, ein Besuch lohnt kaum.
    Ich frühstücke in der Bar „El Cruz“, gleich am Ortseingang. Hier sitzen bereits städtische Arbeiter und bestellen zur ihrer mitgebrachten Vesper Kaffee oder Bier. Die Pilgerin aus Barcelona bittet zum Kaffee um ein paar Scheiben Weißbrot. Darauf lässt sie aus einem Krüglein eine bräunliche, dickflüssige Masse rinnen. Honig, denke ich. Nein, es ist bestes Olivenöl. Da habe ich wieder etwas gelernt. Außergewöhnlich ist die Herberge in Cacabelos, kreisförmig um eine Kirche errichtet. Die Pilger nächtigen in kleinen Zweibettkabinen. Mal etwas anderes als große Schlafsäle! Man kann es aber nicht jedem recht machen: Einer verlässt die Herberge wieder und will sich ein Hotel suchen. „Die Räume sind ja nur durch eine Bretterwand getrennt.“
    Für das Abendessen empfehle ich die Pulpería in der Calle de S. Maria 44, hier wird nicht nur Fisch aufgetischt, auch das beliebte Pilgermenü ist hier zu haben.
    Zum Tagesabschluss ist ein Besuch in der Bodega in der Calle de las Augustias 7 lohnend. Spät wird erst die unscheinbare Pforte geöffnet, hinter der gleich die Spindelpresse ihren Platz hat. Der Gast muss weit durch die Kellerräume schreiten, bis er endlich die Theke erreicht hat. Ausgeschenkt werden die hier gekelterten Weine. Viel verstaubte Atmosphäre wird geboten, aber auch Stückchen vom Schinken und „Pimientos del padrón“ - kleine gebratene, grüne Paprikaschoten. Hin und wieder ist eine sehr scharfe darunter, selbst Einheimische schimpfen mit dem Wirt. Auch Pilger haben die Bodega gefunden. Eine bezechte Berlinerin: „Wenn Jesus nicht gewollt hätte, dass wir Wein trinken, dann hätte er Wein in Wasser verwandelt.“ Nun gut. Ergreifendes wird über einen älteren Niederländer erzählt, den ich am Vortag getroffen hatte: Er sei vor Jahren den Jakobsweg gegangen, fühle sich jetzt eigentlich zu alt für die Strapazen. Doch sein geliebter kleiner Enkel ist gestorben und er gehe den Weg noch einmal für ihn. Und mit ihm. Das Rucksackgewicht auf den Schultern

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