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Held Rama

Held Rama

Titel: Held Rama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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Andacht, und damals hatte der brahmanische Jüngling der Kriegerkaste furchtbare Rache geschworen.
    Mit der Axt, die ihm seine Klause aus dem Walde gehauen hatte, zog er gegen die Kschattrijas zu Felde und vernichtete diese Kaste, wo er sie traf. Wischnu hatte dem starken Brahmanen einen Bogen geschenkt, und fortan war er schier unüberwindlich. Die stärksten Recken fürchteten diesen kriegerischen Priester und wichen ihm aus.
    Nun stand der Sohn und Rächer Dschamadagnis im Wege des königlichen Zuges und rief mit schrecklicher Stimme:
    »Rama, Sohn des Dascharatha! Du Kriegerlein hast den Bogen Schiwas zerbrochen. Ich, Rama, der Sohn des Dschamadagni, trage den Bogen Wischnus. Vermagst du den zu spannen, so bist du wert, mit mir zu kämpfen; versagt deine Kraft, so soll mein Beil dich mit den Übrigen deiner Kaste fressen!«
    »Ich ehre dich als Priester!« rief Dascharathas Sohn dawider, »doch als Krieger will ich dich besiegen! Reich' mir die Waffe:«
    Und mit ruhiger Kraft besehnte der starke Prinz den riesigen Bogen, legte einen Pfeil auf und richtete ihn gegen den erstaunten Dschamadagnisohn.
    »Jetzt, kriegerischer Priester, bist du in meiner Hand!« sprach er ernst. »Mein Pfeil beendet entweder dein Streifen auf Erden, oder er zerstört deinen Sitz im Himmel. Wähle!«
    »Nein!« knirschte der Priester. »Ich will von der Rache auf Erden nicht lassen, lieber noch von des Himmels Seligkeit!«
    Da öffneten sich die Wolken über den beiden Ramas, und Götter und Genien jubelten dem Sohn Dascharathas zu.
    Der aber hob den Bogen und schoss den Himmelssitz des rachsüchtigen Priesters in Trümmer.
    Paraschu-Rama erzitterte. Er neigte sich vor seinem Überwinder und sprach:
    »Wahrlich! in dir lebt Wischnu, du starker Feindebezwinger! Die Himmlischen sehen mit Freude deine Taten. Ich bin besiegt!«
    Und gebeugt schritt der Unterlegene hinweg, erbaute sich auf dem Mahendra eine Klause und ward von Stund' an ein demütiger Büßer.
    Dascharatha umarmte seinen heldenkühnen Sohn und sandte schnellfüßige Boten voraus, auf dass Ajodhia den Sieger und seine Gattin festlich empfange.

Die Verbannung
    Kauschalja, Kaikeyi und Sumitra, die drei Königinnen, begrüßten ihre Söhne und deren junge Gattinnen mit hellem Jubel. Dascharatha gab jedem der neuvermählten Paare einen Palast zu eigen, und die Götter schenkten dem edlen Königshaus Glück und Zufriedenheit durch manches lange Jahr.
    Bharata, der Sohn der Kaikeyi – und mit ihm Schatrugna, einer der Sumitrasprossen – zog bald nach Kekaya und lebte dort am Hof eines Oheims, der den Sohn seiner schönen Schwester eingeladen hatte.
    Dascharatha begann unter der Last seiner Jahre zu seufzen. Und da er in seinem ältesten Sohne Rama den edelsten Menschen, den tapfersten Krieger erkannt hatte, so rief er die Großen seines Reiches zu feierlichem Rate zusammen und verkündigte ihnen, dass er die Herrschaft mit all ihrer Bürde und Würde dem trefflichen Kauschaljasohn übergeben wolle. Sumantra, des Königs Wagenlenker, musste den Prinzen in die Versammlung bringen, und als der Herrliche vor seinem greisen Vater stand, verkündigte dieser ihm in Worten voll Weisheit und Liebe seinen Entschluss: »Du Sohn meiner ersten Königin!« schloss er gerührten Herzens, »du bist der Reichste an Würde, der Würdigste an Reichtum der Seele! Bleib wie du bist, mein Stolz! und nie wird der gelbe Königsschirm einen Besseren beschaltet haben. Herrsche mild über die Guten, streng über die Schlechten, am strengsten über dich! – Gehe nun heim und verbringe die Nacht mit der Gattin in Fasten und Beten, denn morgen will ich dich vor allem Volke zum Herrn der Erde weihen!«
    Frohe Botschaften aber sickern durch dicke Mauern:
    Als Rama nach seinem Palaste zurückkehrte, jubelte das Volk von Ajodhia seinem Liebling und künftigen Herrscher fröhliche Heilrufe zu.
    Die bucklige Manthara, eine Zofe der Königin Kaikeyi, stand mit Ramas Amme in der Menge und hörte mit dem Neide des Krüppels das überschwängliche Lob des Herrlichen aus dem Munde der getreuen Alten und aus der tönenden Freude des Volkes.
    Unheilsinnend ging sie nach Hause und betrat das Gemach der Gebieterin.
    Königin Kaikeyi schlief. Die Bucklige rüttelte sie am Arme und jammerte heuchlerisch: »Auf, Herrin! auf! ich kann es nicht sehen, wie man dich, du Herrliche, kränkt und demütigt. – Bist nicht du die einzige Königstochter unter des Herrschers Frauen! Warum stellt er dich unter Kauschalja, die

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