Held von Garathorm
echten, lebenden Menschen zu den Bulgarbergen - mit vielen weiteren Gefangenen -gebracht wurden? Wäre es nicht möglich, daß Ihr gegen eine Armee von Sklaven des Dunklen Imperiums gekämpft habt, die unter der Kontrolle jener stand, die unserer Rache entgingen?"
„Aber nur wenige von ihnen entkamen. Und keiner der Lords des Dunklen Imperiums überlebte die Schlacht von Londra. Wer also hätte solche Pläne aufarbeiten und durchführen können, wenn sie überhaupt vorstellbar wären, was sie meines Erachtens nicht sind, Herzog Dorian." Katinka van Bak verzog den Mund. „Ich hielt Euch für einen Mann von scharfem Verstand und für eine Kriegernatur, wie ich es bin."
„Dafür hielt ich mich ebenfalls - bis sich mir diese Idee unüberwindbar aufdrängte, daß Yisselda noch lebt. Irgendwo."
„Es kam mir zu Ohren, daß Ihr nicht mehr Euer altes Selbst seid."
„Ihr wollt damit sagen, Ihr habt gehört, daß ich verrückt bin! Nun, Madam, das glaube ich selbst durchaus auch. Vielleicht habe ich mich in letzter Zeit mit verrückten Gedanken beschäftigt. Aber nur, weil die Vorstellungen Wahrheit in sich tragen."
„Ich akzeptiere Eure Worte", erklärte Katinka van Bak ruhig. „Aber ich brauchte echte Beweise für eine solche Theorie. Mir sagt kein Instinkt, daß die Toten leben."
„Ich glaube, Graf Brass ahnt es, auch wenn er es sich nicht eingestehen will. Ich glaube, es ist etwas, das er nicht einmal in Betracht zu ziehen wagt, aus Angst, der Wahnsinn würde nach ihm greifen, wie er es von mir vermutet."
„Das könnte es sein", pflichtete Katinka van Bak ihm bei. „Aber ich habe auch keine Beweise, daß Graf Brass so denkt, wie Ihr meint. Ich müßte erst mit ihm sprechen."
Hawkmoon nickte. Er überlegte kurz, dann sagte er. „Angenommen, ich wüßte einen Weg, diese Eure Armee zu schlagen - was würdet Ihr dann sagen? Wenn meine Theorien mich zur Wahrheit über den Ursprung dieser Armee führten und mir so helfen, ihre Schwächen zu erkennen?"
„Dann wären Eure Theorien von praktischem Wert", gestand ihm Katinka van Bak zu. „Aber unglücklicherweise gibt es nur eine Weise, sie zu erproben, und die kann das Leben kosten, wenn man sich getäuscht hat. Habe ich recht?"
„Ich würde dieses Risiko ohne Bedenken eingehen. Als ich gegen das Dunkle Imperium kämpfte, erkannte ich nur zu bald, daß es unmöglich war, durch direkte Konfrontation etwas zu erreichen. Suchte man jedoch nach den Schwächen seiner Führer und machte man sie sich zu Nutzen, konnte es durchaus geschlagen werden. Das lernte ich im Dienst des Runenstabs."
„Ihr glaubt, Ihr wißt, wie man dieses Gesindels Herr wird?" fragte Katinka van Bak bereits ein wenig hoffnungsvoll.
„Natürlich ist mir die genaue Art der Schwäche dieser Armee noch nicht bekannt. Aber ich bin überzeugt, daß ich sie leichter als sonst irgend jemand ergründen könnte."
„Ja, ich glaube, da habt Ihr recht!" Katinka van Bak grinste. „Ich fürchte nur, daß es bereits zu spät ist, nach Schwächen zu forschen."
„Ich müßte sie beobachten können! Wenn ich ein Versteck finden könnte, vielleicht in den Bergen selbst, und dort ein Auge auf sie haben könnte, würde mir vermutlich ein Weg einfallen, sie zu schlagen." Hawkmoon dachte an noch etwas anderes, das er durch eine solche Beobachtung gewinnen könnte, aber das behielt er für sich. „Ihr habt Euch in jenen Bergen eine lange Zeit verborgen, Katinka van Bak, deshalb könntet Ihr mir besser als irgend jemand anderer, Oladahn vielleicht ausgenommen, einen Schlupfwinkel zeigen, von dem aus ich diese Bande überwachen könnte."
„Das wäre mir vermutlich möglich, aber ich bin gerade erst von dort geflohen. Ich lege keinen Wert darauf, mein Leben zu verlieren. Ich glaube, das erwähnte ich. Weshalb sollte ich Euch in die Bulgarberge, in den Stützpunkt des Feindes, bringen?"
„Habt Ihr denn nicht zumindest eine Spur von Hoffnung gehegt, Eure Ukrania rächen zu können? Habt Ihr nicht vielleicht ganz heimlich gedacht, daß Ihr die Hilfe Graf Brass' und seiner Kamarganer gegen Eure Feinde gewinnen könntet?"
Katinka van Bak lächelte. „Nun, ich wußte, daß diese Hoffnung dumm war, aber."
„Und nun biete ich Euch eine Chance für diese Rache. Ihr braucht nichts anderes zu tun, als mich in die Bulgarberge, in einen einigermaßen sicheren Schlupfwinkel zu bringen, dann könnt Ihr Euch ohne weiteres wieder zurückziehen, wenn Ihr es wollt."
„Sind Eure Motive selbstlos, Herzog Dorian?"
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