Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
Flusses.«
»Da wir aber nicht in Griechenland sind, können wir davon ausgehen, dass er umgezogen ist«, sagte Piper. »Verheißt ja nichts Gutes. Sonst noch was?«
»Hier steht, dass Herkules einmal gegen ihn gekämpft hat«, teilte Jason mit.
»Herkules hat gegen neunundneunzig Prozent von allem im alten Griechenland gekämpft.«
»Stimmt. Mal sehen. Säulen des Herkules …« Jason blätterte um. »Hier steht, dass es auf dieser Insel keine Hotels, keine Restaurants, keine Verkehrsmittel gibt. Sehenswürdigkeiten: Herkules und zwei Säulen. Ha, das ist interessant. Offenbar stammt das Dollarzeichen – du weißt schon, das S mit den zwei Schrägstrichen – vom spanischen Wappen, das die Säulen des Herkules mit einem dazwischen wehenden Banner zeigte.«
Wunderbar, dachte Piper. Endlich verträgt Jason sich mit Annabeth und schon greifen ihre Hirnitendenzen auf ihn über.
»Irgendwas Hilfreiches?«, fragte sie.
»Warte mal. Hier wird Acheloos kurz erwähnt: Dieser Flussgott kämpfte mit Herkules um die Hand der schönen Deianeira. Dabei brach Herkules dem Flussgott ein Horn ab, was zum ersten Füllhorn wurde.«
»Was denn für ein Fühlhorn?«
»Das ist diese Dekoration zu Thanksgiving«, sagte Jason. »Das Horn, aus dem alle Leckerbissen strömen. Wir haben eins in der Messe von Camp Jupiter. Ich wusste nicht, dass das Original mal ein echtes Horn war.«
»Und wir sollen also das andere holen«, sagte Piper. »Das wird sicher nicht so leicht. Wer war Deianeira?«
»Herkules hat sie geheiratet«, sagte Jason. »Ich glaube … Das steht hier nicht. Aber ich glaube, sie hat kein gutes Ende genommen.«
Piper dachte daran, was Herkules ihnen erzählt hatte: seine erste Familie tot, seine zweite Frau angestiftet, ihn zu vergiften. Diese Aufgabe gefiel ihr immer weniger.
Sie trotteten über einen Felskamm zwischen zwei Hügeln und versuchten, sich im Schatten zu halten, aber Piper war schon schweißnass. Die Moskitos hinterließen kleine Schwellungen auf ihren Knöcheln, Armen und ihrem Hals, und vermutlich sah sie schon aus wie ein Fall von Pocken.
Endlich war sie mit Jason allein, und dann passierte das.
Sie war wütend auf Jason, weil er Hera erwähnt hatte, aber sie wusste, dass sie ihm keine Vorwürfe machen durfte. Vielleicht war sie nur ganz allgemein wütend auf ihn. Seit Camp Jupiter schleppte sie eine Menge Sorgen und Verstimmungen mit sich herum.
Sie hätte gern gewusst, was Herkules ihr über die Söhne des Zeus hatte sagen wollen. Auf die sei kein Verlass? Sie stünden unter zu hohem Druck? Piper versuchte sich vorzustellen, wie Jason nach seinem Tod zum Gott wurde, und wie er dann an irgendeinem Strand stand und die Tore zu einem Ozean bewachte, während Piper und alle anderen, die er in seinem sterblichen Leben gekannt hatte, längst tot waren.
Sie hätte auch gern gewusst, ob Herkules jemals so positiv wie Jason gewesen war – fröhlicher, zuversichtlicher, leicht zu trösten. Es war schwer vorstellbar.
Als sie ins nächste Tal hinunterstiegen, überlegte Piper, was wohl auf der Argo II vor sich ging. Sie hätte ihren Freunden gern eine Iris-Botschaft geschickt, aber Herkules hatte ihnen eingeschärft, dass sie keinen Kontakt zu ihnen aufnehmen durften. Sie hoffte, dass Annabeth erraten würde, was da vor sich ging, und niemanden mehr ans Ufer schickte. Piper war sich nicht sicher, wozu Herkules fähig war, wenn er noch einmal gestört wurde. Sie stellte sich vor, wie Trainer Hedge ungeduldig wurde und ein Katapult auf den Mann in Lila richtete, oder wie Eidola in die Mannschaft fuhren und sie zwangen, sich von Herkules in den Selbstmord treiben zu lassen.
Piper schauderte es. Sie wusste nicht, wie spät es war, aber die Sonne ging schon unter. Wie hatte der Tag so schnell vergehen können? Normalerweise hätte sie sich über den Sonnenuntergang gefreut, weil es dann kühler wurde, nur lief damit auch ihre Frist ab. Ein kühler Abendwind würde ihnen nicht viel helfen, wenn sie tot waren. Außerdem war am nächsten Morgen der erste Juli, die Kalenden des Juli. Wenn ihre Informationen zutrafen, würde das der letzte Tag im Leben von Nico di Angelo sein, und der Tag, an dem Rom zerstört würde.
»Halt«, sagte Jason.
Piper wusste erst nicht, warum. Dann ging ihr auf, dass sie vor sich Wasser rauschen hörte. Sie schlichen durch den Wald weiter und erreichten ein Flussufer. Der Fluss war über zehn Meter breit, aber nur wenige Daumenbreit tief, eine silberne
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