Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
San Francisco, und dass sie sich in ihrer Familie vorgekommen war wie eine Fremde. Sie erzählte, dass sie mit nur sieben Jahren weggelaufen war und Luke und Thalia kennengelernt hatte und schließlich im Camp Half-Blood auf Long Island eingetroffen war.
Sie beschrieb das Camp und ihre Jahre dort. Sie erzählte, wie sie Percy kennengelernt hatte und welche Abenteuer sie gemeinsam bestanden hatten.
Reyna war eine gute Zuhörerin.
Annabeth fühlte sich versucht, ihr mehr über ihre aktuellen Probleme zu erzählen: ihren Streit mit ihrer Mom, die silberne Münze, die sie geschenkt bekommen hatte, und die Albträume – und über eine alte Angst, die sie dermaßen lähmte, dass sie sich fast gegen diesen Einsatz entschieden hätte. Aber so viel Offenheit brachte sie dann doch nicht über sich.
Als Annabeth fertig war, schaute Reyna hinab auf Neu-Rom. Ihre metallischen Windhunde schnupperten auf der Terrasse herum und schnappten nach den Bienen im Klee. Endlich zeigte Reyna auf die Gruppe von Tempeln auf dem Hügel in der Ferne.
»Das kleine rote Gebäude«, sagte sie, »da auf der Nordseite, das ist der Tempel meiner Mutter Bellona.« Reyna drehte sich zu Annabeth um. »Anders als deine Mutter hat Bellona kein griechisches Äquivalent. Sie ist durch und durch römisch. Sie ist die Göttin, die die Heimat schützt.«
Annabeth sagte nichts. Sie wusste nur sehr wenig über diese römische Göttin. Sie wünschte, sie hätte sich vorher informiert, aber Latein fiel ihr einfach nicht so leicht wie Griechisch. Dort unten leuchtete der Rumpf der Argo II, der wie ein riesiger Partyballon aus Bronze über dem Forum schwebte.
»Wenn die Römer in den Krieg ziehen«, sagte Reyna, »dann gehen sie zuerst in den Tempel der Bellona. Drinnen gibt es ein symbolisches Stück Boden, das die feindliche Erde symbolisiert. Wir bohren einen Speer in diesen Boden, um klarzustellen, dass wir uns jetzt im Krieg befinden. Verstehst du, die Römer haben den Angriff immer für die beste Verteidigung gehalten. Wenn unsere Vorfahren sich in den alten Zeiten von ihren Nachbarn bedroht fühlten, marschierten sie dort ein, um sich selbst zu schützen.«
»Sie haben alles um sich herum erobert«, sagte Annabeth. »Karthago, Gallien …«
»Und Griechenland.« Reyna schwieg nach diesem Kommentar für einen Moment. »Was ich sagen will, Annabeth, ist, dass es nicht gerade Art der Römer ist, mit anderen Mächten zusammenzuarbeiten. Immer wenn griechische und römische Halbgötter aufeinandergestoßen sind, kam es zum Kampf. Konflikte zwischen uns haben einige der grausamsten Kriege in der Geschichte der Menschheit ausgelöst – vor allem Bürgerkriege.«
»Es muss aber nicht so sein«, sagte Annabeth. »Wir müssen zusammenarbeiten, sonst wird Gaia uns vernichten.«
»So sehe ich das auch«, sagte Reyna. »Aber ist eine Zusammenarbeit überhaupt möglich? Was, wenn Junos Plan nicht gut genug ist? Sogar Göttinnen können sich irren.«
Annabeth wartete darauf, dass Reyna vom Blitz getroffen oder in einen Pfau verwandelt würde. Nichts geschah.
Leider teilte Annabeth Reynas Zweifel. Hera irrte sich durchaus ab und zu. Annabeth hatte nichts als Ärger mit dieser arroganten Göttin gehabt, und sie würde ihr nie verzeihen, dass sie Percy entführt hatte, auch wenn das zu einem guten Zweck geschehen war.
»Ich hab auch kein Vertrauen zu dieser Göttin«, gab Annabeth zu. »Aber ich vertraue meinen Freunden. Das hier ist kein Trick, Reyna. Wir können wirklich zusammenarbeiten.«
Reyna trank den letzten Schluck von ihrer Schokolade. Sie stellte den Becher auf das Geländer der Terrasse und schaute über das Tal hinaus, als ob sie über Schlachtaufstellungen nachdachte.
»Ich glaube, dass dir das ernst ist«, sagte sie. »Aber wenn du in die Alte Welt fährst, vor allem nach Rom, dann musst du etwas über deine Mutter wissen.«
Annabeths Schultern spannten sich an. »Meine … meine Mutter?«
»Als ich auf Circes Insel gelebt habe«, sagte Reyna, »hatten wir viel Besuch. Einmal, vielleicht ein Jahr vor dir und Percy, wurde ein junger Mann angespült. Er war vor Durst und Hitze halb wahnsinnig. Er war seit Tagen auf dem Meer herumgetrieben. Was er sagte, ergab nicht viel Sinn, aber er behauptete, ein Sohn der Athene zu sein.«
Reyna legte eine Pause ein, als wartete sie auf eine Reaktion. Annabeth hatte keine Ahnung, wer dieser Junge gewesen sein mochte. Ihr war kein anderes Kind der Athene bekannt, das im Meer der Ungeheuer auf einem
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