Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
Rippenstoß, aber ihr Lächeln war nett.
Der Anblick der beiden machte Percy glücklich. Sie mussten einfach zusammenkommen. Aber gleichzeitig machte ihn das auch traurig. Er dachte an Annabeth und fragte sich, ob er lange genug leben würde, um sie wiederzusehen.
Positiv denken, mahnte er sich.
»Weißt du was«, sagte er, »Frühstück klingt super.«
Alle bestellten riesige Portionen Eier, Pfannkuchen und Rentierwürstchen, auch wenn Frank bei der Sache mit den Rentieren ein wenig besorgt aussah. »Meint ihr, es ist richtig, dass wir Rudolph aufessen?«
»Dussel«, sagte Percy. »Ich könnte auch noch Prancer und Blitzen essen. Ich habe eben Hunger!«
Das Essen war hervorragend. Percy hatte noch nie jemanden so schnell essen sehen wie Frank. Das Rentier mit der roten Nase hatte keine Chance.
Wenn sie gerade nicht in ihren Blaubeerpfannkuchen biss, zeichnete Hazel eine wackelige Kurve und ein X auf ihre Serviette. »Ich hab mir was überlegt. Wir sind hier.« Sie tippte auf das X. »Anchorage.«
»Sieht aus wie eine Möwe«, sagte Percy. »Und wir sind das Auge.«
Hazel starrte ihn wütend an. »Da soll eine Landkarte sein, Percy. Anchorage liegt ganz oben an diesem Fjord, Cook Inlet. Unter uns erstreckt sich eine riesige Halbinsel, und meine alte Heimatstadt, Seward, liegt am Ende der Halbinsel, hier.« Sie zeichnete unten an die Kehle der Möwe ein weiteres X. »Das ist die Stadt, die dem Hubbard-Gletscher am nächsten liegt. Wir könnten den Seeweg nehmen, vermute ich, aber das würde ewig dauern. So viel Zeit haben wir nicht.«
Frank erledigte den letzten Rest Rudolph. »Aber Land ist gefährlich«, sagte er. »Land bedeutet Gaia.«
Hazel nickte. »Ich glaube aber nicht, dass uns eine Wahl bleibt. Wir hätten unseren Piloten bitten können, uns hinzufliegen, aber ich weiß nicht … sein Flugzeug könnte zu groß für den kleinen Flughafen von Seward sein. Und wenn wir ein anderes chartern …«
»Keine Flugzeuge mehr«, sagte Percy. »Bitte.«
Hazel hob beschwichtigend die Hand. »Schon gut. Es gibt von hier Züge nach Seward. Vielleicht kriegen wir heute Abend noch einen. Es dauert nur ein paar Stunden.«
Sie malte zwischen die beiden X eine gepunktete Linie.
»Jetzt hast du die Möwe gerade enthauptet«, sagte Percy.
Hazel seufzte. »Das ist die Bahnlinie. Seht mal, von Seward aus liegt der Hubbard-Gletscher irgendwo hier.« Sie tippte auf die untere rechte Ecke ihrer Serviette. »Und da ist Alkyoneus.«
»Aber du bist nicht sicher, wie weit das ist?«, fragte Frank.
Hazel runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich bin ziemlich sicher, dass man nur per Schiff oder Flugzeug hinkommt.«
»Schiff«, sagte Percy sofort.
»Gut«, sagte Hazel. »Es kann nicht allzu weit von Seward sein. Wenn wir heil in Seward ankommen.«
Percy schaute aus dem Fenster. So viel zu tun und nur noch vierundzwanzig Stunden. Am nächsten Tag um diese Zeit würde das Fest der Fortuna beginnen. Wenn sie den Tod nicht befreien und rechtzeitig wieder im Camp eintreffen konnten, würde die Armee des Riesen das Tal überfluten. Dann würden die Römer das Hauptgericht bei einem Monsteressen werden.
Auf der anderen Straßenseite fiel ein eisiger schwarzer Strand zum Meer hin ab, das glatt wie Stahl war. Der Ozean hier wirkte anders – noch immer mächtig, aber eiskalt, träge und ursprünglich. Götter hatten keine Macht über dieses Wasser, jedenfalls keine Götter, die Percy kannte. Neptun würde ihn hier nicht beschützen können. Percy fragte sich, ob er das Wasser hier überhaupt manipulieren oder ob er unter Wasser atmen könnte.
Auf der anderen Straßenseite lungerte ein hyperboreischer Riese herum. Niemand im Café bemerkte ihn. Der Riese trat in die Bucht, zerbrach unter seinen Sandalen das Eis und schob die Hände ins Wasser. Mit einer Faust holte er einen Schwertwal heraus. Offenbar war das aber nicht, was er wollte, denn er warf den Wal wieder hinein und watete weiter.
»Gutes Frühstück«, sagte Frank. »Wer hat Lust auf eine Eisenbahnfahrt?«
Der Bahnhof war nicht weit weg. Sie konnten sich gerade noch Fahrkarten für den letzten Zug nach Süden kaufen. Als seine Freunde einstiegen, sagte Percy »gleich wieder da« und rannte noch einmal ins Bahnhofsgebäude.
Er ließ sich im Kiosk Geld wechseln und stand dann vor dem Münzfernsprecher.
Er hatte noch nie von einem Münzfernsprecher aus telefoniert. Für ihn waren das seltsame Antiquitäten, wie der Plattenspieler seiner Mutter oder die
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