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Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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mit Spinnweben umhüllter Dreizack war über die Tür genagelt.
    Percy schaute hinein. Auf einem kleinen Altar stand eine Schale mit verschrumpelten, angeschimmelten Äpfeln.
    Sein Herz wurde schwer.
    »Echt beliebt hier.«
    »Tut mir leid, Percy«, sagte Hazel. »Es ist nur … die Römer hatten immer Angst vor dem Meer. Sie haben nur Schiffe benutzt, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ. Selbst in modernen Zeiten galt es immer als böses Omen, wenn ein Kind des Neptun in der Nähe war. Als das letzte Mal eins in die Legion eingetreten ist … na ja, das war 1906, als Camp Jupiter auf der anderen Seite der Bucht in San Francisco lag. Da gab es dieses riesige Erdbeben …«
    »Und willst du mir erzählen, dass ein Kind des Neptun das ausgelöst hat?«
    »Angeblich ja.« Hazel machte ein bedauerndes Gesicht. »Jedenfalls … Römer fürchten Neptun, aber lieben ihn nicht besonders.«
    Percy starrte die Spinnweben auf dem Dreizack an.
    Super, dachte er. Selbst wenn er ins Camp einträte, würden sie ihn niemals lieben. Er konnte seinen neuen Campgenossen höchstens Angst einjagen. Und wenn er seine Sache richtig gut machte, würden sie ihm vielleicht ein paar vergammelte Äpfel überlassen.
    Und doch … als er hier am Altar des Neptun stand, hatte er das Gefühl, dass sich etwas in ihm regte, als ob Wellen durch seine Adern liefen.
    Er griff in seinen Rucksack und fischte den letzten Rest Proviant von seiner Wanderung heraus – einen altbackenen Bagel. Es war nicht viel, aber er legte den Bagel auf den Altar.
    »He, äh, Dad.« Er kam sich reichlich blöd vor, mit einer Obstschale zu sprechen. »Wenn du mich hören kannst, dann hilf mir, okay? Gib mir meine Erinnerungen zurück. Sag mir – sag mir, was ich tun soll.«
    Seine Stimme brach. Er hatte nicht sentimental werden wollen, aber er war erschöpft und hatte Angst und irrte schon so lange herum, dass er für ein wenig Führung alles gegeben hätte. Er wollte endlich etwas über sein Leben wissen, statt nach fehlenden Erinnerungen zu greifen.
    Hazel legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das kommt schon in Ordnung. Du bist ja jetzt hier. Du bist einer von uns.«
    Es kam ihm seltsam vor, sich von einem Mädchen aus der achten Klasse, das er kaum kannte, trösten zu lassen, aber er war froh darüber, dass Hazel da war.
    Über ihnen grollte der Donner. Rote Blitze beleuchteten den Hügel.
    »Octavian ist fast fertig«, sagte Hazel. »Also gehen wir.«
    Im Vergleich zum Werkzeugschuppen des Neptun war Jupiters Tempel wahrlich optimus und maximus.
    Der Marmorboden war mit prachtvollen Mosaiken und lateinischen Inschriften bedeckt. Zwanzig Meter weiter oben glitzerte das Kuppeldach vor Gold. Der ganze Tempel war für die Winde offen.
    In der Mitte stand ein Marmoraltar, an dem ein Junge in einer Toga eine Art Ritual vor einer massiven goldenen Statue ausführte: Jupiter der Himmelsgott, gewandet in eine lila Seidentoga Größe XXXL und mit einem Blitz in der Hand.
    »Der sieht gar nicht so aus«, murmelte Percy.
    »Was denn?«, fragte Hazel.
    »Der Herrscherblitz«, sagte Percy.
    »Wovon redest du da eigentlich?«
    »Ich …« Percy runzelte die Stirn. Für eine Sekunde hatte er geglaubt, sich an etwas zu erinnern. Jetzt war es verschwunden. »Nichts.«
    Der Junge am Altar hob die Hände. Neue rote Blitze leuchteten am Himmel auf und brachten den Tempel zum Beben. Dann ließ der Junge die Hände sinken und das Dröhnen verstummte. Die Wolken wurden von grau zu weiß und lösten sich dann auf.
    Ein ganz schön beeindruckender Trick, zumal der Junge nicht viel hermachte. Er war groß und mager und hatte strohblonde Haare, übergroße Jeans, ein ausgebeultes T-Shirt und eine schlaff herabhängende Toga. Er sah aus wie eine Vogelscheuche in einem Bettlaken.
    »Was macht er denn da?«, murmelte Percy.
    Der Typ in der Toga drehte sich um. Er hatte ein schiefes Lächeln und einen leicht verrückten Blick, als ob er gerade ein intensives Videospiel beendet hätte. In einer Hand hielt er ein Messer und in der anderen etwas, das wie ein totes Tier aussah. Das ließ ihn nicht weniger verrückt wirken.
    »Percy«, sagte Hazel. »Das ist Octavian.«
    »Der Graecus «, rief Octavian. »Wie interessant.«
    »Oh, hallo«, sagte Percy. »Bringst du kleine Tiere um?«
    Octavian sah das wuschelige Ding in seiner Hand an und lachte. »Nicht doch. Vor langer Zeit, ja. Damals haben wir den Willen der Götter aus Tiergedärm gelesen – von Hühnern, Ziegen, solchem Kram.

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