Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
aufwirbeln, und der Bulldozer gab stöhnend seinen Geist auf. Ein weiteres großartiges Spielzeug war ruiniert.
Piper zog ihren Vater hinter die Felswand. Der letzte Erdgeborene nahm die Verfolgung auf.
Leo hatte keine Tricks mehr auf Lager, durfte das Monster aber nicht an Piper heranlassen. Er rannte los, mitten durch die Flammen, und riss irgendwas – egal was – aus seinem Werkzeuggürtel.
»He, du Blödmann!«, schrie er und warf einen Schraubenzieher auf den Erdgeborenen.
Der brachte den zwar nicht um, erregte aber seine Aufmerksamkeit. Der Schraubenzieher versank bis zum Griff in der Stirn des Erdgeborenen, als sei dieser aus Knetgummi gemacht.
Der Erdgeborene jammerte vor Schmerz und kam schlingernd zum Stehen. Er zog den Schraubenzieher heraus, drehte sich um und starrte Leo wütend an. Leider sah das letzte Ungeheuer aus wie der größte und gemeinste der ganzen Bande. Gaia hatte wirklich alles gegeben, als sie ihn erschaffen hatte – mit zusätzlicher Muskelkraft, Hackfresse de luxe, das ganze Programm.
Schön, dachte Leo. Ich habe einen neuen Freund.
»Stirb«, brüllte der Erdgeborene. »Freund von Jee-son, stirb!«
Das Ungeheuer klaubte eine Handvoll Schlamm auf, der sich sofort in steinerne Kanonenkugeln verwandelte.
Leo wusste nicht mehr weiter. Er griff in seinen Werkzeuggürtel, aber ihm fiel nichts mehr ein, das helfen könnte. Er galt zwar als erfinderisch, aber aus dieser Notlage konnte er keinen Ausweg basteln oder bauen oder zusammenlöten.
Okay, dachte er, dann gehe ich wenigstens mit Feuer und Ehre ab.
Sein ganzer Körper brach in Flammen aus, er schrie »Hephaistos!« und griff das Ungeheuer mit bloßen Händen an.
Doch er kam gar nicht so weit.
Hinter dem Ungeheuer loderte es türkis und schwarz auf. Eine funkelnde Bronzeklinge schlitzte die eine Seite des Erdgeborenen von unten nach oben und die andere von oben nach unten auf.
Sechs lange Arme fielen zu Boden, Steinblöcke kullerten aus den nutzlosen Händen. Der Erdgeborene schaute nach unten und sah überrascht aus. Er murmelte: »Tschüs, Arme.«
Dann verschmolz er mit dem Boden.
Hinter ihm stand Piper, sie rang um Atem und ihr Dolch war von Lehm bedeckt. Ihr Vater saß an der Felswand, benommen und verwundet, aber immerhin am Leben.
Piper schien außer sich vor Wut – fast verrückt, wie ein gehetztes Tier. Leo war froh, dass sie auf seiner Seite war.
»Niemand tut meinen Freunden was«, sagte sie und mit einem plötzlichen Gefühl der Wärme begriff Leo, dass sie über ihn redete. Dann rief sie: »Und jetzt weiter!«
Leo sah, dass die Schlacht noch nicht zu Ende war. Jason kämpfte noch immer gegen den Riesen Enceladus – und die Lage war nicht gerade rosig.
XLIII
Jason
Als Jasons Lanze brach, wusste er, dass er ein toter Mann war.
Der Kampf hatte an sich gut angefangen. Jasons Instinkte schalteten sich ein und sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er schon vorher mit Gegnern fertiggeworden war, die fast ebenso groß gewesen waren. Größe und Kraft bedeuteten auch Langsamkeit, deshalb musste Jason einfach schneller sein – sein Tempo halten, seinen Gegner ermüden und verhindern, zerschmettert oder flambiert zu werden.
Er rollte sich beim ersten Speerhieb des Riesen ab und stach Enceladus in den Knöchel. Jasons Wurfspeer konnte die dicke Drachenhaut durchbohren und goldenes Ichor – das Blut der Unsterblichen – sickerte über den Krallenfuß des Riesen.
Enceladus brüllte vor Schmerz und spie Feuer. Jason wich aus, rollte sich hinter den Riesen und traf ihn in der Kniekehle.
So ging es Sekunden, Minuten weiter – es war schwer, die Zeit im Blick zu behalten. Jason hörte Kampfgeräusche von der anderen Seite der Lichtung – Baugeräte knirschten, Feuer toste, Ungeheuer brüllten und Felsen knallten auf Metall. Er hörte Leo und Piper trotzig schreien, was bedeutete, dass sie noch am Leben waren. Jason versuchte, nicht daran zu denken. Er durfte sich jetzt nicht ablenken lassen.
Der Speer des Enceladus verfehlte ihn um einen Millimeter. Jason wich immer wieder aus, aber der Boden klebte an seinen Füßen. Gaia wurde stärker und der Riese wurde schneller. Enceladus war zwar langsam, aber er war nicht dumm. Er fing an, Jasons Bewegungen vorauszusehen, und Jasons Angriffe nervten ihn lediglich und machten ihn immer wütender.
»Ich bin kein Monster zweiten Ranges«, brüllte Enceladus. »Ich bin ein Riese, geboren, um Götter zu vernichten! Dein kleiner goldener Zahnstocher kann mich nicht
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