Helden-Maus
sie gelernt, als sie dem Guten Magier diente.
Nun, vielleicht würde auch er sich einige nützliche Fertigkeiten im Laufe seines Dienstes aneignen. Allen Erzählungen zufolge waren die Dienste, die der Magier verlangte, nicht anstrengend, und oft nützten sie dem Dienenden auf unvorhergesehene Weise. Die Ungeheuer, die mit ihren Fragen zu ihm kamen, machten sich als Wächter nützlich, und Tandy hatte als Haushälterin ihren Dienst abgeleistet. Anstelle eines Jahresdienstes hatte Krach Oger eine Aufgabe übernommen und war mit Tandy auf Reise gegangen, um sie vor Gefahren zu schützen. Esk war durchaus bereit, andere Dienste auf sich zu nehmen, vor allem, wenn er sie in Gesellschaft irgendeiner jungen Frau erledigen musste, die in gewissen Punkten seiner Mutter glich.
Doch das erinnerte ihn wieder an Metria, die ihm ohne jede Frage allzu viel Kameradschaft angeboten hatte. Er wunderte sich immer noch, warum er ihr Angebot so entschieden abgelehnt hatte. Es hatte nicht wirklich daran gelegen, dass er sein Versteck so sehr schätzte; schließlich hätte er sich auch irgendwo ein neues herrichten können.
Wahrscheinlich war er einfach nur noch nicht bereit für die Art von Erlebnis, die sie anbot – zumindest nicht mit einem Wesen, das der ganzen Sache höchst zynisch gegenüberstand. Ein Mädchen, mit wirklichen Gefühlen und Empfindlichkeiten und Sorgen – das wäre schon sehr viel interessanter gewesen. Aber eine jahrhundertealte, nichtmenschliche Kreatur, die es nur als Teil einer geschäftlichen Vereinbarung tat – das jagte ihm Angst ein. Sie hätte ihn ziemlich weit in die Sache hineinlocken können, um sich dann in eine Harpyie oder dergleichen zu verwandeln und sich halbtot zu lachen. Er traute ihr nicht über den Weg.
Das war wahrscheinlich der eigentliche Punkt: Vertrauen. Dämonen waren völlig vertrauensunwürdig, weil sie keine Seele besaßen; das wusste jeder. Die einzige sichere Methode, mit einem Dämon umzugehen, bestand darin, sich von ihm fernzuhalten, weil man nie sagen konnte, welche Dämonstrationen er als nächstes plante. Metria hatte erst versucht ihn zu töten, dann wollte sie ihn verführen; nun drohte sie seiner Familie; all dies bestätigte nur die allgemeine Meinung. Er hoffte, dass er bald das Schloss des Guten Magiers erreichte, um die Angelegenheit ein für allemal zu erledigen.
Er beendete sein Mittagsmahl und machte sich wieder auf den Weg. Er wusste nicht genau, wie weit es bis zum Schloss des Guten Magiers war, bezweifelte aber, dass es sehr weit sein konnte. Natürlich besaß er einige geographische Kenntnisse: Seine Eltern lebten im Herzen Xanths, und im Südosten lag der Ogersee, der Klagesee im Osten und die Große Spalte im Norden. Die einzige andere Richtung war der Westen, wo sich der Gute Magier befand, und dahinter lag Schloss Roogna, wo König Dor lebte. Der König war ein Freund von Krach Oger, aber sie hatten sich schon lange nicht mehr gesehen. Anscheinend besaß König Dor ein oder zwei Kinder und einen Hausdrachen; viel mehr wusste man nicht.
Plötzlich vernahm Esk ein Gespräch. Er hielt inne und lauschte. Es klang wie ein kleiner Drache, aber das war unmöglich, denn es kam vom Weg. Aber was hätte sonst so stampfen und zischen können? Nun roch er Rauch, was auch auf einen Drachen hinwies. Es gab viele verschiedene Drachenarten, die sich jeweils an das Leben zu Lande, zu Wasser und in der Luft angepasst hatten; manche waren Feueratmer, manche Dampfer und einige Raucher. Plötzlich wünschte er sich, bewaffnet zu sein, doch alles, was er besaß, war sein Wanderstab.
Das Wesen kam in Sicht – und es war tatsächlich ein Drache, ein kleiner brauner Raucher mit leuchtenden Krallen und dunklen Zähnen, die vom Rauch gefärbt waren. Nicht gerade die schlimmste Drachenart, doch jede Art bedeutete Ärger, weil alle Drachen zäh und hungrig waren. Was hatte er auf dem verzauberten Pfad zu suchen?
Esk hatte keine Zeit, um darüber nachzudenken, weil der Drache nun auf ihn zukam, und zwar mit aufgesperrtem Maul. Er hob seinen Stock, doch kam ihm diese Geste selbst lächerlich vor – ein Biss des Drachen, und der Stab würde zerbrechen. Er überlegte sich, vom Weg hinunterzuspringen, aber ausgerechnet an dieser Stelle war der Weg von Fluchzecken und anderen Plagegeistern umgeben.
Der Drache kam rauchspeiend auf ihn zu. Er war ungefähr so groß wie Esk, und so klein das für einen Drachen auch sein mochte, bedeutete es für einen Menschen doch eine recht große
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