Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
erwiderte er. »Ich glaube, ich bin dir eine Entschuldigung schuldig.«
    Sie musterte ihn, eine Messingträne auf der Wange. »Soll das heißen, dass du…?«
    »Ich glaube, ich habe deine Absicht missverstanden. Ich dachte, du wolltest nur meine Seele haben und nicht mich. Das hat weh getan.«
    »Ach, Esk«, sagte sie und wurde plötzlich weich. »Ich…«
    »Nimm meine Seelenhälfte. Und dann tu, was du willst.«
    »Wir wollen uns fürs erste nur entschuldigen«, entschied sie. »Ich will nämlich, dass du dir ganz sicher bist.«
    So entschuldigten sie sich beieinander nach ihrer Art und Weise, und Esk war sich bereits sicher. Doch sie wollte seine Seele noch nicht annehmen.
    Chex sah sie eine Weile später, wie sie Hände hielten, und sagte nichts dazu. Auch die anderen schwiegen, was bedeutete, dass sie es verstanden.
    Am Morgen setzten sie ihren Marsch fort, und diesmal ging Bria neben Esk. Der Pfad führte ohne ungewöhnliche Vorkommnisse nach Osten; er schien tatsächlich verzaubert zu sein, und nun, da die kleinen Drachen verschwunden waren, drohten ihnen keine weiteren Gefahren mehr.
    Bis zum Abend hatten sie das Tal der Wühlmäuse erreicht. Es bot einen kläglichen Anblick; ein breites Tal, von Strauchwerk bedeckt, das im Sterben lag. Mitten hindurch führte ein Kanal, so gerade wie ein Metallpfosten, in dem hässliches braunes Wasser schimmerte. Überall war ein schreckliches Summen zu vernehmen.
    »Das ist merkwürdig«, meinte Esk. »Ich dachte, nur die Dämonen könnten die Summer hören.«
    »Vie vind vlimmer geworden«, erwiderte Volney. »Nun gibt ev voviele von ihnen, dav jeder vie hören kann. Aber den Dämonen vetven vie vtärker vu alv unv.«
    Die Dämonen beherrschten die ganze Landschaft. Die Wühlmäuse verhielten sich unauffällig, um nicht von den gereizten Dämonen bemerkt zu werden.
    »Was für eine Ödenei«, meinte Chex.
    Ein Dämon in Gestalt einer kleinen schwarzen Wolke kam sofort auf sie zu. »Wie hast du mich gerade genannt, Pferdegesicht?« fragte er.
    »Ich habe nicht mit dir gesprochen«, erwiderte Chex. »Ich wusste nicht einmal, dass du da bist.«
    »Das ist eine Lüge! Du hast mich ein ödes Ei genannt!« kreischte der Dämon. »Ich mache Staub aus dir!« Nun trat ein muskulöser Arm aus der Wolke hervor und ballte eine Faust, die auf ihr Gesicht zielte.
    »Nein«, sagte Esk.
    »Ach, du bist ja nicht einmal die Mühe wert, Mährenmähne«, meinte der Dämon und schwebte davon.
    »Vielleicht irre ich mich ja«, bemerkte Latia, »aber ich glaube, ich verstehe jetzt, weshalb die Wühlmäuse die Dämonen gern loswären.«
    »Vie wurden ervt lävtig, alv die Vummer vlimmer wurden«, berichtete Volney. »Nun lävt der Tötmichfluv allev und jedermann, Wühlmäuve wie Dämonen, übelgelaunt werden.«
    »Die Flügelungeheuer und die Oger können bald eintreffen«, erwiderte Esk. »Wir sollten uns lieber ein Lager suchen, bevor es hier zu hektisch wird.«
    »Ja, das stimmt«, pflichtete Chex ihm bei. »Und außerdem müssen wir uns langsam organisieren. Haben wir schon einen Schlachtplan?«
    »Schlachtplan?« wiederholte Esk verständnislos.
    »Wer soll denn die Ungeheuer anführen? Und was sollen sie genau tun, wenn sie eingetroffen sind?«
    »Na ja, sich einfach auf die Dämonen stürzen und sie vertreiben«, meinte Esk.
    »Wenn die Sache nicht organisiert wird, ist es weitaus wahrscheinlicher, dass sich die Oger einfach auf die Flügelungeheuer stürzen.«
    »Äh, ja«, musste Esk verärgert zustimmen. »Aber wie soll man Oger schon organisieren?«
    »Dazu macht man einen Gesamtplan, und danach bestimmt man einen Verbindungsoffizier, der mit ihrem Anführer Kontakt aufnimmt. Das gleiche gilt auch für die Flügelungeheuer. Organisation und Disziplin – das ist der Schlüssel zum Erfolg. In jedem Konflikt. Aber als erstes brauchen wir einen Anführer.«
    »Ich schätze, da du ja weißt, wie so etwas geht…«, sagte Esk verlegen.
    »Ein Stutenfohlen? Mach dich nicht lächerlich. Es muss ein Mann sein.«
    »Warum denn?«
    »Weil das nun einmal das Wesen der Armeen ist. Die haben immer männliche Anführer.«
    »Das ist doch albern«, protestierte Esk. »Anführer sollte werden, der am fähigsten ist.«
    »Nein, Anführer muss werden, wer am meisten respektiert wird.« Sie lächelte. »Und ich glaube, das bist du, Esk. Du bist das einzige männliche Menschenwesen in unserer Gruppe, daher bist du mit allen anderen durch Blut oder Geschlecht verwandt.«
    »Durch Blut oder Geschlecht?«

Weitere Kostenlose Bücher