Helden-Maus
lächelte kurz. »Sozusagen.«
»Aber den werde ich doch verlieren!«
»Dann schluck ihn herunter. Dann wirst du ihn nicht verlieren.«
»Aber wenn ich ihn dann verdaut habe, wird er fort sein.«
»Nein, er wird vielmehr dein ganzes Leben lang Teil von dir bleiben. Dann kannst du ihn jederzeit aktivieren, indem du so machst.« Mit den Händen vollführte sie eine ausladende Geste. »Du brauchst nur in der Nähe der Person zu sein, die du an dich anpassen willst, wer immer das sein mag.«
»Aber ich will doch niemanden außer dir!«
»Ich habe dich nur geneckt, Esk«, sagte sie sanft. »Obwohl es stimmt – es würde bei jedem weiblichen Wesen funktionieren. Wenn du die Falsche erwischst, löschst du die Anpassung einfach aus, indem du die Geste umkehrst.«
»Aber es ist doch dein Zauber!« wandte er ein. »Du hast ihn doch gefunden!«
»Und du hast mich gefunden, deshalb gehöre ich dir.«
»Aber du brauchst ihn doch, nicht ich. Ich meine, du bist ein Messingmädchen im Reich des Fleisches, folglich…«
»Es gibt nur einen, an den ich mich anpassen will, folglich kann er auch den Zauber haben.«
»Aber wenn dem so ist…«
»Esk«, sagte sie ernst. »Ich habe dich um die Hälfte deiner Seele gebeten, damit ich dich besser lieben und dir ähnlicher sein kann. Die kannst du mir geben, wenn die Zeit reif ist. Damit würdest du das Risiko eingehen, dass du, sollte ich nicht sein, als was ich dir erscheine, die Hälfte deiner Seele ohne Gegenleistung verlierst. Nun, ich möchte aber, dass du eine Gegenleistung erhältst. Ich für meinen Teil riskiere, dass ich dir den Zauber gebe und du mich verlässt, ohne dass ich etwas dafür erhalte. Wir teilen uns also das Risiko, aber wenn wir gewinnen, gewinnen wir beide. Nimm den Zauber. Mach ihn auf alle Zeiten dein.«
Esk nahm den Zauber und verschluckte ihn. Dann legte er sich nieder und hielt sie fest, bis er müde wurde und einschlief, und sie hielt ihn solange in ihren Armen, bis er wieder erwachte. Zwischendurch tauschten sie einige Entschuldigungen aus, doch das hätten auch gewöhnliche Küsse sein können.
Am nächsten Tag wurde die Schlacht fortgesetzt. Die Oger marschierten zu ihren festgelegten Planquadraten, und die Flügelungeheuer suchten ebenfalls ihre Positionen auf. Latia und Chex begaben sich zu den Hilfstruppen, während Volney seine eigenen Leute aufsuchte. Dann machten sich beide Gruppen daran, auf die Dämonen einzuschlagen, und wenn die Dämonen anderen Ogern oder Ungeheuern glichen, so war ihnen das um so lieber.
Die Wühlmäuse waren vorgewarnt und ließen sich nicht blicken.
Mark schritt durch das Tal und inspizierte die Lage. Schon bald kehrte das Skelett zurück. »Die Ungeheuer schlagen wieder aufeinander ein!« rief Mark. »Du musst den Befehl zum Rückzug geben!«
»Nimm meine Hand«, erwiderte Esk.
Verblüfft streckte die Knochengestalt eine Hand vor, und Esk hielt sie. »Nein«, sagte er.
Das Skelett schimmerte und verwandelte sich, wurde zu einer grotesken Parodie seiner selbst.
»Verschwinde, Dämon«, sagte Esk.
»Dämonin!« sagte das Wesen, und Metrias Gesicht erschien. »Woher hast du das gewusst?«
»Mark würde mir nicht so einen Blödsinn erzählen«, erwiderte er.
Sie löste sich in zornigen Dampf auf und verschwand.
»Der hast du es wirklich gezeigt«, sagte Bria und nahm ihn an der Hand. »Komm, vergnügen wir uns ein wenig, während die Schlacht weitergeht.«
Esk sah sich um – und erblickte Bria zu seiner anderen Seite, ein kleines Stück entfernt am Boden sitzend. Dann sah er wieder zu der ersten zurück. Beide waren völlig identisch.
»Ignoriere die Dämonin da drüben einfach«, sagte die Bria neben ihm. »Die spielt doch gar keine Rolle.« Dann zog sie ihn näher, um ihn zu küssen.
Esk erinnerte sich an das, was Bria ihm am Abend zuvor gesagt hatte. Er konnte zwischen dem Messingmädchen und der Dämonin unterscheiden – doch nur, indem er etwas tat, dessen Erfolg ihn dann wünschen lassen würde, er hätte es nicht getan, weil es nur mit der Dämonin möglich war. Es sei denn, er benutzte den Anpassungszauber, was er nicht vorhatte. Es gab also keinen Ausweg.
Doch dann schnippte er mit den Fingern seiner freien Hand. »Was bin ich doch für ein Narr!« rief er.
»Weil du so lange gewartet hast«, sagte die Bria neben ihm.
»Nein«, sagte er und aktivierte dabei seine Magie.
Ihre Konturen verschwammen, dann nahm sie wieder Metrias Gestalt an. »Verdammt, schon wieder versagt!« rief sie
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