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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Spitze des Tentakels ab, wodurch er sein Haar wieder freibekam.
    Grüner Saft spritzte aus dem abgetrennten Tentakel hervor. »Oooohh«, stöhnte der Baum. Dann verstärkte er wütend seine Anstrengungen. Sechs weitere Tentakel griffen an.
    Esk wusste, dass er sie nicht alle mit dem Messer abwehren konnte. Also duckte er sich und rannte unter ihnen genau in die Richtung, die den Baum am meisten überraschte: geradewegs den Pfad entlang, der auf ihn zu führte. Hinter ihm löste sich der Pfad auf, und der Dschungel verdichtete sich – gerade rechtzeitig, um von den Tentakeln gepackt zu werden, die eigentlich auf Esk gerichtet gewesen waren.
    Plötzlich fand sich der Greifer in einen Kampf mit den Dornschlingpflanzen und giftigen Schleimblättern verwickelt. Ein Grauen gegen das andere! Esk rannte weiter, direkt dem Baum entgegen, der sich weiter mit dem Dschungel abplagte. Wie die meisten Gewächse, waren auch die Gewirrbäume nicht sonderlich schlau; hatten sie erst einmal zugepackt, neigten sie dazu, die Sache bis zum bitteren Ende durchzukämpfen, egal, was sie zu fassen bekommen hatten.
    Der Pfad führte direkt in den hölzernen Schlund des Baums, der nun in angestrengter Konzentration eine Grimasse schnitt. Darüber befand sich ein Ast, hinter dem ein riesiges, offenes Auge zu sehen war. Gewöhnliche Greifer besaßen keine Augen, soweit er wusste, doch hier handelte es sich um keine normale Pflanze, sondern um einen Alptraum. Esk blieb stehen und hoffte, dass das Auge ihn nicht erspähen würde.
    Ein reißendes Geräusch. Die Tentakel rissen die Dorn- und Schleimgewächse an ihren fahlen Wurzeln aus dem Boden und schoben sie in die hölzerne Öffnung. Der Baum nahm einen ordentlichen Happen – und wurde mit einem Mundvoll Dornen und Schleim belohnt.
    Eine gute Gelegenheit, um sich davonzustehlen. Esk schob sein Messer in die Scheide und trat auf einen weiteren Pfad, einen von vielen, die auf den Baum zuführten. Doch kaum hatte sein Fuß ihn berührt, als er auch schon wieder verschwand. Alle Pfade führten nur in eine einzige Richtung: ins Innere des Baums. Wie sollte er jemals entkommen?
    Er musste seine Magie einsetzen. Er wählte einen weiteren Pfad aus, und als er mit dem Fuß auftrat, murmelte er: »Nein.« Das hinderte den Pfad daran zu verschwinden. Esk war gerade noch rechtzeitig auf den Gedanken gekommen, sein Talent einzusetzen; er war sich auch nicht sicher gewesen, ob es im Kürbis überhaupt funktionieren würde; jetzt war er beruhigt.
    Der Pfad löste sich langsam auf, je weiter er sich von dem Baum entfernte, um schließlich in einem völligen Durcheinander zu enden. Er hatte so gut wie nichts erreicht, wenn man mal von der Erkenntnis absah, dass der leichteste Weg nicht unbedingt der beste war.
    Er betrachtete die anderen Pfade, die sich nun anboten. Sie konnten nicht alle zu Gewirrbäumen führen, denn die Greifer waren notorische Einzelgänger; sie steckten ihre Jagdreviere ab und widerstanden jedem Eindringen durch andere Exemplare ihrer Art.
    Schulterzuckend trat er auf den Pfad, der ihm am besten erschien. Schlimmer als der letzte konnte dieser auch nicht enden!
    Wieder passte sich die Umgebung der neuen Perspektive an, und sofort sah es so aus, als sei dies der einzige natürliche Pfad, den man weit und breit hätte nehmen können. Doch Esk war noch vorsichtiger als zuvor. Er machte wieder kehrt und folgte dem Pfad bis zu der Stelle zurück, wo er ihn zuerst betreten hatte. Er verschwand nicht: ein Zweibahnpfad. Dann drehte er sich wieder um und ging in die ursprüngliche Richtung zurück.
    Schon bald entdeckte er den Alptraum dieses Wegs. Er bestand aus einem (natürlich!) monströsen Kraken, jenem schrecklichen Seetangungeheuer, das unachtsame Schwimmer in die Falle lockte. Dieses Exemplar jedoch schwamm in der Luft über dem Weg. Seine Tentakel waren ebenso lang und sehnig wie jene des Gewirrbaums, und sie besaßen tassenförmige Saugnäpfe.
    Beide entdeckten einander im selben Augenblick. Der Krake schwebte mit ausgebreiteten Fangarmen auf ihn zu.
    Esk zog wieder sein Messer, wissend, dass es für solch ein Wesen allerdings kaum eine Bedrohung darstellte. Er lief den Pfad entlang, obwohl ihm selbst eine Flucht unmöglich erschien. Der Krake schwebte scheinbar mühelos hinter ihm her und griff wie beiläufig nach ihm. Das Wesen wusste, dass es Esk so gut wie sicher hatte; daher machte es sich nicht die geringsten Sorgen, ob er sich wehren oder fliehen konnte.
    Natürlich hätte er

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