Helden-Maus
gefunden werde.«
Langsam wich das ursprüngliche Entsetzen von Esk. Dies war immerhin ein Ort der Alpträume, und das Skelett war auch nicht schlimmer als die anderen. »Aber ich bin doch selbst verloren.«
»Nein, ich sehe, dass du ein Sterblicher bist. Du musst gerade hereingucken.«
»Äh, ja«, bestätigte Esk. »Ich bin gestürzt, und plötzlich blickte mein Auge in den Hypnokürbis. Ich versuche eine Nachtmähre zu finden, damit die für mich eine Nachricht nach draußen bringt, dann kann jemand meine Blicklinie unterbrechen. Doch bis dahin stecke ich hier fest.«
»Ja, dich hat man nur vorübergehend verlegt. Aber ich bin richtiggehend verlorengegangen. Deshalb muss ich dich auch um Hilfe anflehen; wenn du mich nicht erlöst, werde ich meine Stellung möglicherweise nie wiedergewinnen.«
»Deine Stellung?«
»Ich gehöre zur Skelettmannschaft neben dem Spukhaus. Eines Tages ist ein grauenhafter Oger vorbeigekommen und…«
»Das war mein Vater!« rief Esk und erinnerte sich an das, was Krach erzählt hatte.
Hastig riss das Skelett den Arm fort. »Oh, nein! Und ich habe geglaubt, du könntest mein Retter sein!«
»Warte, Skelett«, warf Esk schnell ein. »Ich schätze, wenn mein Vater schuld daran war, dass du verlorengegangen bist, sollte ich dir eigentlich dabei helfen, wiedergefunden zu werden. Wie heißt du denn?«
»Mark«, antwortete das Skelett.
»Mein Name ist Esk.« Und dann streckte er etwas verlegen die Hand vor.
Das Skelett schüttelte sie. »Oh, danke, Esk! Das soll dein Schaden nicht sein! Ich bin zwar verloren, kenne mich aber in der Umgebung ganz gut aus. Wenn ich dir irgendwie behilflich sein kann…«
»Ich glaube, du hast mir schon geholfen«, erwiderte Esk und löste seine Finger von der Knochenhand, so schnell es ohne Affront ging. »Ich habe nämlich nach der… äh, Spukgegend gesucht, weil mein Vater sie mal erwähnt hat. Wenn ich die finde, kann ich möglicherweise auch seinen Weg wiederfinden, den er zur Weide der Nachtmähren genommen hat.«
»Das könnte tatsächlich hinhauen!« sagte Mark mit knochiger Begeisterung. »Ich kann dir zwar den Weg nicht zeigen, weil ich ja verloren bin, aber ich kann dir alles andere darüber erzählen, und ich bin sicher, dass meine Gefährten auch über Informationen verfügen.«
»Gut. Dann gehen wir los.«
Doch das Skelett zögerte. »Du musst mich an der Hand nehmen. Ich kann mich nicht selbst lösen.«
»Oh.« Esk nahm wieder die Hand, er begriff, dass er den seltsamen Gesetzen dieses Ortes gehorchen musste. Tatsächlich waren die Knochen fest und trocken und nicht etwa schleimig, wie er befürchtet hatte. »Kennst du denn die richtige Richtung?«
»Leider nein«, antwortete Mark. »Als dieser Oger anfing, mit Knochen um sich zu schmeißen – bitte, ich will dich damit nicht beleidigen –, da bin ich geflohen und habe mich verirrt. Ich habe versucht, den Rückweg wiederzufinden, aber irgendwie bin ich auf diesen Pfad geraten, und das war es denn auch. Seitdem bin ich verirrt und verloren. Schließlich habe ich mich ein bisschen hingelegt, gewissermaßen um die müden Knochen auszuruhen, und dann bist du vorbeigekommen.«
»Aber als du erst einmal auf dem Pfad warst, da war er doch gar nicht mehr verloren«, widersprach Esk. »Dann hättest du doch nach Hause zurückfinden müssen.«
»Nein. Als ich erst einmal darauf war, wurde ich zum Teil davon, weil ich ihn nicht gefunden habe. Ich bin einfach nur darauf gestolpert.«
»Ich bin mir nicht sicher, dass es mir viel besser ergangen ist. Ich habe es mit drei anderen Wegen versucht, und alle waren schlimm, deshalb habe ich schließlich Ausschau nach einer anderen Art von Pfad gehalten…«
»… und ihn gefunden!« rief Mark. »Daher bist du auch nicht verloren. Auch wenn du nicht auf direktem Weg aus dieser Welt fliehen kannst, kannst du durch diesen Pfad doch immerhin einen Ausweg finden.«
»Bist du dir da ganz sicher?«
»Nein«, gestand Mark.
Esk zuckte die Schultern. Diese Vermutung war auch nicht weniger einleuchtend als alles andere, und es war jedenfalls ermutigender, an die Möglichkeit einer Flucht zu glauben als an ihre Unmöglichkeit.
Der Dschungel lichtete sich und begann eher einem Wald zu gleichen. Das war eine Erleichterung; vielleicht stand Esk ja wirklich im Begriff, den Ausweg zu finden. Wenn er Mark in den Garten der wandelnden Skelette zurückführte und wenn die anderen vielleicht den Weg kannten, der ihn zur Weide der Nachtmähren bringen
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