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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihm einfach nur nein zu sagen brauchen. Doch langsam ärgerten Esk diese Pfade, die ständig ins Verderben führten, und nun wurde aus Verärgerung Wut.
    Als die Tentakel ihn berührten, schob er das Messer in die Scheide und packte sie mit bloßen Händen. Seine Ogerkraft manifestierte sich. Er erwischte einen Tentakel und zerquetschte ihn. Dann bekam er einen weiteren zu packen und riss heftig daran.
    Der Krake reagierte, wie es schon der Baum getan hatte: Einen Augenblick lang krümmte er sich vor Schmerz, dann warf er ein halbes Dutzend weitere Tentakel ins Gefecht. Diesmal wich Esk nicht aus, sondern packte sie und verknotete sie miteinander. Er wusste, dass er damit eigentlich nur seine persönliche Enttäuschung an einem Geschöpf ausließ, das lediglich versuchte, seine ihm gestellte Aufgabe zu erfüllen, doch das war seiner Ogernatur gleichgültig. Nichts, was recht bei Verstand war, legte sich mit einem Oger an!
    Sehr bald hatte der Krake genug davon; der Alptraum erwies sich als Eigentor. Er riss sich los und floh, überließ Esk den Weg.
    Esk entspannte sich, obwohl er sich ein wenig schuldig fühlte. Er hätte dem Gewächs einfach nur nein sagen und unbelästigt vorbeigehen sollen. Er hätte seinen Ärger darüber, dass er in der Welt des Hypnokürbisses gefangensaß, nicht an einem relativ unschuldigen Wesen auslassen dürfen.
    Bald erreichte Esk das Ende des Weges. Er hörte einfach auf, und dahinter begann wieder das Durcheinander aus Dornen und Giftschleim. Also machte Esk kehrt und schritt bis ans gegenüberliegende Ende – das ebenso abrupt in den bedrohlichen Urwald mündete. Das war ein Pfad, der nirgendwo hinführte; eine bloße Jagdstrecke des Kraken. Wieder hatte er nichts gewonnen.
    Nun, es gab ja noch andere Wege. Er schritt zurück bis zur Mitte des Pfads, blickte sich um, bis er einen anderen Weg entdeckte. Er fand einen Stock und benutzte ihn, um Dornen- und Schleimgewächse beiseite zu schieben, dann betrat er vorsichtig den anderen Pfad.
    Einmal mehr verschob sich die Perspektive und konzentrierte sich auf den neuen Weg; der andere, den er soeben verlassen hatte, war inzwischen fast unsichtbar geworden, und das wenige, was er erkannte, wirkte verzerrt. Der schwebende Krake war nirgendwo zu sehen. Eine wirklich trügerische Gegend!
    Dieser neue Pfad schien nicht so viele Gefahren zu bergen. Schon bald offenbarte er einen klaren Bach, dessen Wasser funkelte, ohne sich jedoch zu bewegen.
    Hätte Esk nicht gewusst, dass es sich hier um das Gebiet der Alpträume handelte, seine Erfahrungen mit den beiden anderen Pfaden hätten ihn immerhin vorgewarnt. Diesem Wasser traute er kein bisschen. Doch wo lag der Haken? Was konnte daran so schlimm sein, dass es zu dieser Gegend des Schreckens gehörte?
    Dann hörte er Lärm. Irgend etwas kam den Pfad entlang. Vorsichtig trat er beiseite, wobei er den größten Dornen aus dem Weg ging, und machte sich so unauffällig wie möglich.
    Ein verzweifeltes Häschen tauchte auf, das vor einem fetten, geifernden Wolf floh. Das Häschen hüpfte den Pfad entlang, die weichen, rosa Ohren im Wind angelegt. Mit gebleckten Zähnen jagte der Wolf ihm nach.
    Esk hätte den Wolf gern aufgehalten, indem er nein zu ihm sagte, doch die beiden waren so schnell an ihm vorbeigerast, dass er überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen war. So musste er mit ansehen, wie das Häschen es zum Bach schaffte und hineinsprang, um dem Wolf doch noch zu entkommen, der seinerseits quietschend am Ufer abbremste. Anscheinend mochten Alptraumwölfe kein Wasser, und so war das Häschen nun in Sicherheit.
    Doch nachdem es ins Wasser gesprungen war, widerfuhr dem Häschen eine Verwandlung. Zwar veränderte sich nichts an seinem Aussehen, dafür aber an seinem Wesen. Es stieß ein merkwürdig heulendes Knurren aus, dann schwamm es zielstrebig auf den wartenden Wolf zu, der seinen Augen nicht traute. Dieses verrückte Häschen kehrte ja freiwillig in seine Fänge zurück!
    Das Häschen kroch ans Ufer und schüttelte sich. Wieder knurrte es, und seine Augen funkelten rot. Dann bleckte es die Zähne. Als nächstes sprang es den Wolf an, der so überrascht war, dass er sich nicht rührte. Die Zähne des Häschens schnappten sich ein Ohr des Wolfs, und seine beiden Füße trommelten hart auf die Nase des Widersachers ein.
    Das Häschen griff den Wolf auf heftigste Weise an! Erschrocken sprang der Wolf zurück. Das Ohr löste sich aus dem Biss des Häschens, Blut spritzte. Wieder sprang das

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