Helden-Maus
würde…
Vor ihm huschte etwas davon, und er erschrak. Es sah aus wie ein mundanisches Reh, war aber hellrot. »Was soll das denn?«
»Nur ein Rotwild«, meinte Mark. »Hast du denn die Farbe nicht gesehen?«
»Ja. Deswegen war ich mir ja auch nicht sicher, was es ist.«
»Rotwild ist rot«, meinte Mark. »Ich dachte, jeder wüsste das.«
»Zufällig bin ich hier fremd«, erwiderte Esk etwas kurz angebunden.
Sie gingen weiter. Nach einer Weile mussten sie unter einer verwobenen Schlingpflanze hindurch, die einen Satz Augäpfel zu besitzen schien. »Sag mal, ist das eine Schlauschlinge?« fragte Esk. »Mein Vater ist einmal einer solchen begegnet. Die hat ihn für eine Weile sehr klug gemacht. Was hat die denn hier zu suchen?«
»Vielleicht kann ich sie ja mal fragen«, meinte Mark. Er streckte die Hand aus, packte die Schlingpflanze und legte sie sich auf den Schädel. »Sie sagt, dass sie aus dem Lexikon verlorengegangen ist«, berichtete er.
»Aus dem Lexikon? Was ist das denn?«
»Die Schlauschlinge meint, dass irgend so ein Esel aus Mundania mit einem Sekretär hier durchkam und alle Dinge in Xanth aufgelistet hat – bis auf die Schlauschlinge. Deshalb ist sie verlorengegangen.«
»Zu schade«, meinte Esk. »Jetzt wird niemand mehr schlau.«
Mark griff unter der Schlinge hindurch, worauf diese sich wieder von seinem Schädel löste. Offensichtlich konnte sie nicht an einem Schädel haften bleiben, wahrscheinlich weil der kein Gehirn enthielt, das sie hätte schlau machen können.
Schon kamen sie an verschiedensten anderen, verlorengegangenen Gegenständen vorbei: an einem Fossil, das von einem Lebewesen stammte, das weder in Xanth noch in Mundania bekannt war und dessen Entdeckung die gesamte Wissenschaft revolutionieren würde; an einem verschollenen Streifen des Regenbogens, der wunderbarer war als alle anderen; an einem verlorengegangenen Bewusstseinsstrom. Esk hätte all diese Dinge erheblich interessanter gefunden, hätte er sich nicht solche Sorgen gemacht, ob er noch rechtzeitig den Weg aus dem Kürbis finden würde, bevor sein Körper in Xanth zu Schaden kam. Was, wenn ein Drache ihn witterte? Dann würde er möglicherweise völlig zerfressen erwachen.
Dann kamen sie zu einer jungen Frau, die in einer Badewanne saß. Sie war von metallischer Farbe und recht nett proportioniert. Das konnte Esk ganz gut erkennen, weil ihre einzige Kleidung aus einer Art Metallhalter bestand, der ihre Vorderseite bedeckte.
Sie sprang auf, als sie näher kamen. »Ach, gut!« rief sie. »Endlich gefunden!«
»Äh, hallo«, sagte Esk und versuchte die Augen unentwegt ein Stück höher, über ihren Brustkorb, zu richten. Er wusste, dass Chex Zentaur seine Einstellung töricht genannt hätte, doch diese Einstellung war eines von jenen Dingen, die nicht verlorengegangen waren. »Ich bin Esk, und das hier ist Mark.«
»Hallo Esk und Mark«, sagte sie fröhlich. »Ich bin Bria Messing.«
»Ein Messingmensch!« rief Esk. »Nach euch habe ich gesucht!«
»Nun, jetzt hast du mich gefunden. Sind wir uns schon einmal begegnet?« Sie schüttelte ihr Messinghaar, so dass es allerliebst glitzerte.
»Ich meine, ich habe den Ort gesucht, wo du wohnst, weil ich glaube, dass er sich in der Nähe der Nachtmährenweide befindet. Weißt du zufällig, wo…?«
»Nein, ich habe mich hoffnungslos verirrt. Ich dachte, du wüsstest es. Bist du denn nicht gekommen, um mich hier herauszuholen?«
»Ich bin nur zufällig vorbeigekommen«, gestand Esk.
»Er ist ein Spanner«, erklärte Mark.
Esk merkte, wie er errötete, obwohl er wusste, dass das Skelett das Guckloch im Kürbis meinte und nicht das, was Esk verzweifelt nicht anzustarren versuchte. »Ja, ja«, warf er schnell ein. »Ich bin gestürzt und neben einem Kürbis aufgekommen, bevor ich mich versah, und nun stecke ich hier fest.«
»Hast du Probleme mit den Augen?« fragte Bria.
»Äh, ein paar vielleicht. Weißt du etwas über die Gegend hier? Irgend etwas, was uns helfen könnte, äh, uns wieder zurechtzufinden?«
Sie drehte sich um, wobei sie ihr knackiges Messinghinterteil zeigte, das sich genauso geschmeidig dehnte wie richtiges Fleisch. »Ich fürchte nein. Ich erforsche gern fremde Gegenden und suchte gerade nach einem Weg, der mir einen Besuch in der Außenwelt ermöglichen würde, doch wie du siehst, habe ich mich verirrt.« Sie vollendete ihre Drehung, und Esk riss die Augen wieder hoch. »Bist du sicher, dass du dich wohl fühlst?« fragte sie besorgt. »Du
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