Helden-Maus
eine weitere Luftblase. Sie war etwas größer als die erste, so dass Chex tiefer einatmen konnte, bevor sie weiterschritt.
Nun lenkte Mark sie scharf nach rechts. Die Höhle führte in die Tiefe und verlief gerade rechtzeitig noch einmal waagerecht, um ihr eine weitere Luftblase zu bescheren. Sie begriff, dass sie nicht unbedingt den kürzesten Weg nahmen, sondern vielmehr jenen, der ihr pro Minute eine Luftblase garantierte. Das Skelett leistete wirklich ausgezeichnete Arbeit!
Als sie gerade schon zu befürchten begann, dass ihre Gliedmaßen in der immer schlimmer werdenden Kälte ihr den Dienst versagen würden, führte die Höhle sie wieder steil nach oben, und ihr Kopf stieß in der Nähe des anderen Ufers aus dem Wasser. Sie hatten es geschafft!
Chex stolperte an Land und blieb zitternd stehen. Ihr Körper war in einem schrecklichen Zustand, doch empfand sie auch eine ungeheuere Dankbarkeit dafür, dass Mark sie hinübergebracht hatte. Sie hatte soeben ein unüberwindliches Hindernis überwunden! Sie hatte nicht nur die Herausforderung des Flusses selbst gemeistert, sondern auch die der Kälte und ihrer eigenen Platzangst, was gewissermaßen einem dreifachen Triumph gleichkam.
»Weißt du«, keuchte sie, als ihr langsam wieder wärmer wurde, »wenn wir oben auf dem Berg jemanden finden sollten, der dich in den Spukgarten führen kann, müssen wir möglicherweise mit deiner Rückkehr in den Kürbis noch etwas warten, damit du mich vorher noch durch diese Höhle führst.«
Achselzuckend meinte Mark: »Warum nicht? Es ist eine sehr angenehme Höhle.«
Eine angenehme Höhle! Aber das Skelett war natürlich immun gegen Kälte, und es war auch daran gewöhnt, sich im Dunkeln zu bewegen.
Sie machten sich wieder daran, den Berg zu besteigen. Sehr wenig Zeit war vergangen, nur ihr persönlich war es wie eine Ewigkeit erschienen, als sie sich von Luftblase zu Luftblase durch die Höhle vorgetastet hatte. Schon jetzt erfüllte die Anstrengung sie mit Wärme. Vielleicht würde sie es doch bis zum Gipfel schaffen!
Was die Zeit betraf: Wie viel hatte sie wohl noch? Es hatte einen Tag gedauert, bis sie zu ihrem Vater gelangt war, und einen weiteren bis zum Fuß des Berges. Wenn sie es in einem Tag bis zum Gipfel schaffte, blieb ihr noch ein Tag übrig, um die Flügelungeheuer davon zu überzeugen, dass sie ihr helfen sollten. Dann hatte sie drei Tage für die Rückkehr zum Treffpunkt, wo sie sich mit Esk und Volney verabredet hatte. Bisher hatte sie sich also noch nicht verspätet.
Der Gedanke an Esk erinnerte sie daran, wie er ihr erstes Treffen verfehlt hatte. Das war wirklich eine hässliche Situation gewesen! Hätte das Fluchungeheuer Latia nicht daran gedacht, sie auf eigene Faust aufzusuchen, so hätte es leicht das Ende von Esk sein können! Und all das nur, weil er sie törichterweise darum gebeten hatte, ihn zu verfluchen, im Glauben, dass es ein Segen sein würde. Die Menschen hatten eine willkürliche Ader, die sie dazu brachte, auf völlig irrationale Weise zu handeln.
Und doch hatte er es überlebt, ja er hatte sogar einen Kürbisbewohner mitgebracht, der sich ihr im Augenblick als beachtliche Hilfe erwies. Was für Esk ein Fluch gewesen sein mochte, stellte sich für Chex ironischerweise als Segen heraus!
Doch das andere Wesen, das er mitgebracht hatte, war das Messingmädchen. Ihre Art machte gelegentliche Beleidigungen durch Küsse wett, und dies hatte sie offensichtlich auch bei Esk getan. Menschen neigten dazu, sich von äußerem Schein und Tun beeinflussen zu lassen, anstatt sich wie die Zentauren an praktischen und intellektuellen Überlegungen zu orientieren; auch so eine Schwäche der Menschen. Manchmal fragte sie sich, wie die menschliche Spezies in Xanth hatte überleben können. Andererseits besaßen die Menschen auch einige angenehme Eigenschaften. Esk hatte sie auf der Stelle akzeptiert und sein magisches Talent benutzt, um sie vor Unheil zu schützen; tatsächlich war er großzügiger zu ihr gewesen als die Zentauren. Daher wollte sie das Menschenvolk auch nicht richten; wahrscheinlich wogen die Vorteile dieser Wesen im Endeffekt ihre Nachteile auf.
Bria Messing hatte ihn also geküsst, und nun war der Junge ganz offensichtlich völlig hingerissen. Wirklich ein merkwürdiger Fluch! Doch es lag noch eine weitere und exquisite Ironie darin, dass Esk sie offensichtlich gar nicht als Teil des Fluchs sah. Konnte es vielleicht sein, dass sein Eintritt in den Kürbis in Wirklichkeit doch ein
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