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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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mehrere Jahre, aber für uns ist dies die Kunst des Erwachsenwerdens.«
    »Des Erwachsenwerdens? Soll das heißen, dass es auch Kinderskelette gibt?«
    »Natürlich. Hast du geglaubt, dass wir einfach aus dem Nichts entstünden?«
    »Ich dachte immer, dass ihr die Überreste von Verstorbenen seid.«
    »Die Überreste von Verstorbenen? Was für ein abscheulicher Gedanke!«
    »Ich wollte dich nicht beleidigen, Mark«, sagte sie hastig. »Wir von der Außenwelt haben nicht viel Kontakt mit euch im Kürbis, daher wissen wir vieles nicht. Ich möchte mich entschuldigen, falls…«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, warf er schnell ein. »Natürlich hast du es nicht gewusst, deshalb hast du ja auch gefragt.«
    Chex erinnerte sich an etwas, das Esk beiläufig erwähnt hatte. »Was Entschuldigungen angeht… stimmt es, dass eure Art sich durch Küsse entschuldigt?«
    »Natürlich nicht! Wer hat dich denn auf den Gedanken gebracht?«
    »Vielleicht habe ich irgendeine Anspielung falsch verstanden. Esk hat etwas über die Messings gesagt…«
    »Die tun es natürlich auf ihre Weise. Bria hat Esk in Verlegenheit gebracht und ihn daher geküsst.«
    »Und Skelette machen das nicht so?« Das war ja interessant!
    »Bestimmt nicht. Wie sollten wir denn küssen?«
    »Ich verstehe. Und doch…«
    »Wir schlagen unsere Schädel gegeneinander.«
    »Tut das nicht weh?«
    »Weh?«
    Sie begriff, dass der Schmerz für Skelette eine fremdartige Vorstellung sein musste. »Tut es also nicht. Aber angenommen, ein Skelett bringt einen Messing in Verlegenheit? Würden die sich dann küssen oder ihre Köpfe gegeneinander schlagen?«
    »Wie sollte ein Skelett denn einen Messing in Verlegenheit bringen?« fragte er.
    Das nahm ihr den Wind aus den Segeln, daher wechselte sie lieber das Thema. »Du hast gesagt, es gebe auch kleine Skelette. Wie vermehren sich die Skelette denn?«
    »Das ist ganz einfach. Der Mann schlägt die Frau so hart, dass sie auseinander fliegt. Das nennt man aufreißen. Dann sucht er sich ein paar der kleineren Knochen aus und setzt aus ihnen ein Babyskelett zusammen.«
    »Aber braucht sie diese Knochen denn nicht selbst?«
    »Na ja, wie vermehren sich denn lebende Wesen?«
    »Der männliche Partner pflanzt seinen Samen in den weiblichen, und die gebiert aus ihrem Fleisch ein Junges.«
    »Braucht sie dieses Fleisch denn nicht für sich?«
    Chex überlegte. Dann gelangte sie zu dem Schluss, dass Mark ihren Einwand recht gut gekontert hatte.
    Nach einer ganzen Weile gelangten sie zu Xaps Weide. Der Hippogryph döste gerade. Er hatte den Körper eines Zentauren und die Front eines Greifs, mit großen, goldenen Flügeln und einem goldenen Raubvogelkopf. Es war offensichtlich, dass er die besten Jahre schon hinter sich hatte, doch noch immer gab er ein mächtiges Flügelungeheuer ab.
    »Hallo, Vater«, rief Chex.
    Xap riss den Kopf unter dem Flügel hervor und krächzte.
    »Er redet nicht viel«, erklärte Chex dem Skelett. »Aber ich kann ihn trotzdem ganz gut verstehen.« Und dann, an den Hippogryph gewandt: »Vater, das hier ist Mark Gebein aus dem Kürbis. Er möchte gern zurückkehren, sofern er eine normale Person findet, die auf seine Region ausgerichtet ist.«
    Xap krächzte erneut. Chex drehte sich zu Mark um, der noch immer auf ihr ritt, in seinen Fischgrätenanzug gekleidet. »Tut mir leid. Mein Vater sagt, das letzte Mal, als er in einen Kürbis geschaut hat, hat er dort nur einen See aus purpurfarbenem Dung erblickt. Ich glaube kaum, dass du dorthin willst.« Das Skelett nickte; Dung ließ die Knochen übel riechen.
    »Vater«, fuhr sie fort, »ich brauche Hilfe für einen Freund. Ich würde die Flügelungeheuer gern um diese Hilfe bitten. Meinst du, ich könnte mich mal mit ihnen treffen?«
    Xap krächzte. »Wen? Cheiron?« fragte Chex. »Nein, ich kenne ihn nicht, und ich habe auch noch nicht von ihm gehört, aber ich bezweifle, dass das nötig ist. Vater, es wäre mir ganz lieb, wenn du mit der ständigen Kuppelei aufhörtest! Ich habe dir schon einmal gesagt, dass kein gewöhnlicher Zentaur sich mit einem geflügelten paaren will; die meisten reden nicht einmal mit mir. Auch meine Zentaurengroßmutter tut es nicht. Bei den geflügelten Ungeheuern fühle ich mich wohler. Die behandeln mich wenigstens nicht wie eine Missgeburt. Deshalb habe ich auch darauf gehofft, dass sie mir helfen würden, denn die Zentauren haben sich geweigert.«
    Xap krächzte wieder. »Aber ich kann nicht dort oben hin!«

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