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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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neuerlichen Salve. Noch ein paar Nordmänner stürzten pfeilgespickt zu Boden, ein Pferd bäumte sich auf, überschlug sich und begrub dabei seinen Reiter unter sich. Aber die meisten waren schon die Böschung hinaufgeprescht und verschwanden im Kornfeld auf der anderen Seite. Sie galoppierten so schnell nach Norden, wie sie gekommen waren.
    Gorst ließ langsam die Arme sinken, als der Hufschlag verstummte und einem unheimlichen Schweigen wich, nur unterbrochen von dem Plätschern des Wassers und dem Stöhnen der Verwundeten.
    Offenbar war der Kampf vorbei, und er war noch am Leben.
    Wie seltsam enttäuschend.

HELDENMUT
    A ls Calder sein Pferd etwa fünfzig Schritte vor der Alten Brücke zügelte, waren die Kämpfe vorüber. Nicht, dass ihm das besonders leidgetan hätte. Genau das hatte er schließlich damit bezweckt, dass er sich absichtlich weiter hinten gehalten hatte.
    Die Sonne ging allmählich im Westen unter, und Schatten legten sich über die Helden, Insekten summten faul über das Korn. Fast hätte Calder sich einreden können, dass er zu einem Ausritt aufgebrochen war, so wie früher, als er noch der Sohn des Königs der Nordmänner war und Herr über das Land, so weit das Auge reichte. Wären da nicht ein paar Leichen und tote Pferde gewesen, die den Wegesrand säumten, darunter ein Unionsoffizier, der ausgestreckt mit einem Speer im Rücken auf dem Bauch lag, der Staub unter ihm feucht und dunkel.
    Ganz offenbar war die Alte Brücke – eine moosbewachsene Konstruktion mit zwei Bögen, die aussah, als wollte sie unter dem eigenen Gewicht zusammenbrechen – nur leicht verteidigt worden, und als die Unionisten sahen, dass ihre Kameraden von den Helden flüchteten, hatten sie sich so schnell wie möglich ans andere Ufer zurückgezogen. Calder konnte ihnen das wirklich nicht übelnehmen.
    Schneebleich hatte sich auf einen großen Felsblock gehockt, den Speer mit der Spitze vor sich in die Erde gerammt, während sein graues Pferd in der Nähe das Gras abknabberte und die leichte Brise in den grauen Pelz fuhr, den er um die Schultern trug. Egal, wie das Wetter war, ihm schien niemals warm zu sein. Calder brauchte einen Augenblick, um mit der Schwertspitze die Öffnung der Scheide zu finden – eine Bewegung, die ihm normalerweise problemlos gelang. Schließlich glitt die Waffe in ihre Hülle, und Calder setzte sich neben den alten Krieger.
    »Du hast dir ja reichlich Zeit gelassen«, knurrte Schneebleich, ohne aufzublicken.
    »Ich glaube, mein Pferd lahmt ein bisschen.«
    »Das klingt wirklich etwas lahm. Weißt du, dein Bruder hatte in einer Hinsicht Recht.« Er nickte zu Scale hinüber, der über die freie Fläche an der Nordseite der Brücke tigerte, brüllte und seinen Streitkolben schwenkte. Den Schild hielt er noch immer in der anderen Faust; kurz unter dem Rand hatte sich ein Bolzen hineingebohrt. »Nordmänner folgen keinem Mann, den sie für einen Feigling halten.«
    »Was soll mir das sagen?«
    »Oh, nichts.« Schneebleichs graue Augen ließen nicht erkennen, ob er gerade einen Witz gemacht hatte. »Du bist für alle der große Held.«
    Hansul Weißauge stellte sich Scale entgegen und streckte beruhigend die geöffneten Hände aus. Scale schubste ihn mit einer zornigen Handbewegung um, dass der Alte auf den Rücken fiel, und brüllte weiter. Offenbar hatte es für seinen Geschmack zu wenig Kampf gegeben, und er war nun dafür, den Fluss zu überqueren, um den Angriff fortzusetzen. Allerdings schien das niemand sonst für eine gute Idee zu halten.
    Schneebleich stieß einen resignierten Seufzer aus, als ob dergleichen häufig geschah. »Bei den Toten, aber wenn dein Bruder einmal in Fahrt kommt, dann ist es wahrlich schwer, ihn zu bremsen. Vielleicht kannst du ihn ein wenig zur Vernunft bringen?«
    Calder zuckte die Achseln. »Ich habe schon Schlimmeres versucht. Hier hast du deinen Schild zurück.« Damit schleuderte er das große Rund so gegen Schneebleichs Bauch, dass der bei dem Versuch, ihn zu fangen, beinahe von seinem Felsen gefallen wäre. »Hey, Spatzenhirn!« Calder schlenderte zu Scale hinüber, die Hände in die Hüften gestemmt. »Spatzenhirn Scale! Mutig wie ein Bulle, stark wie ein Bulle, so blöd wie ein Bullenarsch!« Scale quollen die Augen aus seinem wutverzerrten Gesicht, während er den kleinen Bruder anstierte. Auch alle anderen starrten ihn an, aber das störte Calder nicht. Er liebte nichts so sehr wie Auftritte vor Publikum.
    »Guter, alter, dummer Scale! Ein toller Krieger,

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