Heldenklingen
die Hacken in die Weichen. Golding hatte dem ersten seiner namhaften Männer, der es über den Fluss schaffen würde, hundert Goldstücke versprochen, und Brüchig wollte dieses Geld. Golding hatte es allen gezeigt, wie es in einer Eisentruhe lag. Sie hatten es sogar anfassen dürfen, und die Augen aller Anwesenden hatten bei diesem Anblick geglüht. Seltsame Münzen waren das; auf beide Seiten war ein Kopf geprägt. Sie kamen aus der Wüste, aus einem fernen Land, hatte jemand gesagt. Sutt hatte keine Ahnung, wie Glama Golding an Wüstenmünzen kam, aber es interessierte ihn auch nicht besonders.
Gold war Gold.
Und es war schon fast zu einfach. Die Unionisten flüchteten – erschöpft, stolpernd, heulend – , und Sutt beugte sich einfach aus dem Sattel und hieb auf sie ein, erst auf einer, dann auf der anderen Seite, zack, zack, zack . Genau das war es schließlich, weswegen Sutt in dieses Geschäft eingestiegen war, nicht wegen der Herumschleicherei, den Kundschaftergängen, den ständigen Rückzügen und der Suche nach dem idealen Ort, den man dann aber nie erreichte. Allerdings hatte er sich nie offen zu den Unzufriedenen gesellt, die dauernd maulten. O nein. Er hatte gesagt, dass der Schwarze Dow ihnen über kurz oder lang einen rotblutigen Tag bringen würde, und nun war er da.
Das Töten verlangsamte jedoch sein Fortkommen. Mit gerunzelter Stirn blickte er nach links in den Wind und sah, dass er nicht mehr an vorderster Front ritt. Feder war an ihm vorbeigezogen, tief über den Sattel gebeugt. Der kümmerte sich nicht um die Arbeit, die hier zu tun war, sondern preschte durch eine Karnickelhorde von Südländern, die Uferböschung hinunter und in die Furt.
Sutt wollte verdammt sein, wenn er sich von einem Lügner wie Hengul Feder die hundert Münzen wegschnappen ließ. Er spornte sein Pferd weiter an, Wind und Mähne in den Augen, die Zunge zwischen die große Lücke in seinen Zähnen gedrückt. Das Wasser spritzte auf, als er in den Fluss ritt, und links und rechts zappelten Unionisten bis zu den Hüften im Wasser. Wieder trieb er sein Pferd an, die Augen allein auf Feders Rücken gerichtet, der gerade auf das Kiesbett am anderen Ufer trabte und …
Und aus dem Sattel flog, während ihm das Kriegsgeheul in blutigen Spritzern vom Mund gerissen wurde.
Brüchig war sich nicht sicher, ob er jubeln sollte oder nicht, als Feders Leichnam im Wasser trudelte. Ein Vorteil war natürlich, dass er jetzt selbst ganz vorn in Goldings Truppe ritt. Ein Nachteil war jedoch, dass ihm ein seltsam aussehender Dreckskerl im Weg stand, gut gerüstet und mit einem guten Pferd, in der einen Hand eine kurze Klinge und die Zügel, in der anderen einen langen Degen, der in der Sonne glänzte, noch nass von Feders Blut. Er trug einen schlichten, runden Helm mit einem Sehschlitz, unter dem sich nur ein breiter Mund mit zusammengebissenen Zähnen zeigte. Ganz allein ritt er Goldings Kavallerie entgegen, während der Rest der Unionisten in die andere Richtung flüchtete.
Inmitten der Gier und Blutrünstigkeit, die Sutt empfand, machte sich ein nagender Zweifel breit, der ihn das Pferd nach rechts lenken ließ, so dass sein Schild zwischen ihn und den stahlgerüsteten Kerl kam. Und das war auch gut so, weil einen Wimpernschlag später das lange Eisen so schwer gegen Sutts Schild krachte, dass ihm sein Schutz beinahe weggerissen worden wäre. Das kurze Eisen stach nach ihm, noch bevor das krachende Geräusch des Aufpralls verhallt war, und es hätte Sutt mitten in der Brust getroffen, wäre nicht rein zufällig sein eigenes Schwert dem Hieb in die Quere gekommen.
Bei den Toten, dieser Kerl war verdammt schnell. Sutt wollte es nicht glauben, wie geschmeidig er sich unter der schweren Rüstung bewegte. Die Klingen blitzten ihm aus dem Nichts entgegen. Sutt gelang es, die kurze abzuwehren, aber die Wucht des Schlages warf ihn beinahe aus dem Sattel. Noch während er nach hinten wippte, versuchte er selbst auszuholen und brüllte aus vollem Hals: »Stirb, du verdammter – uh ?« Seine rechte Hand war nicht mehr da. Er starrte auf den Stumpf, aus dem das Blut hervorschoss. Wie war das geschehen? Im Augenwinkel registrierte er eine Bewegung, fühlte ein Krachen in seiner Brust, und sein Schmerzensschrei wurde von einem Krächzen unterbrochen.
Er stürzte aus dem Sattel, kein Atem mehr in den Lungen, fiel platschend ins kalte Wasser, und nun war da nichts mehr außer den Luftblasen, die um sein Gesicht blubberten.
Der zahnlückige
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