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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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werd…«
    »Lass ihn in Ruhe«, sagte Beck.
    »Ach ja? Und was ist dein Name, Großmaul?«
    Beck ging zu Kreuzfuß hinüber und versetzte ihm einen harten Tritt in die Nüsse. »Das ist mein Name!« Er trat weiter zu, auch als Kreuzfuß sich zusammenkrümmte, und ließ die ganze Wut aus sich herausströmen. »Das ist mein Name! Das ist mein verdammter Scheiß-Name, hast du ihn jetzt oft genug gehört?«
    »Ich störe nur ungern.«
    »Was?«, zischte Beck und fuhr mit geballten Fäusten herum.
    Ein großer Mann stand hinter ihm, einen halben Kopf größer als Beck vielleicht, und der Pelz, den er über den Schultern trug, schimmerte feucht vom Regen. Über eine Seite seines Gesichts zog sich die größte und hässlichste Narbe, die Beck je gesehen hatte, und das Auge auf dieser Seite war kein Auge, sondern eine Kugel aus totem Metall.
    »Mein Name ist Caul Espe.« Die Stimme war ein heiseres, tiefes Flüstern.
    »Joh«, krächzte Beck. Er hatte Geschichten über diesen Mann gehört. Das hatte jeder. Man erzählte sich, dass Espe jene Dinge tat, die dem Schwarzen Dow selbst zu finster waren. Man erzählte sich, er habe bei Schwarzenquell gekämpft, an der Cumnur, bei Dunbrec und auf den Hohen Höhen, an der Seite des alten Rudd Dreibaum und mit dem Hundsmann. Und auch mit dem Blutigen Neuner. Dann sei er übers Meer nach Süden gegangen und habe die Zauberkunst erlernt. Sein Auge, so hieß es, habe er willentlich gegen das silberne eingetauscht, das ihm eine Hexe gemacht hatte, und mit diesem Auge konnte er sehen, was andere dachten.
    »Der Schwarze Dow hat mich geschickt.«
    »Joh«, hauchte Beck, dem die Haare zu Berge standen.
    »Um einen von denen da zu holen. Den Unionsoffizier.«
    »Das ist wohl der da.« Colving stupste mit dem Fuß den Mann mit dem abgerissenen Ärmel an, der daraufhin aufstöhnte.
    »Na, wenn das nicht die Hündin vom Schwarzen Dow ist!« Kreuzfuß grinste zu Espe hinauf, mit rot schimmernden Zähnen, und auch seine Verbände färbten sich wieder rot. »Warum bellst du nicht mal, Espe! Bell gefälligst, du Arschloch!« Beck konnte es kaum glauben. Keiner von ihnen konnte das. Vielleicht wusste der Mann, dass ihm seine Bauchwunde den Tod bringen würde, und er war darüber verrückt geworden.
    »Hm.« Espe zupfte sich die Hosenbeine ein wenig hoch, um so leichter in die Knie gehen zu können, und seine Stiefel bohrten sich dabei ein wenig tiefer in den nassen Boden. Als er sich hingehockt hatte, war plötzlich ein Messer in seiner Hand. Nur ein kleines, dessen Klinge kaum länger war als ein Finger. Sie schimmerte rot, orange, gelb. »Du weißt also, wer ich bin?«
    »Caul Espe, und ich habe keine Angst vor einem verdammten Hund!«
    Espe hob die Braue über seinem gesunden Auge. Die Braue über der Metallkugel bewegte sich kaum. »Tja, da bist du ja ein richtiger Held.« Damit stach er Kreuzfuß mit der Klinge in die Wade. Ohne allzu viel Schwung. Wie Beck vielleicht seinen kleinen Bruder mit einem Finger gepiekt haben würde, um ihn an einem frostigen Morgen zu wecken. Das Messer fuhr geräuschlos ins Bein und wieder heraus, und Kreuzfuß zischte und wand sich.
    »Die Hündin des Schwarzen Dow bin ich also?« Espe piekte ihn in das andere Bein, und die Klinge glitt jetzt tiefer in den Oberschenkel. »Es ist wahr, dass ich ein paar beschissene Arbeiten erledigen muss.« Wieder piekte er den Gefangenen, diesmal an der Hüfte. »Ein Hund kann aber kein Messer halten, oder?« Er klang nicht wütend, und er sah auch nicht so aus. Beinahe eher gelangweilt. »Ich schon.« Piek, piek.
    »Gah!« Kreuzfuß zuckte und spuckte. »Wenn ich ein Messer hätte …«
    »Wenn?« Espe piekte ihn in die Seite, wo der Verband saß. »Hast du aber nicht. Da kann man nichts machen.« Kreuzfuß krümmte sich nun zusammen, und Espe stach ihn in den Rücken. »Aber ich. Guck mal.« Piek, piek, piek. »Sieh dir das an, du Held.« Er stach ihn nun von hinten in die Beine, in den Hintern, überall hin, und das Blut sickerte in dunklen Ringen in seine Hosen.
    Kreuzfuß stöhnte und erschauerte, und Espe blies die Wangen auf und wischte sein Messer am Ärmel des Unionisten ab, bis die goldene Stickerei rot glänzte. »Na gut.« Der Unionist stöhnte auf, als Espe ihn mit einem Ruck auf die Beine stellte, während das kleine Messer wieder in einer Scheide an seinem Gürtel verschwunden war. »Den hier nehme ich mit.«
    »Was sollen wir mit dem anderen machen?« Beck merkte, dass seine Stimme ganz dünn klang. Er deutete auf

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