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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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– gucken, wer den Längsten hat? Es geht nicht darum, wie du bestückt bist, sondern darum, was du mit ihm machen kannst.«
    »Man könnte über Kraft sicherlich dasselbe sagen.«
    »Oder über Arglist.« Schweigen, nur Schweigen. Calder mochte keine schweigsamen Männer. Ein Angeber wie Golding, ein jähzorniger Mann wie Zehnweg, selbst ein grausamer Mann wie der Schwarze Dow, sie alle gaben einem etwas in die Hand, womit man arbeiten konnte. Ein schweigsamer Mann wie Eisenkopf gab nichts preis. Schon gar nicht im Dunkeln, wo Calder noch nicht einmal seine Gedanken erraten konnte.
    »Ich brauche deine Hilfe«, versuchte er es.
    »Denk an fließendes Wasser.«
    »Damit doch nicht.«
    »Womit dann?«
    »Ich habe gehört, der Schwarze Dow will meinen Tod.«
    »Dann weißt du mehr als ich. Aber wenn es so wäre, was ginge es mich an? Wir lieben dich nicht alle so sehr, wie du dich selbst liebst, Calder.«
    »Du wirst schon bald selbst Verbündete brauchen, und das weißt du auch.«
    »Weiß ich das?«
    Calder schnaubte. »Ein Narr steigt nicht so hoch auf wie du, Eisenkopf. Der Schwarze Dow hat für dich nicht mehr übrig als für mich, würde ich sagen.«
    »So, er hat für mich nichts übrig? Hat er mich nicht auf den Ehrenplatz gestellt? In die erste Reihe und in die Mitte, mein Junge?!«
    Calder beschlich das unangenehme Gefühl, dass ein spöttisches Lachen in Eisenkopfs Stimme mitschwang. Aber hier zeigte sich ein kleiner Spalt, und er hatte keine andere Wahl, als mit seinem verächtlichsten Glucksen anzugreifen. »Der Ehren platz? Der Schwarze Dow? Er hat sich gegen den Mann gestellt, der sein Leben verschont hat, und die Kette meines Vaters für sich selbst gestohlen. Der Ehren platz? Er hat das getan, was ich mit dem Mann täte, den ich am meisten fürchtete. Er hat dich dort hingestellt, wo der Feind mit der größten Wucht angreifen wird. Mein Vater hat immer gesagt, du warst der härteste Kämpfer im ganzen Norden, und das weiß der Schwarze Dow. Er weiß, dass du nie zurückweichst. Also setzt er dich dort ein, wo dir deine eigene Stärke zum Verhängnis werden wird. Und wer wird davon profitieren? Wer wird aus den Kämpfen herausgehalten? Zehnweg und Golding.« Er hatte darauf gehofft, dass dieser letzte Name eine gewisse Reaktion hervorrufen würde, aber Eisenkopf bewegte kein Härchen. »Sie bleiben zurück, während du, mein Bruder und der Vater meiner Frau das Kämpfen übernehmen. Ich hoffe, deine Ehre ist in der Lage, ein Messer abzuwehren, falls sich einmal eines gegen deinen Rücken richten sollte.«
    Ein Aufstöhnen. »Endlich.«
    »Endlich was?«
    Das Geräusch von Pisse, die nach unten spritzte. »Das. Weißt du, Calder, du hast es doch selbst gesagt.«
    »Was habe ich gesagt?«
    »Ein Narr steigt nicht so hoch auf wie ich. Ich bin noch längst nicht überzeugt, dass der Schwarze Dow meinen Untergang wünscht, oder auch deinen. Und selbst wenn er das täte, welche Hilfe könntest du mir anbieten? Das Lob deines Vaters? Das verlor den größten Teil seines Wertes, als er bei den Hohen Höhen überwunden wurde, und den Rest hat der Blutige Neuner erledigt, als er ihm den Schädel zu Brei geschlagen hat. Ups .« Calder merkte, dass Pisse über seine Stiefel spritzte. »’tschuldige. Wir sind halt nicht alle so geschickt mit unseren Schwänzen wie du. Ich denke mal, ich werde weiter zu Dow halten, obwohl mich dein Bündnisangebot natürlich sehr rührt.«
    »Der Schwarze Dow kann dir nichts anderes bieten als Krieg und die Angst, die alle Männer vor ihm haben. Wenn er stirbt, fällt das ganze Gebilde in sich zusammen.« Schweigen, und Calder fragte sich, ob er einen Schritt zu weit gegangen war.
    »Hm.« Mit einem metallischen Klappern schloss Eisenkopf seinen Gürtel. »Dann bring ihn halt um. Aber bevor du das tust, breite deine Lügen vor anderen Ohren aus. Und such dir eine andere Pissgrube, es sei denn, du willst in dieser hier ersaufen.« Calder, der nahe am Rand stand, bekam einen Klaps auf den Rücken, gerade fest genug, dass er mit den Armen rudern musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als er wieder sicher auf den Beinen stand, war Eisenkopf verschwunden.
    Calder verharrte einen Augenblick. Bei diesem Gespräch war er sich nicht sicher, was er mit seinen Worten gesät haben mochte und welche Ernte er sich erwarten konnte. Aber das musste kein schlechtes Zeichen sein. Er hatte erfahren, dass Cairm Eisenkopf ein wesentlich tiefgründigerer Mann war, als man es ihm auf dem

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