Heldenklingen
gegeben hatten, einander umzubringen, aber er hatte trotzdem das Gefühl, einem alten Freund und nicht einem alten Feind zu begegnen. »Was zur Hölle machst denn du da drüben?«
»Ein Haufen Jungs vom Hundsmann sind hier in der Gegend. Fremder-klopf-an und seine Crinna-Ärsche sind ohne Einladung hier aufgetaucht, und wir haben ihnen höflich die Tür gezeigt. Euer Häuptling sucht sich ja wirklich ein paar durchgeknallte Verbündete, das muss ich schon sagen.«
Kropf sah zu einigen Unionssoldaten hinüber, die sich im Fackellicht auf der anderen Brückenseite sammelten. »Von deinem könnte ich dasselbe sagen.«
»Tja. So sind nun mal die Zeiten. Was kann ich für dich tun, Kropf?«
»Ich habe hier ein paar Gefangene, die euch der Schwarze Dow zurückgeben will.«
Hartbrot sah äußerst misstrauisch aus. »Seit wann hat Dow je irgendwas zurückgegeben?«
»Er fängt eben jetzt damit an.«
»Es ist wohl nie zu spät, sich zu ändern, was?« Hartbrot wandte sich halb um und rief ein paar Worte in der Unionssprache der Union ins Dunkel.
»Nee, wohl nicht«, brummte Kropf unterdrückt, obwohl er sich nicht besonders sicher war, dass Dow sich wirklich so grundlegend geändert hatte.
Ein Mann kam wachsamen Schrittes vom Südufer auf sie zu. Er trug eine Unionistenuniform, die auf einen hohen Rang schließen ließ, obwohl er noch jung war und ziemlich gut aussah. Er nickte Kropf zu, und Kropf nickte zurück, dann wechselte er ein paar Worte mit Hartbrot, sah zu den Verwundeten hinüber, die ihm langsam entgegenkamen, und ihm klappte die Kinnlade hinunter.
Kropf hörte hinter sich schnelle Schritte und registrierte aus dem Augenwinkel eine Bewegung. »Was zur …«, setzte er an und griff nach seinem Schwert, aber noch bevor ihm bewusst wurde, dass er es gar nicht bei sich hatte, war schon jemand in Windeseile an ihm vorbeigerannt. Die junge Frau, die sich direkt in die Arme des Mannes stürzte. Der fing sie auf, sie hielten einander fest und küssten sich, und Kropf sah mit erhobenen Augenbrauen zu, während seine Hand noch immer an der leeren Stelle herumfingerte, wo sich normalerweise sein Schwertgriff befand.
»Das war jetzt etwas unerwartet«, sagte er.
Hartbrots Augenbrauen befanden sich auf ähnlicher Höhe. »Vielleicht begrüßen sich Männer und Frauen in der Union immer so.«
»Dann sollte ich vielleicht umziehen.«
Kropf lehnte sich gegen die zernarbte Brüstung der Brücke. Stand neben Hartbrot da und sah den beiden zu, wie sie sich umarmten, die Augen geschlossen, und sich im Licht der Fackel leise hin und her wiegten, als tanzten sie zu einem langsamen Lied, das außer ihnen niemand hörte. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr. Trost oder Erleichterung oder Liebe. Die Worte waren Kropf zweifelsohne fremd, und das nicht nur, weil es eine andere Sprache war. Er sah den Verwundeten zu, wie sie um das Pärchen herumgingen, während ein Funke Hoffnung ihre erschöpften Gesichter erleuchtete. Zurück zu den eigenen Leuten. Ziemlich mitgenommen, das schon, aber am Leben. Kropf musste zugeben, dass es zwar eine kühle Nacht zu werden versprach, aber dass in ihm ein wenig Wärme aufflackerte. Vielleicht nicht ganz so wie die wilde Erregung, die durch die Adern strömte, wenn man einen Kampf gewonnen hatte, nicht wie der heiße Kitzel eines Sieges. Aber dafür vielleicht beständiger.
»Ist ein gutes Gefühl«, sagte er, während er zusah, wie der Soldat den Arm um die Schultern der jungen Frau legte und die beiden über die Brücke zum Südufer gingen. »Dass man zumindest ein paar Menschen in diesem ganzen Durcheinander glücklicher machen kann. Das fühlt sich richtig gut an.«
»Joh.«
»Da fragt man sich, wieso man sich dafür entscheidet, das zu tun, was wir nun einmal tun.«
Hartbrot atmete tief ein. »Vielleicht, weil wir für alles andere zu feige sind.«
»Da könntest du Recht haben, verdammt.« Die Frau und der Offizier verblassten in der Dunkelheit, die letzten Verwundeten trotteten hinter ihnen her. Kropf stieß sich von der Brüstung ab und wischte sich die Feuchtigkeit von den Händen. »Also, dann wollen wir mal wieder, was?«
»Dann wollen wir mal wieder.«
»War schön, dich zu sehen, Hartbrot.«
»Ging mir genauso.« Der alte Krieger wandte sich um und folgte den anderen zum Südufer. »Lass dich nicht abmurksen, klar?«, rief er Kropf noch über die Schulter zu.
»Ich werd’s versuchen.«
Espe wartete auf der anderen Brückenseite und reichte Kropf sein Schwert. Der Anblick
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