Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
seines Metallauges, das inmitten seines schiefen Lächelns glänzte, verjagte jedes sanfte Gefühl so gründlich wie der Anblick des Jägers ein Kaninchen.
    »Hast du je überlegt, eine Augenklappe zu tragen?«, fragte Kropf, während er sein Schwert durch die Gürtelschlaufe schob.
    »Hab’s mal ’ne Weile versucht.« Espe machte mit dem Zeigefinger eine kreisende Bewegung vor der Narbe rund um sein Auge. »Hat gejuckt wie Sau. Und da hab ich mir gedacht, wieso sollte ich die tragen – nur, damit andere ein besseres Gefühl haben? Wenn ich damit leben kann, dass mein Gesicht so aussieht, dann können die wohl auch damit leben, dass sie mich so ansehen müssen. Oder sie können mich sowieso am Arsch lecken.«
    »Da ist natürlich was dran.« Schweigend gingen sie weiter durch die wachsende Dunkelheit. »Tut mir leid, dass ich den Posten angenommen habe.«
    Espe sagte nichts.
    »Dows Carls anzuführen, meine ich. Eigentlich hätte er wohl dir gebührt.«
    Espe zuckte die Achseln. »Ich bin nicht gierig. Ich habe gesehen, was Gier aus den Leuten macht. Sie führt einen direkt in den Schlamm, so viel weiß ich. Ich will nur, was mir zusteht. Nicht mehr, nicht weniger. Ein bisschen Respekt .«
    »Das erscheint mir nicht zu viel verlangt. Und ich werde die Aufgabe sowieso nur so lange übernehmen, wie diese Schlacht noch dauert, dann höre ich auf. Wahrscheinlich wird Dow dann dich als Stellvertreter wollen.«
    »Vielleicht.« Wieder herrschte Schweigen, und dann wandte sich Espe plötzlich um. »Du bist ein anständiger Kerl, oder nicht, Kropf? Das sagen die Leute doch jedenfalls. Es heißt immer, du seist aufrecht und ehrlich. Wie hältst du das durch?«
    Kropf war gar nicht überzeugt davon, dass dem wirklich so war. »Ich versuche wohl, das Rechte zu tun. Das ist alles.«
    »Wie schaffst du das? Ich habe es versucht. Hab’s nicht hingekriegt. Konnte auch nicht erkennen, was ich damit gewonnen hätte.«
    »Das ist wahrscheinlich das Problem. Wenn ich was Gutes tat, und die Toten wissen, dass das wirklich nicht so oft der Fall war, dann habe ich es einfach nur um der Sache selbst willen getan. Man muss es tun, weil man einfach davon überzeugt ist.«
    »Dann ist es aber doch kein Opfer, wenn man es sowieso tun will, oder? Wieso wird man ein Held, weil man tut, was man will? Das mache ich doch auch.«
    Kropf konnte nur mit den Achseln zucken. »Ich weiß die Antwort nicht. Ich wünschte, das täte ich.«
    Espe drehte gedankenverloren an dem Ring, den er am kleinen Finger trug, und der rote Stein glänzte. »Wahrscheinlich geht’s einfach nur darum, jeden Tag irgendwie zu überstehen.«
    »So sind nun mal die Zeiten.«
    »Glaubst du, es wird mal andere geben?«
    »Das können wir zumindest hoffen.«
    »Kropf!« Sein Name flog ihm entgegen, und er fuhr herum, spähte mit gerunzelter Stirn ins Dunkel, fragte sich, wem er kürzlich in die Quere gekommen sein mochte. So ungefähr allen, dachte er bei sich. Er hatte sich mit einem Schlag einen verdammten Haufen von Feinden gemacht, als er Ja zum Schwarzen Dow gesagt hatte. Seine Hand verirrte sich wieder an seinen Schwertgriff, und wenigstens befand sich die Waffe dieses Mal an der erwarteten Stelle. Dann lächelte er. »Flut! Irgendwie scheine ich jetzt dauernd alten Bekannten zu begegnen.«
    »Das ist nun mal so, wenn man so ein alter Drecksack ist wie du.« Flut kam ebenfalls grinsend auf ihn zu, humpelnd wie immer.
    »Wusste ich’s doch, dass das auch seine guten Seiten haben muss. Du kennst sicher Caul Espe?«
    »Ich kenne seinen Ruf.«
    Espe zeigte die Zähne. »Und ist der nicht schön?«
    »Wie lief es denn heute hier mit Reichel?«, fragte Kropf.
    »Ziemlich blutig«, gab Flut zurück. »Hatte ein paar junge Burschen, die mich Häuptling nannten. Zu jung. Sind jetzt alle bis auf einen wieder zu Schlamm geworden.«
    »Tut mir leid.«
    »Mir auch. Aber wir sind im Krieg. Dachte, ich könnte vielleicht wieder zu deinem Dutzend stoßen, falls du mich haben willst, und ich dachte, ich könnte diesen Kerl hier vielleicht mitbringen.« Flut deutete mit dem Daumen neben sich. Dort stand, vorsichtig im Schatten bleibend, ein großer Bursche, der sich in einen fleckigen grünen Mantel eingerollt hatte. Er sah zu Boden, und dunkles Haar fiel ihm in die Stirn, so dass Kropf gerade mal ein Auge aufblitzen sah. Er hatte allerdings ein gutes Schwert an seinem Gürtel, mit vergoldetem Griff. Dieses Blitzen nahm Kropf sofort wahr. »Er ist ein tüchtiger Junge. Hat sich heute

Weitere Kostenlose Bücher