Heldenklingen
immer.
»Finree.« Ihr Vater eilte zu ihr, zog sie in die Arme und hielt sie fest. Wahrscheinlich hätte sie sich nun in Tränen der Erleichterung auflösen sollen, aber letztlich war er derjenige, der sich schnell mit dem Ärmel über seine Augen fuhr. »Ich dachte, du wärst vielleicht …« Er verzog gequält das Gesicht, als er ihr blutiges Haar berührte, als könnte er es nicht ertragen, den Gedanken zu Ende zu führen. »Den Schicksalsgöttinnen sei Dank, du lebst.«
»Das habe ich dem Schwarzen Dow zu verdanken. Er war es, der mich zurückgeschickt hat.«
»Der Schwarze Dow?«
»Ja. Ich bin ihm begegnet. Ich habe mit ihm gesprochen. Er will verhandeln. Über Frieden.« Eine ungläubige Stille breitete sich aus. »Ich konnte ihn überreden, als Geste des guten Willens einige der Verwundeten freizulassen. Sechzig Mann. Mehr konnte ich nicht erreichen.«
»Sie haben den Schwarzen Dow überzeugt, Gefangene freizulassen?« Jalenhorm blies die Wangen auf. »Das ist ja ein Ding. Normalerweise ist es eher sein Stil, sie anzuzünden.«
»So ist mein Mädchen«, sagte ihr Vater, und der Stolz, der in seiner Stimme mitschwang, verursachte ihr Übelkeit.
Bayaz beugte sich vor. »Beschreiben Sie ihn.«
»Recht groß. Kräftig gebaut. Wilde Augen. Ihm fehlt das linke Ohr.«
»Wer war sonst noch bei ihm?«
»Ein älterer Mann namens Kropf, der mich später auch wieder über den Fluss gebracht hat. Ein großer Kerl mit einem vernarbten Gesicht und … einem Metallauge.« Das alles kam ihr jetzt so seltsam vor, dass sie sich beinahe fragte, ob sie sich das alles nur eingebildet hatte. »Eine schwarzhäutige Frau.«
Bayaz’ Augen verengten sich, sein Mund wurde hart, und Finree fühlte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufrichteten. »Eine dünne, schwarzhäutige Frau, in Bandagen gehüllt?«
Sie schluckte. »Ja.«
Der Erste der Magi lehnte sich langsam wieder zurück, und er und sein Diener tauschten einen langen Blick. »Sie sind da.«
»Habe ich doch gesagt.«
»Kann es denn nicht einmal einfach geradeaus gehen?«, zischte Bayaz.
»Das ist nur selten der Fall, Gebieter«, antwortete der Diener, dessen verschiedenfarbige Augen träge wieder zu Finree glitten, dann zu ihrem Vater und dann wieder zu seinem Herrn.
» Wer ist da?«, fragte der verblüffte Mitterick.
Bayaz machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten, sondern hielt den Blick auf Finrees Vater gerichtet, der zu seinem Schreibtisch getreten war und nun zu schreiben begann. »Was tun Sie da, Herr Marschall?«
»Es erscheint mir am besten, dem Schwarzen Dow zu schreiben und ein Treffen zu vereinbaren, damit wir über einen Waffenstillstand verhandel…«
»Nein«, sagte Bayaz.
»Nein?« Ein bedeutungsschweres Schweigen breitete sich aus. »Aber … es macht den Anschein, als sei er willens, vernünftig zu sein. Sollten wir nicht wenigs…«
»Der Schwarze Dow ist kein vernünftiger Mensch. Seine Verbündeten sind …« Bayaz’ Lippen kräuselten sich, und Finree zog sich den Mantel ihres Mannes fester um die Schultern. »… sind es noch weniger. Außerdem haben Sie sich heute so gut geschlagen, Herr Marschall. Sie und General Mitterick und Oberst Brock und der Hundsmann, Sie alle haben so gute Arbeit geleistet. Sie haben Boden gut gemacht und Opfer gebracht und all das. Ich habe das Gefühl, Ihre Männer hätten es verdient, es morgen noch einmal probieren zu dürfen. Nur noch einen Tag, würde ich sagen. Was ist schon ein Tag?«
Finree fühlte sich plötzlich schrecklich schwach. Ihr war schwindlig. Die Kraft, mit der sie sich irgendwie über die letzten Stunden hinweg aufrecht gehalten hatte, ließ nun rapide nach.
»Lord Bayaz …« Ihr Vater wirkte, als säße er im Niemandsland zwischen Schmerz und Verblüffung fest. »Ein Tag ist nur ein Tag. Wir würden sicherlich alles daransetzen und mit jeder Sehne kämpfen, wenn es dem König gefällt, aber es ist sehr gut möglich, dass wir nicht in der Lage sein werden, in nur einem Tag einen entscheidenden Sieg herbeizuführen.«
»Das wäre eine Frage für den morgigen Tag. Jeder Krieg ist letztlich nur das Vorspiel zu Verhandlungen, aber es geht stets darum …« Der Magus richtete den Blick an die Decke und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Darum, mit wem man spricht. Es wäre besser, wenn wir diese Nachricht einstweilen für uns behielten. Solche Dinge können die Moral verderben. Noch einen Tag, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Finrees Vater senkte gehorsam den Kopf, doch
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