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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Aufstieg, aber mit gezogenem Schwert. Von Zehnwegs Jungs sprangen einige weitere auf, und auf seiner Seite erschien nun Yon Cumber Fröhlich mit seiner Axt und seinem Schwert und seinem felsenstarren Gesichtsausdruck.
    Erst in diesem Augenblick erkannte Calder, dass die Lage sich weitaus heftiger zuspitzte, als er beabsichtigt hatte. Nicht, dass er wirklich einen echten Plan gehabt hatte. Wahrscheinlich, überlegte er, war es schlechter Stil, in dieser Gesellschaft das eigene Schwert in der Scheide zu lassen, da nun alle anderen die blanken Klingen in den Händen hielten, zumal er ja der Auslöser der ganzen Sache war. Also zog er selbst blank und grinste Zehnweg in sein blutiges Gesicht.
    Er hatte sich großartig gefühlt, als er gesehen hatte, wie sein Vater sich die Kette umlegte und auf Skarlings Thron Platz nahm, während dreihundert namhafte Männer vor dem ersten König der Nordmänner niederknieten. Er hatte sich großartig gefühlt, als er zum ersten Mal die Hand auf den Bauch seiner Frau gelegt und die ersten Tritte seines Kindes gefühlt hatte. Aber er war sich nicht sicher, ob er jemals so wilden Stolz empfunden hatte wie in dem Augenblick, da Brodd Zehnwegs Nase unter seinen Knöcheln brach.
    Dieses Gefühl hätte er gern noch viel öfter gehabt.
    »Oh, Scheiße!« Drofd stand hastig auf und trat gegen eines der Feuerscheite, sodass Funken auf Becks Mantel flogen. Der Junge fuhr erschreckt zusammen und schlug sie weg.
    Im Lager war Unruhe entstanden. In der Dunkelheit waren das Stampfen von Füßen, klingendes Metall, Rufe und Flüche zu hören. Es gab Streit, aber Beck hatte keine Ahnung, wer ihn angefangen hatte, oder auf welche Seite er sich stellen sollte. Doch nun rückte Kropfs Dutzend zusammen, und er folgte den anderen, zog das Schwert seines Vaters und stellte sich Schulter an Schulter mit seinen neuen Kameraden. Links Herrlich, die gebogene Klinge fest in der Hand, und rechts Drofd mit einem Beil, der die Zunge zwischen die Zähne klemmte. So war das alles gar nicht so schwer, wenn alle anderen dabei waren. Im Gegenteil, es wäre eher unmöglich gewesen, sich ihnen nicht anzuschließen.
    Brodd Zehnweg und ein paar seiner Jungs starrten sie über das vom Wind geduckte Feuer hinweg an. Zehnwegs verpickeltes Gesicht war voller Blut, und die Nase sah gebrochen aus. Möglicherweise war Calder das gewesen, denn der war ja gerade erst so entschlossen durchs Lager gestürmt und stand jetzt neben Kropf, das Schwert in der Hand, ein überlegenes Grinsen auf den Lippen. Aber davon abgesehen schien das Warum und Weswegen keine große Rolle zu spielen. Die Frage, die alle Anwesenden viel mehr beschäftigte, lautete eher: »Was passiert als Nächstes?«
    »Weg mit den Klingen.« Kropf sprach langsam, aber der Stahl in seiner Stimme deutete an, dass er keinen Schritt zurückweichen würde. Beck spürte plötzlich selbst Stahl in sich, als ob auch er nicht zurückweichen würde, vor nichts und niemandem.
    Zehnweg sah allerdings auch nicht besonders nachgiebig aus. »Legt erst mal eure weg.« Damit spuckte er ins Feuer.
    Beck merkte, dass er unwillkürlich einen Jungen auf der anderen Seite ansah, der vielleicht ein oder zwei Jahre älter war als er. Ein blonder Kerl mit einer Narbe auf der Wange. Sie drehten sich beide ein wenig, bis sie einander frontal gegenüberstanden. Als ob sie alle instinktiv den Kampfpartner suchten, der am besten zu ihnen passte, wie Tänzer bei einem Erntefest. Nur würde bei diesem Tänzchen vermutlich reichlich Blut fließen.
    »Legt sie weg«, grollte Kropf, und jetzt war noch mehr Stahl in seiner Stimme. Eine Warnung, die das Dutzend dazu brachte, leise näher an ihn heranzurücken und mit den Klingen zu rasseln.
    Zehnweg zeigte seine verfaulten Zähne. »Zwingt mich doch, wenn ihr könnt, ihr Wichser.«
    »Ich kann es ja mal probieren.«
    Ein Mann trat in der Dunkelheit näher. Unter seiner Kapuze war nur die scharfe Kontur seines Kinns zu erkennen, als er achtlos über die äußeren Scheite des Lagerfeuers trat und Funken seine Beine hinaufstoben. Er war sehr groß, sehr schlank und sah aus, als sei er aus Holz geschnitzt. In seinen fettigen Fingern hielt er einen Hühnerknochen, und mit der anderen Hand hatte er unter der Parierstange das größte Schwert umfasst, das Beck je gesehen hatte. Von der Spitze bis zum Knauf mochte es einem Mann bis zur Schulter reichen. Die Scheide war abgestoßen wie ein Bettlerschuh, aber der Schmuckdraht am Griff warf flackernd das Orangerot des

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